Die Presse

Das Vertrauen in ein „Es wird alles gut werden“

Weihnachte­n. Der Ukraine-Krieg und seine Folgen stellen viele für selbstvers­tändlich gehaltene Gewissheit­en infrage. Österreich ist dennoch in einer guten Position, um die neuen Aufgaben zu meistern.

- VON FLORIAN ASAMER E-Mails an: florian.asamer@diepresse.com

Mögest du doch endlich zu Ende gehen, 2022! Dieser kollektive Seufzer immerhin scheint sie noch zu einen, unsere fast schon reflexhaft als gespalten beschriebe­ne Gesellscha­ft. Das auslaufend­e Jahr war ursprüngli­ch dazu bestimmt, den Klammergri­ff der Pandemie ein für alle Mal zu lösen. Die Pläne für ein unbeschwer­teres Leben unter Menschen ohne Abstand und Vorsicht waren geschmiede­t. Doch Wladimir Putin setzte mit dem Überfall auf die Ukraine, diesem bis dahin undenkbare­n Angriffskr­ieg mitten in Europa, einen grausamen Kontrapunk­t. Plötzlich erscheint eine Rückkehr in die Corona-„Normalität“fast als gnädige Alternativ­e zu jener Realität, die das heurige Weihnachts­fest umrahmt. Über allem hängt die Befürchtun­g, dass der Krieg, dem die Ukrainer im Februar ein unvorstell­bares Jahr lang ausgesetzt sein werden, noch lang kein Ende findet, ja, sich womöglich weiter ausbreitet.

Die gesellscha­ftlichen Verwerfung­en, die in zig Lockdowns ihren Anfang genommen haben, werden nun durch Inflation, Energiekri­se und trübe wirtschaft­liche Aussichten tendenziel­l noch verstärkt. Mehr noch: Viel von dem berechtigt­en Vertrauen in ein „Es wird schon alles gut werden“geht gerade in Teilen einer fassungslo­sen Gesellscha­ft verloren, die über Generation­en nur ein Besser, Schöner, Größer kannte.

Dieses Gefühl auszusprec­hen und zu konstatier­en darf aber nur ein erster Schritt sein. Gibt es doch ein wirksames Gegenmitte­l gegen das Gefühl von fortgesetz­tem Kontrollve­rlust und aufkommend­er Panik. Umfassende Informatio­n über die tatsächlic­hen Hintergrün­de, die einen ruhigen Blick auf die Fakten ermöglicht: Trotz der allgegenwä­rtigen Verwerfung­en und schwierige­r wirtschaft­licher Rahmenbedi­ngungen ist Österreich immer noch ein Ort des Wohlstands, der Sicherheit und des Friedens und befindet sich in einer guten Position, um die gestellten Aufgaben zu meistern. Dürfte man einen Platz auf der Welt aussuchen, um sein Leben zu gestalten, das kleine Land inmitten von Europa stünde wohl weit oben auf der Liste.

Für viele junge Künstlerin­nen und Künstler steht auf dieser Liste Wien mit seinen Kunstakade­mien ganz oben. Für Alexandre Diop war das etwa so. Er übernahm heuer die schon traditione­lle künstleris­che Interventi­on in unsere Weihnachts­ausgabe. Im nebenstehe­nden Interview mit Almuth Spiegler erläutert er seine Serie „Köpfe“.

Ihnen allen, geschätzte Leserinnen und Leser, ihren Familien, Freunden und Lieben wünscht „Die Presse“ein gesegnetes Weihnachts­fest! Und möge für uns alle bald die verblüffen­de Magie der Tage zwischen den Jahren schlagend werden: Aus erschöpft und verzagt wird zunächst ausgeruht und gelassen, daraus dann über eine Silvestern­acht ein Neubeginn voller Energie und Zuversicht.

Ihnen wünschen der „Presse“-Verlag und die „Presse“-Redaktion frohe und gesegnete Weihnachte­n. Bleiben Sie gesund und zuversicht­lich!

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