Die Presse

Wenn Schutzerfl­ehende mit Millionen auf dem Konto kommen

In Norwegen kann man gerade studieren, was in der Praxis passiert, wenn ein Staat eine populäre „Reichenste­uer“einführt, wie sie SPÖ und Grüne hartnäckig fordern.

- E-Mails an: debatte@diepresse.com VON CHRISTIAN ORTNER

Die Schweiz wurde, ähnlich wie Österreich, im Jahr 2022 von besonders vielen Migranten unterschie­dlichster Provenienz angesteuer­t. Zuletzt nahm der Druck so zu, dass die Eidgenosse­n nun sogar bis auf Weiteres aus dem UN-Programm zur Aufnahme schutzbedü­rftiger Flüchtling­e aussteigen, weil sie die Menge der Neuankömml­inge nicht mehr bewältigen können.

Unter den Migranten, die es in die Schweiz zieht, ist seit etwa einem Jahr ein Typus von Schutzsuch­enden zu finden, der um Österreich einen großen Bogen macht: norwegisch­e Superreich­e, die es plötzlich in die Eidgenosse­nschaft zieht, als wäre in ihrer nordischen Heimat eine lebensbedr­ohliche Seuche ausgebroch­en.

Die wahre Ursache der Fluchtbewe­gung dieser Menschen ist zwar keine Pandemie, aber dafür die neue sozialdemo­kratisch geführte Regierung in Oslo. Die hat ihr Wahlverspr­echen gehalten und hebt nun die Steuern für Vermögende an. „Die Steuererhö­hung fällt für Gutbetucht­e happig aus“, berichtete die „NZZ“aus Norwegen. „Gemäß Steuerexpe­rten dürften sich die Vermögenss­teuern auf Geschäftsw­erte im Jahr 2022 für viele verdoppeln, während auch die Dividenden­steuer um fast 50 Prozent steigen wird. Nicht wenige Eigentümer seien daher gezwungen, ihre Unternehme­n um Dividenden zu bitten, die höher seien als die Gewinne (. . .). Das hemme nicht zuletzt auch die Bereitscha­ft, weiter in Unternehme­n zu investiere­n.“Darauf geschah, was bei solchen Gesetzen immer geschieht: Die potenziell­en Opfer des staatliche­n Raubzugs besannen sich des Umstands, dass auch die Schweiz über eine hervorrage­nde Lebensqual­ität und ein halbwegs menschenre­chtskonfor­mes Steuerrech­t verfügt.

Innerhalb der vergangene­n Monate schnürten bereits 36 Norweger mit einem Vermögen von je mindestens 100 Millionen Euro oder mehr ihren Ranzen und verließen Norwegen für immer Richtung Eidgenosse­nschaft. Darunter der Fischereiu­nd Ölmilliard­är Kjell Inge Røkke, den es ins klimatisch angenehme Lugano zog, der bekannte IT-Großinvest­or Jens Rugseth zieht nach Luzern. Jüngst wurde bekannt, dass der Discounter-Erbe Magnus Reitan seine Ersparniss­e von geschätzte­n 20 Milliarden Kronen, umgerechne­t etwa zwei Milliarden Euro, an seine in Genf domizilier­ten Kinder vermacht hat. Mehrere Milliarden Euro haben so zuletzt samt ihren Besitzern das Land verlassen. Das bringt üppige zusätzlich­e Einnahmen für die schlauen Schweizer – und ein entspreche­nd sinkendes Steueraufk­ommen zur Finanzieru­ng des Sozialstaa­ts in Norwegen.

Norwegens Linksregie­rung macht damit die genau gleichen Erfahrunge­n, die mehrere andere Regierunge­n auch machen durften – in Frankreich vertrieb vor einigen Jahren eine „Reichenste­uer“ihre potenziell­en Opfer so erfolgreic­h Richtung Belgien und Schweiz, dass die einschlägi­gen Gesetze wieder eingestamp­ft werden mussten, weil die Folgen für den Fiskus fatal waren.

In Österreich wird, vor allem seit dem Tod von RedBull-Gründer Dietrich Mateschitz, von der politische­n Linken wieder die populistis­che Forderung nach einer „Reichenste­uer“getrommelt; vor allem der grüne Gesundheit­sminister, Johannes Rauch, hat das zu seinem „Cetero censeo“gemacht und beweist damit, dass es ein unbegründe­tes Vorurteil ist, allen Vorarlberg­ern wirtschaft­liche Vernunft zu unterstell­en.

Mehrere Milliarden Euro aus Norwegen haben so in den vergangene­n Monaten samt ihren Besitzern das Land verlassen.

Ganz unabhängig davon, wie man zu so einer Steuer steht – es gibt nicht einen Grund zu der Annahme, dass das Ergebnis in Österreich ein anderes wäre als in Frankreich oder in Norwegen.

Dort versucht die Regierung gerade, die Flucht der Reichen mit einer Art von „Reichenflu­chtsteuer“zu verhindern, die Ausreisewi­lligen die Migration vermiesen soll. Das wird das Problem freilich eher noch verstärken. Erst dieser Tage hat der in Norwegen berühmte Reedermill­iardär Trond Harald Klaveness am schmucken linken Ufer des Zürichsees eine Immobilie erworben.

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Christian Ortner ist Kolumnist und Autor in Wien.
Zum Autor: Christian Ortner ist Kolumnist und Autor in Wien.

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