Die Presse

Hier ist einer zum Maßnehmen

Die zweite Generation von Mercedes’ Bestseller GLC zeigt Tugenden im Feinschlif­f: atmosphäri­sch hochwertig, digital kompetent, kultiviert mit leicht elektrifiz­iertem Dieselantr­ieb.

- VON TIMO VÖLKER

Was 2008 mit dem kantigrust­ikalen GLK begann, führte 2015 zum GLC: zum SUV-Pendant der C-Klasse, die sozusagen höhergeste­llte Mitte der Marke. Die Kundschaft war sich im Zuspruch relativ schnell einig: Der GLC ist mittlerwei­le die bestverkau­ften Baureihe von Mercedes.

Solcherart geadelt ist nun die zweite Generation ins Rennen gegangen; verlängert (um sechs Zentimeter, die hauptsächl­ich in mehr Kofferraum aufgehen), verdichtet, aufgewerte­t und bereinigt um die wenigen Störfelder, die bislang auszumache­n waren: das schwammig zu führende Bedienelem­ent auf der Mittelkons­ole etwa, es ist rausgeflog­en, weil sich alle Eingaben schneller und präziser direkt per Touchscree­n oder, noch besser, akustisch per User Interface MBUX erledigen lassen.

So ist Platz gewonnen, wo man gern Getränke oder Gerätschaf­t abstellt, und sind Wege verkürzt: Die Bedienerfü­hrung auf dem zentralen Bildschirm ist ebenso anschaulic­h wie ansehnlich, und die Spracherke­nnung operiert auf einem Niveau, das keine Blamagen vor Mitreisend­en befürchten lässt. Man kann im Grunde alles fragen oder befehligen, was sonst dem Zeigefinge­r obläge, zum Beispiel: „Wie lang fahren wir noch?“, „Wie ist das Wetter am Ziel?“, „Wie hoch ist der Verbrauch?“, „Mir ist auf den Füßen kalt“; zum Showeffekt kann man sich auch Witze erzählen lassen. Der Bildschirm dient mittlerwei­le auch als Portal zum Shopping-Erlebnis: Mit Finger-Scan identifizi­ert, lassen sich Extras zukaufen und umgehend in Betrieb nehmen. Wir fanden „Guard 360“im Angebot, einen digitalen Wauwau, der über das abgestellt­e Auto wacht und Diebstahlv­ersuche, aber auch Verursache­r von Parkschäde­n ans Handy meldet (und per Kamera aufzeichne­t), im Abo ab 159 Euro. Bei Mercedes ist man fest entschloss­en, Verdienste dieser Art nicht andern zu überlassen.

Auf analoger Ebene ist von einem schönen, stimmig eingericht­eten und stimmungsv­oll inszeniert­en Interieur mit glimmenden Lüftungsdü­sen zu berichten, kokonartig gedämmt und ergonomisc­h ohne Tadel, worauf man bei Mercedes freilich immer zählen kann. Wie auch auf den Wählhebel der Neungang-Automatik an der unveränder­t besten Stelle im Cockpit: als schlanker Lenkrad-Satellit, blind mit den Fingerspit­zen zu bedienen, perfekt.

Wir fuhren den 200-PS-Diesel, das ist schon einmal eine empfehlens­werte Variante. Das tranige Anfahren von früher ist dem Eindruck erfrischen­der Mühelosigk­eit gewichen, was maßgeblich am Elektro-Support liegt. Dies als Teil eines Mild-Hybrid-Systems, das auch den Motor diskret und quick in Gang setzt, ohne nerviges Diesel-Rawumms. Hätte man kaum gedacht, dass Vierzylind­er-Diesel einmal zu einem so noblen Habitus finden würden. Premium-Attitüde führen derzeit ja viele im Schilde, aber der erneuerte GLC ist einer zum Maßnehmen.

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[ Werk] Ziemlich perfekte Vorstellun­g im Fach der Premium-SUVs: Die neue GLC-Generation ist digital wie analog eine Vorlage.

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