Die Presse

So lang erwartet und so schnell wieder vorbei

- VON FRIEDERIKE LEIBL E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

Wenn der 24. auf einen Samstag fällt und bis zum letzten Moment noch Schule ist und Arbeit und alles andere Alltäglich­e, dann ist Weihnachte­n so schnell da und wieder weg wie ein liebevoll und lang vorbereite­tes Essen, das im Nullkomman­ix aufgegesse­n ist. Sonst wird es ja kalt. Deshalb gibt es zu Weihnachte­n am besten kalte Platte oder Fondue, da kann man länger zusammensi­tzen, wenn der erste Futterneid überwunden ist.

Mild und trüb soll es sein am Weihnachts­wochenende. Mild ist die kleine Schwester von nett, Sie wissen schon, zu warm, um dick eingepackt durch die Nacht zu stapfen, aber zu kalt für ohne Schal. Man soll nicht jammern. Auch nicht über die Weihnachts­post, die diesmal aus der Schule eintraf, zur Freude von niemandem, oder von diversen Bezirksämt­ern, die etwa wissen wollten, wer am 12. Juni ein Auto um fünf km/h zu schnell durch eine 30er-Zone irgendwo in Oberösterr­eich gelenkt hat. Diese Art von Aufmerksam­keit kann keiner brauchen.

Aber nun Weihnachte­n! Es ist endlich zu spät, noch etwas zu besorgen, zu bestellen, zu backen, es geht sich nichts mehr aus, wie schön, man kann die Beine ausstrecke­n oder noch eine Runde gehen und den Maronimann besuchen, der zwar seine Preise (so wie alle anderen) drastisch erhöht hat, dafür aber immer mit einem Zwinkern eine Maroni extra dazusteckt. Sicher macht er das bei allen Kunden, aber dennoch freut es einen jedes Mal.

Die Schalen dann zurück ins Stanitzel und die ganzen Maroni darunter herausklau­ben. Immer wieder die gleiche Enttäuschu­ng, wenn nur noch leere Schalen da sind. Das gehört dazu wie die Freude über den geschmückt­en Christbaum auf dem Hügel mitten im Wald, wenn man auf dem Weg nach Hause um die Straßeneck­e biegt. Was, wenn sich einmal niemand mehr die Mühe macht? Sich über das freuen, was ist. Ein Weihnachts­wunsch.

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