Das Vertrauen in ein „Es wird alles gut werden“
Weihnachten. Der Ukraine-Krieg und seine Folgen stellen viele für selbstverständlich gehaltene Gewissheiten infrage. Österreich ist dennoch in einer guten Position, um die neuen Aufgaben zu meistern.
Mögest du doch endlich zu Ende gehen, 2022! Dieser kollektive Seufzer immerhin scheint sie noch zu einen, unsere fast schon reflexhaft als gespalten beschriebene Gesellschaft. Das auslaufende Jahr war ursprünglich dazu bestimmt, den Klammergriff der Pandemie ein für alle Mal zu lösen. Die Pläne für ein unbeschwerteres Leben unter Menschen ohne Abstand und Vorsicht waren geschmiedet. Doch Wladimir Putin setzte mit dem Überfall auf die Ukraine, diesem bis dahin undenkbaren Angriffskrieg mitten in Europa, einen grausamen Kontrapunkt. Plötzlich erscheint eine Rückkehr in die Corona-„Normalität“fast als gnädige Alternative zu jener Realität, die das heurige Weihnachtsfest umrahmt. Über allem hängt die Befürchtung, dass der Krieg, dem die Ukrainer im Februar ein unvorstellbares Jahr lang ausgesetzt sein werden, noch lang kein Ende findet, ja, sich womöglich weiter ausbreitet.
Die gesellschaftlichen Verwerfungen, die in zig Lockdowns ihren Anfang genommen haben, werden nun durch Inflation, Energiekrise und trübe wirtschaftliche Aussichten tendenziell noch verstärkt. Mehr noch: Viel von dem berechtigten Vertrauen in ein „Es wird schon alles gut werden“geht gerade in Teilen einer fassungslosen Gesellschaft verloren, die über Generationen nur ein Besser, Schöner, Größer kannte.
Dieses Gefühl auszusprechen und zu konstatieren darf aber nur ein erster Schritt sein. Gibt es doch ein wirksames Gegenmittel gegen das Gefühl von fortgesetztem Kontrollverlust und aufkommender Panik. Umfassende Information über die tatsächlichen Hintergründe, die einen ruhigen Blick auf die Fakten ermöglicht: Trotz der allgegenwärtigen Verwerfungen und schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ist Österreich immer noch ein Ort des Wohlstands, der Sicherheit und des Friedens und befindet sich in einer guten Position, um die gestellten Aufgaben zu meistern. Dürfte man einen Platz auf der Welt aussuchen, um sein Leben zu gestalten, das kleine Land inmitten von Europa stünde wohl weit oben auf der Liste.
Für viele junge Künstlerinnen und Künstler steht auf dieser Liste Wien mit seinen Kunstakademien ganz oben. Für Alexandre Diop war das etwa so. Er übernahm heuer die schon traditionelle künstlerische Intervention in unsere Weihnachtsausgabe. Im nebenstehenden Interview mit Almuth Spiegler erläutert er seine Serie „Köpfe“.
Ihnen allen, geschätzte Leserinnen und Leser, ihren Familien, Freunden und Lieben wünscht „Die Presse“ein gesegnetes Weihnachtsfest! Und möge für uns alle bald die verblüffende Magie der Tage zwischen den Jahren schlagend werden: Aus erschöpft und verzagt wird zunächst ausgeruht und gelassen, daraus dann über eine Silvesternacht ein Neubeginn voller Energie und Zuversicht.
Ihnen wünschen der „Presse“-Verlag und die „Presse“-Redaktion frohe und gesegnete Weihnachten. Bleiben Sie gesund und zuversichtlich!