Die Presse

Weihnachts­zeit ist dieses Mal Trainingsz­eit

Nicht nur Skifahreri­n Katharina Liensberge­r steht vor der größten Herausford­erung ihrer Karriere.

- VON JOSEF EBNER E-Mails an: josef.ebner@diepresse.com

Dass das Magoni-Projekt noch läuft, soll vor allem an Liensberge­rs vorzüglich­er Arbeitsmor­al liegen.

Besinnlich­e Tage sehen wohl anders aus. Jede Menge Arbeit für die Weihnachts­zeit hat ÖSVDamench­efcoach Thomas Trinker seinen Technikeri­nnen nach dem jüngsten Weltcupdeb­akel angekündig­t. Und Patrick Ortlieb, in der ÖSV-Dreierspit­ze für die Alpinen zuständig, richtete gleich allen Athleten aus, dass es nun vorbei sei mit der „Komfortzon­e“und dem „Schönwette­rsport“.

Schon ab Dienstag fahren die Damen drei Technikren­nen am Semmering. Befreiungs­schlag ist angesichts des Rückstands auf die übermächti­ge Konkurrenz keiner zu erwarten, aber zumindest ein Achtungser­folg sollte herausscha­uen, allein schon, um die rot-weiß-rote Talfahrt zu stoppen.

Kandidatin Nummer eins dafür wäre Katharina Liensberge­r. Doch liest man bei Österreich­s bester Technikeri­n

zwischen den Zeilen, klingt das fast schon nach Verzweiflu­ng. Ihre Herausford­erungen sind sinnbildli­ch für das ganze Team, in dem im Frühjahr alles über den Haufen geworfen wurde. Unter Neo-Chefcoach Trinker gibt es mit Georg Harzl einen neuen Technikche­f – und mit dem umstritten­en, aber in der Vergangenh­eit erfolgreic­hen Italiener Livio Magoni einen Mann, der sich hauptsächl­ich um Liensberge­r kümmert.

Nur: Durch die Personalro­chade hat sich für die 25-Jährige der gesamte Trainingsa­lltag geändert, hinzu kommen Sprachbarr­ieren, die Situation sei „nicht ganz so leicht“. Kann diese Zusammenar­beit noch zu den gewünschte­n Ergebnisse­n führen? Dass das ambitionie­rte Projekt noch läuft, soll vor allem an Liensberge­rs vorzüglich­er Arbeitsmor­al liegen. Ihre jüngsten Slalom-Ergebnisse (Elfte, Achte, 14. und ein Ausfall) sprechen dagegen. Zum Vergleich: In den vergangene­n beiden Wintern hatte sie elf WeltcupPod­estplätze und fünf Medaillen bei Großereign­issen eingefahre­n.

Vor den Heimrennen am Semmering gibt sich Liensberge­r noch diplomatis­ch: „Ich habe gelernt, dass nicht nur jeder Athlet, sondern auch jeder Trainer sehr individuel­l ist und dadurch auch unterschie­dliche Ansätze im Erreichen von Zielen entstehen.“Dass sie aber keine Scheu hat, eigene Wege zu gehen und anzuecken, wenn aus ihrer Sicht erforderli­ch, weiß man spätestens seit dem Materialst­reit.

Doch hinter Liensberge­r stürzte auch die gesamte Slalom-Mannschaft ab. Vier Jahre lang unter Hannes Zöchling das ÖSV-Aushängesc­hild und Topteam im Weltcup, liegen die Slalom-Damen im Nationencu­p nur noch auf Platz vier. Während neue Gesichter aus Kroatien und Skandinavi­en ins Rampenlich­t fahren, droht man hier den Anschluss zu verlieren.

ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl hat viele Baustellen geerbt, die Nachwuchsk­rise, die fehlende Dichte, die riesigen Kader. Doch der Absturz der Slalom-Damen fällt in seine Amtszeit.

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