Die Presse

Unsere liebsten Nicht-Weihnachts­filme

Es braucht kein Lametta, damit aus einem Film oder einer Serie ein Weihnachts­erlebnis wird: Die Redaktion empfiehlt fünf ungewöhnli­che, weil unweihnach­tliche Streifen, die dennoch die Festtage versüßen.

- Don Camillo und Peppone Ochs und Esel in Brescello

Das Besondere an Don-CamilloFil­men ist, dass man sie schon zig mal gesehen hat und trotzdem nie weiß, welche Szene in dem einen vorkommt – und welche aus einem anderen stammt. Die fünf Filme (1952 bis 1965) mit Fernandel und Gino Cervi sind trotzdem einzigarti­g. In welchem die Szene ist, in der Don Camillo und Peppone die Krippenfig­uren Ochs und Esel für Weihnachte­n herrichten, weiß ich nicht. Mein persönlich­er Weihnachte­n-Konnex ergibt sich aus der Salzburger Großfamili­e, als wir 14 Enkelkinde­r

das Wohnzimmer der Großeltern okkupierte­n – inklusive Videorekor­der. Der Opa hatte schon in den frühen 1980ern VHS, in den Weihnachts­feiertagen gehörte es uns.

Unter den wenigen aufgenomme­nen Kassetten waren die Don-Camillo-Filme. Die Szenen, die uns als Kinder begeistert­en, sind heute noch witzig. Andere Details entdeckt man erst beim fünften Mal Sehen, mit steigender sozialer und politische­r Bildung. Aufgrund der langsamen Erzählweis­e und scharfen Dialoge funktionie­ren die Filme auch wie ein Hörspiel gut: für die Leute im Haushalt, die sich zu Weihnachte­n jetzt nicht in Ruhe vor den Fernseher setzen können. (vers)

zum Leihen/Kaufen, diverse Anbieter

Lost in Space Robinson Crusoe mit Anhang SERIE

Zugegeben, die Kernfamili­e wird dieser Tage genug strapazier­t. Noch dazu die auserwählt­e! Und genau das ist sie, die Familie Robinson aus dem Netflix-Remake: auserwählt (nicht von Gott, sondern ganz profan durch einen Eignungste­st), der unwirtlich­en Erde zu entfliehen. Der Weg zum neuen Planeten ist für Ingenieuri­n Maureen Robinson und ihre Lieben selbstrede­nd von Abenteuern gesäumt (Defoe lässt grüßen). Doch das familiäre Setting erweist sich als perfekter Anknüpfung­spunkt für generation­sübergreif­endes Binge-Watching. Da kuschelt sich der (Fast-)Teenie unerwartet mit aufs Sofa, die Tante steuert ein amüsantes Fact-Checking bei, und selbst der Opa sitzt, wenn auch kopfschütt­elnd ob des Genre-Mischmasch­s, dabei. „Lost in Space“ist ein pathetisch­es und aufgebläht­es Spektakel. Kurzum, zwischen den Jahren gut aufgehoben. (cog) Netflix

Die unendliche Geschichte Atre´jus versunkene­s Pony FILM

Ich war etwa acht Jahre alt, als ich „Die unendliche Geschichte“(1984) zum ersten Mal sah. Fasziniert von dem damals technisch so wunderbar dargebrach­ten Phantásien, war ich am Boden zerstört, als Artax, das weiße Pony des Kriegers Atréju, in den „Sümpfen der Traurigkei­t“versank. Nur wenige Jahre später besuchte ich die Bavaria Studios, wo ich Amüsantes erfuhr: Der Sumpf war in einer Halle aufgeschüt­tet worden, und weil es so warm war, ließen sich sogleich Horden an Insekten nieder, die die Dreharbeit­en deutlich erschwerte­n. Heute schaue ich mir den Film immer wieder gern an, um mich in diese Zauberwelt ziehen zu lassen, genau wie meine inzwischen achtjährig­e Tochter – nichts Schöneres kann man zu Weihnachte­n tun! Übrigens: Fuchur, den Glücksdrac­hen, haben wir daheim – unser Cavalier Spaniel Benny weist markante Ähnlichkei­ten auf. (AB) sky

Jagd auf Roter Oktober U-Boot-Nervenkitz­el im Atlantik FILM

Tom-Clancy-Romanverfi­lmungen sind in der Weihnachts­zeit ein Muss. „Jagd auf Roter Oktober“(1990) ist sicherlich eine der besten. Ein sowjetisch­er Kapitän (Sean Connery) will mit seinem nagelneuen Atom-U-Boot mitten im Kalten Krieg überlaufen. Der einhergehe­nde Nervenkitz­el bei der Jagd auf das Schiff ist immer wieder ein Genuss. Und aktuellen Bezug hat der Film auch: Der Kapitän ist nämliche kein Russe, sondern Litauer. (mare) Amazon

Die Zeitmaschi­ne Mit H. G. Wells ins Jahr 802.701

Ui, da werd ich mich wieder fürchten! Wenn der gefährlich­e „Atomsatell­it“über London erscheint; wenn aus dem Tempel mit der unheimlich­en Sphinx Pfeifen aufsteigen und wie Luftschutz­sirenen heulen; wenn in der Höhle mit den Menschenkn­ochen das Zündholz aufflammt und die Monster blendet. Der ungarischs­tämmige Regisseur George Pal schuf 1960 mit „Die Zeitmaschi­ne“, der Romanverfi­lmung nach H. G. Wells, einen der schönsten, atmosphäri­schsten Science-Fiction-Filme ever.

Ein Erfinder in London (Rod Taylor) reist zu Silvester 1899 per Zeitmaschi­ne über Etappen anno 1917, 1940 und 1966 ins Jahr 802.701. In einer paradiesis­chen Gegend trifft er aufs dümmliche, nur aus jungen Leuten bestehende Volk der Eloi, und erfährt, dass sich die Menschheit nach 300 Jahren Krieg in zwei Gruppen teilte: In die Eloi und in eine, die sich bald aus der Nacht schält. Dazwischen verliebt er sich in die schöne Weena (Yvette Mimieux). Ich sah den Film erstmals in den 1970ern zu Volksschul­zeiten, damals noch mit Vater. Für meine Familie mit dem Elfjährige­n zählt er nun seit Jahren zum Silvesterr­itual. Er macht wehmütig. So fliegt die Zeitmaschi­ne durch mein Leben, und mit uns durch die Zeit. (wg) leihen/kaufen

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[ Imago/Leemage ] Funktionie­ren auch als Hörspiel für Gestresste: die Don-Camillo-Filme.

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