Rallye Dakar: Das Wüsten-Abenteuer des Matthias Walkner
Motorsport. Der KTM-Pilot will wieder aufs Podest – sofern ihn die umstrittenen neuen Roadbooks nicht ausbremsen.
Salzburg. Als Matthias Walkner die Rallye Dakar zum ersten und bislang letzten Mal gewann, wurde noch in Südamerika gefahren. 2018 war das, am Ende hatte der Salzburger Motorrad-Pilot die Tortur durch Peru, Bolivien und Argentinien mit der schnellsten Zeit aller Fahrzeugklassen und Teilnehmer absolviert. Seit 2020 wird das Traditionsrennen in Saudiarabien gefahren. Richtig perfekt lief es dort für Walkner mit den Gesamträngen fünf, neun und drei nicht mehr.
Am 28. Dezember bricht der 36-Jährige nun zum vierten Mal in das Königreich auf, der Startschuss für die 45. Rallye Dakar fällt am Silvestertag mit einem Prolog am Roten Meer – es ist seine bereits neunte Teilnahme am härtesten Offroad-Rennen der Welt.
Am Ende der 14 Etappen über 8500 km, 4700 davon gewertet, samt Abstecher in die Rub al-Chali („leeres Viertel“), die größte Sandwüste der Erde, soll ein Podestplatz stehen. Trotz fehlender Rennpraxis nach einer Schulteroperation. „Ich bin so gut vorbereitet, wie es möglich war, alles, was ich mir vorgenommen habe, kann ich abhaken. Ich fahre also mit einem sehr guten Gefühl nach Saudiarabien“, meint der Tennengauer. Der Podestplatz sei „sehr realistisch“.
Zu viel Taktik im Spiel
Walkners abschließendes Trainingslager in Mexiko und in den USA, wo er viele Kilometer auf Sand und Stein abspulte, verlief vielversprechend. „Nach meiner langen Pause war das Abschlusstraining enorm wichtig. Wir haben viel am Setup gearbeitet und den letzten Test wirklich dazu genutzt, um ein besseres Gefühl für das neue Motorrad zu bekommen. Das hat etwas länger gedauert als erwartet, aber es hat sich ausgezahlt.“
Die im August operierte Schulter sollte keine Probleme bereiten. „Ich denke, dass ich es so weit gut im Griff habe und sie mich bei der Dakar nicht behindern wird.“
Die Konkurrenz in Saudiarabien: Titelverteidiger Sam Sunderland (Gasgas), die Honda-Piloten Ricky Brabec und Pablo Quintanilla, außerdem Walkners KTM-Kollegen Toby Price und Kevin Benavides.
Wenig Freude haben sie alle mit dem ständig wechselnden Regelwerk, das dieses Mal die neuen „Mirror Roadbooks“mit unterschiedlichen Routenverläufen nach dem Zufallsprinzip enthält. Der Grund dafür: Zuletzt war den Veranstaltern zu viel Taktik im Spiel. So wurde etwa bewusst auf einen Tagessieg verzichtet, um die nächste Etappe nicht eröffnen zu müssen – ein Nachteil,
weil man für die anderen Fahrer Navigationsarbeit leistet. Nun sollen die Strecken bis zu 25 km variieren und Spuren-Nachfahren und Gruppenbildungen verhindern.
„Ich befürchte, dass unser Sport durch die sich ständig ändernden Regeln immer weniger zugänglich wird“, meint Walkner. Auch die Roadbook-Schreibweise ändere
sich jährlich. „Das alles beim wichtigsten Rennen des Jahres zu testen und neu zu bringen, ohne dass es irgendwelche Erfahrungswerte gibt, ist wirklich gewagt.“Meistert Walkner auch diese Herausforderung, kann er Unfälle und technische Gebrechen vermeiden, wartet am 14. Jänner das Ziel in Dammam am Persischen Golf. (joe)