Weihnachtszeit ist dieses Mal Trainingszeit
Nicht nur Skifahrerin Katharina Liensberger steht vor der größten Herausforderung ihrer Karriere.
Dass das Magoni-Projekt noch läuft, soll vor allem an Liensbergers vorzüglicher Arbeitsmoral liegen.
Besinnliche Tage sehen wohl anders aus. Jede Menge Arbeit für die Weihnachtszeit hat ÖSVDamenchefcoach Thomas Trinker seinen Technikerinnen nach dem jüngsten Weltcupdebakel angekündigt. Und Patrick Ortlieb, in der ÖSV-Dreierspitze für die Alpinen zuständig, richtete gleich allen Athleten aus, dass es nun vorbei sei mit der „Komfortzone“und dem „Schönwettersport“.
Schon ab Dienstag fahren die Damen drei Technikrennen am Semmering. Befreiungsschlag ist angesichts des Rückstands auf die übermächtige Konkurrenz keiner zu erwarten, aber zumindest ein Achtungserfolg sollte herausschauen, allein schon, um die rot-weiß-rote Talfahrt zu stoppen.
Kandidatin Nummer eins dafür wäre Katharina Liensberger. Doch liest man bei Österreichs bester Technikerin
zwischen den Zeilen, klingt das fast schon nach Verzweiflung. Ihre Herausforderungen sind sinnbildlich für das ganze Team, in dem im Frühjahr alles über den Haufen geworfen wurde. Unter Neo-Chefcoach Trinker gibt es mit Georg Harzl einen neuen Technikchef – und mit dem umstrittenen, aber in der Vergangenheit erfolgreichen Italiener Livio Magoni einen Mann, der sich hauptsächlich um Liensberger kümmert.
Nur: Durch die Personalrochade hat sich für die 25-Jährige der gesamte Trainingsalltag geändert, hinzu kommen Sprachbarrieren, die Situation sei „nicht ganz so leicht“. Kann diese Zusammenarbeit noch zu den gewünschten Ergebnissen führen? Dass das ambitionierte Projekt noch läuft, soll vor allem an Liensbergers vorzüglicher Arbeitsmoral liegen. Ihre jüngsten Slalom-Ergebnisse (Elfte, Achte, 14. und ein Ausfall) sprechen dagegen. Zum Vergleich: In den vergangenen beiden Wintern hatte sie elf WeltcupPodestplätze und fünf Medaillen bei Großereignissen eingefahren.
Vor den Heimrennen am Semmering gibt sich Liensberger noch diplomatisch: „Ich habe gelernt, dass nicht nur jeder Athlet, sondern auch jeder Trainer sehr individuell ist und dadurch auch unterschiedliche Ansätze im Erreichen von Zielen entstehen.“Dass sie aber keine Scheu hat, eigene Wege zu gehen und anzuecken, wenn aus ihrer Sicht erforderlich, weiß man spätestens seit dem Materialstreit.
Doch hinter Liensberger stürzte auch die gesamte Slalom-Mannschaft ab. Vier Jahre lang unter Hannes Zöchling das ÖSV-Aushängeschild und Topteam im Weltcup, liegen die Slalom-Damen im Nationencup nur noch auf Platz vier. Während neue Gesichter aus Kroatien und Skandinavien ins Rampenlicht fahren, droht man hier den Anschluss zu verlieren.
ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl hat viele Baustellen geerbt, die Nachwuchskrise, die fehlende Dichte, die riesigen Kader. Doch der Absturz der Slalom-Damen fällt in seine Amtszeit.