BCG: Zulieferer sind Verlierer der Teuerung
BCG-Experte rechnet vorerst nicht mit starkem Rückgang der Inflation.
Wien. Der Beschaffungsexperte Wolfgang Schnellbächer von der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) teilt nicht die Meinung österreichischer Wirtschaftsforscher, wonach sich die Inflation 2023 deutlich einbremsen werde. Da sei wohl der „Wunsch Vater des Gedankens“. Aufseiten der Unternehmen seien vor allem Zulieferer die Verlierer der Inflation.
„Diese sehr volkswirtschaftlich orientierten Institute unterschätzen die Intransparenz im System zwischen einkaufenden und verkaufenden Unternehmen“, sagte Schnellbächer. Es gebe auch eine große Differenz zwischen der Konsumenteninflation, die in Deutschland und Österreich zuletzt bei rund 10,5 Prozent gelegen sei, und der Produzenteninflation, die bis zu 45 Prozent betragen habe. Zuletzt habe sich die Situation auf der Produzentenseite zwar etwas entspannt, der Spread zwischen Produzenten- und Verbraucherpreisen sei aber „immer noch dermaßen signifikant, dass wir davon ausgehen, dass die Inflation uns 2023 noch massiv begleiten wird und auch darüber hinaus, weil sie jetzt einfach im System ist“.
Was ihm Sorgen bereite, sei eine massive Polarisierung: „Es gibt Unternehmen, die massiv gewinnen im Moment, weil sie einerseits durch einen starken Einkauf die Inflation an ihre Lieferkette rausdrücken, andererseits aber an ihre eigenen Kunden weitergeben. Das ist gefährlich.“So hätten in der Automobilindustrie die Zulieferer massiv an Gewinnen eingebüßt. Schnellbächer spricht sich für selektive Übergewinnsteuern aus – jedoch nicht für Energiekostenzuschüsse, mit denen man de facto Geld in das System pumpe. Bei einem knappen Gut wie Energie sei das nicht vernünftig. (APA)