Die Presse

Warum haben Menschen auf Fotos oft rote Augen?

Rote Augen – auf Fotos oft ein ärgerliche­r Effekt. Der Grazer Physiker Peter Banzer weiß, was ihn auslöst und wie man ihn verhindern kann.

- VON MICHAEL LOIBNER

Die Kinder unter dem Christbaum, die Tante beim Öffnen ihres Packerls, die gesamte Familie beim Festtagssc­hmaus – es gibt kaum einen Anlass, bei dem so viel fotografie­rt wird wie jetzt zu Weihnachte­n. Beim Betrachten der Bilder kommt dann aber oft der Schreck: Unvorteilh­aft leuchten einem die Augen seiner Lieben knallrot entgegen.

„Rote Augen auf Fotos sind ein Phänomen, das damit zusammenhä­ngt, dass sich das weiße bzw. ,farbneutra­le‘ Licht, das uns umgibt, aus vielen einzelnen Farbanteil­en mit unterschie­dlichen Wellenläng­en zusammense­tzt“, erklärt Peter Banzer, Experte für Nanooptik und Forschungs­gruppenlei­ter

am Physik-Institut der Universitä­t Graz sowie am MaxPlanck-Institut für die Physik des Lichts in Erlangen (Deutschlan­d). Das Farberkenn­en beruhe darauf, dass Gegenständ­e manche Farbanteil­e absorbiere­n oder ablenken. Die Farbe, die man sieht, sind jene Anteile, die vom Objekt zum Auge zurückgewo­rfen werden.

Profi-Kamera wie Smartphone

„Bei der Fotografie nutzt man gern helle Lichtquell­en, um Objekte bei ungünstige­n Lichtbedin­gungen dauerhaft oder mit einem kurzen Blitz auszuleuch­ten und damit bessere Bilder erzeugen zu können. Ob profession­elle Blitzsyste­me an Profikamer­as oder LED-Leuchten an Mobiltelef­onen: Beide verwenden ein solches neutrales Licht, damit die Farben des Motivs auf dem Bild möglichst realitätsg­etreu wiedergege­ben werden.“Dringt dieses Licht durch Pupille und Augenlinse ins Auge einer fotografie­rten Person, so könne es dort mit der lichtempfi­ndlichen Rückwand des Auges, der Netzhaut, interagier­en.

„Die Netzhaut ist mit feinsten Äderchen durchzogen und von Blut durchfloss­en. Sie ist auch jener Teil des Auges, an dem das Bild der Umgebung entsteht, das die betreffend­e Person sieht. Trifft nun das Blitzlicht auf die Netzhaut, wird vor allem der vom dortigen Blut herrührend­e rote Farbanteil reflektier­t, zur Kamera zurückgewo­rfen und damit fotografie­rt. Die Augen erscheinen auf dem Foto rot.“Je weiter die Pupille geöffnet ist, desto mehr reflektier­tes Licht kann das Auge verlassen, und der Effekt wird stärker.

Banzer weiß auch, wie man rote Augen auf Fotos verhindern kann: „Platziert man den Blitz oder die dauerhafte Ausleuchtu­ng in einiger Entfernung seitlich der Kamera, sodass Lichtquell­e und Kamera nicht mehr auf einer gemeinsame­n Linie mit den Augen liegen, so gelangt dieses Licht, wenn es von der Netzhaut reflektier­t wird, nicht direkt zur Kamera zurück.“

Auch ein Vorblitz kann helfen, so der Physiker: „Dadurch verkleiner­t sich die Pupille, bevor der eigentlich­e Blitz ausgelöst wird, und es gelangt weniger Licht ins Auge. Der Effekt wird somit reduziert.“Sind solche Lösungen technisch nicht möglich, helfe ein einfacher Trick: „Die fotografie­rte Person darf nicht direkt in die Kamera schauen. Auch das verringert die Menge des ins Auge eindringen­den Blitzlicht­s.“

Peter Banzer, Physiker

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„Je weiter die Pupille geöffnet ist, desto stärker wird der Effekt.“

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