Champions League. Die Gruppenphase hat St. Pöltens Fußballerinnen die eigene Verwundbarkeit aufgezeigt. Bezüglich Infrastruktur kann der Serienmeister mit der Spitze mithalten, finanziell nicht.
St. Pölten/Wien. Zum Abschluss der Champions League gab es für St. Pölten noch einmal eine Lehrstunde. 2:8 ging das letzte Kräftemessen zwischen dem heimischen Serienmeister und dem deutschen Titelträger Wolfsburg verloren, es war der Schlusspunkt von Österreichs historischer Premiere in der Gruppenphase. SKN-Präsident Wilfried Schmaus zieht angesichts von Sieg und Remis gegen Slavia Prag und Gruppenplatz drei ein durchaus zufriedenes Resümee. „Wir sind die Nummer 14 in Europa, das hat einen Riesenwert, und darauf können wir stolz sein.“
Die Königsklasse hielt für St. Pölten eine ungewohnte Rolle parat: So sehr man die heimische Liga dominiert (73 Spiele ohne Niederlage, fünf Gegentore in der makellosen Hinrunde), so sehr war man gegen Wolfsburg, den italienischen Vizemeister AS Roma (mit ÖFB-Kapitänin Carina Wenninger) und den tschechischen Champion Slavia Prag gefordert. 22 Gegentore in sechs Partien zeugen davon, dass vor al lem die Defensive dem noch nicht gewachsen war. „Wenn man in der Liga wenig Konkurrenz hat, ist es international nicht leicht“, so Schmaus.
Dennoch: Angesichts des Tempos, das große (Männer-)Namen wie Chelsea oder Barcelona vorgeben, sind hohe Niederlagen für die „Kleinen“keine Seltenheit, wie in den anderen Gruppen
Vllaznia (28 Gegentore), FC Zürich (26) oder Benfica Lissabon (21) belegen. Zudem waren die beiden Roma-Niederlagen knapper, als es wirkt. Beim 3:4 lag man bis zur 75. Minute 2:0 voran, beim 0:5 kassierte man die letzten vier Tore erst im Finish binnen sechs Minuten.
Gewinn noch nicht beziffert
Konstante Gegenwehr und hohe Intensität über 90 Minuten sind Erfahrungen, an denen insbesondere junge Spielerin nen wie Verteidigerin Lainie Fuchs, 18, oder Angreiferin Valentina Mädl, 17, wachsen können und werden. Die Umgebung dafür stimmt in St. Pölten, wie Schmaus der Vergleich bestätigt hat. „Von den vier Vereinen hatten wir die qualitativ höchste Infrastruktur“, sagt er. Auch die Rückmeldungen seitens der Uefa hätten wenig Fehler attestiert, ein besonders bitterer war die Überforderung durch den Fan-Zuspruch im ersten Heimspiel gegen Roma. Daraus habe der Klub gelernt, gelobt Schmaus, forderte allerdings auch dazu auf, die höheren Sicherheitsvorkehrungen bei der Anreise einzukalkulieren.
Finanziell rechnet der SKNPräsident „sicherlich mit einem Gewinn“, die Höhe aber lasse sich nicht noch nicht abschätzen. Zu viele Rechnungen der Mehraufwendungen (von Flugkosten über Hospitality bis hin zu neuen Trikots gemäß der Regularien für
Sponsoren) sind noch ausständig, zudem überweist die Uefa die Prämien (400.000 Euro Startprämie, 133.000 pro Doppel) in Etappen bis Oktober 2023. „Das bringt Planungssicherheit“, erklärt Schmaus, es helfe aber nicht, um den großen Namen näherzukommen. Vielmehr werde das Geld in den Ausbau der Administration oder den medizinischen Bereich fließen.
Nun warten drei Wochen Urlaub, Mitte März geht es im Cup weiter. Der Kurs Richtung achter Titel stimmt, und die Aussicht auf regelmäßige Königsklassen-Teilnahmen zählt zu den besten Argumenten in Verhandlungen. Trainerin Liese Brancao hat ihren Vertrag bereits bis 2026 verlängert.