„Machts es, aber machts es unter der Tuchent“
Kein Staat kommt ohne Eingriffe in den Sprachgebrauch aus. Die Regierungen verstehen George Orwells „1984“als Handlungsanleitung.
Kein Staat, totalitär oder nicht, kommt ohne Eingriffe in die Sprache aus. Wer die Sprache beherrscht, bestimmt über das Denken, um es in die erwünschte Richtung zu lenken oder ganz auszuschalten. In George Orwells „1984“wird Oldspeak (Altsprech) durch Newspeak (Neusprech) ersetzt, um die Untertanen in Goodthinker (Gutdenker) zu verwandeln. Doublethink (Doppeldenk) hilft ihnen dabei, einander widersprechende Denkweisen als gleichermaßen wahr zu betrachten. Diese Methode erzeugt Slogans wie „Krieg ist Frieden“, „Freiheit ist Sklaverei“und „Unwissenheit ist Stärke“.
Wer dabei an die russische Sprachregelung bezüglich des Krieges in der Ukraine denkt, der als „Spezialoperation“ausgeschildert ist, liegt nicht falsch. In klassisch totalitärer Tradition hat Putin seine Sprachregelung nicht den gegängelten Medien überlassen, sondern er hat sie unter der Androhung drakonischer Strafen allen Bürgern oktroyiert. Im Westen hingegen verbergen sich manipulative Spracheingriffe gern hinter den vermeintlich allerbesten Intentionen, etwa wenn Friedensfreunde sofortige Verhandlungen über einen „Kompromiss“fordern, der natürlich erzwungene Gebietsabtretungen an Russland nicht ausschließen dürfe. Was da „Kompromiss“genannt wird, meint in Wirklichkeit „Kapitulation“.
Ältere Leser erinnern sich vielleicht noch an einen Spracheingriff alpenländischer Art. Bruno Kreisky, das war der Kanzler mit dem Heiligenschein, hielt es für vorteilhaft, die an Chile, Argentinien, Syrien und andere Diktaturen gelieferten Kürassier-Panzer als zum Personentransport bestimmte „Kettenfahrzeuge“zu bezeichnen. Seine Haltung zu den Waffenexporten soll er einmal in einem sehr österreichischen und sehr sozialdemokratischen Satz zum Ausdruck gebracht haben: „Okay, machts es, aber machts es unter der Tuchent.“
Mit der Tuchent zugedeckt soll nun auch der Wahnsinnsausbruch der Gender-Avantgarde werden, die ausgerechnet in Kärnten den ersten „Leitfaden für gendergerechte Sprache im Amtsgebrauch“einführen wollte, mit „Erstland“statt „Vaterland“, „Elternteil“statt „Mutter“und „Unrechtsperson“statt „Täter“. Der Leitfaden wurde zurückgezogen. Ob die Landesregierung verstanden hat, dass die Kärntner ein anti-wokes Völkchen sind?
An Spracheingriffe haben wir uns während der Pandemie gewöhnt. Regelmäßig wurden Leute, die sich aufgrund ihrer freien Entscheidung nicht impfen ließen, als „Gefährder“an den Pranger der öffentlichen Meinung gestellt, bis sich hinlänglich herumsprach, dass die Impfung weder die Ansteckung noch die Verbreitung des Virus verhindert, sondern lediglich schwere Krankheitsverläufe mildert, während sich schwere Nebenwirkungen nicht ausschließen lassen.
Eine von so gut wie allen, nicht nur von den dafür besonders anfälligen, weil linksgrün gekaperten öffentlichrechtlichen Medien befolgte Sprachregelung schreibt vor, illegale Migranten als lediglich „irregulär“, ihre Zurückweisung hingegen als „illegal“zu bezeichnen. Überhaupt gilt der Begriff „Migrant“fast schon als halbnazi. Politisch korrekt spricht man von „Flüchtlingen“(besser: „Geflüchteten“), von denen man sich gefälligst wertvolle Beiträge zu unserer Zivilisation zu erwarten habe. Und keiner komme auf den Gedanken, die Kriminalstatistik mit der Massenmigration in Zusammenhang zu bringen!
Ob die Landesregierung verstanden hat, dass die Kärntner ein anti-wokes Völkchen sind?
Wer das tat, riskierte unter Twitter, gecancelt oder mit einem „shadow ban“belegt zu werden. Darunter versteht man die bisher fast ausschließlich gegen Konservative angewendete Methode, einen geposteten Tweet zwar für den Autor stehenzulassen, aber seine Verbreitung zu blockieren. Es bleibt abzuwarten, ob sich das unter Elon Musk unter geänderten Vorzeichen wiederholen wird. Die politische Sprachregelung ist für die Regierungen jedenfalls zu wichtig, um sie einem Amateur wie Musk zu überlassen.