Was kommt da noch, Tom Brady?
Trotz durchwachsener Leistungen steht der Quarterback der Tampa Bay Buccaneers zum 14. Mal in Folge in den NFL-Play-offs. Gelingt dem 45-Jährigen noch einmal der große Wurf ?
40 Tage war Tom Brady offiziell in Football-Pension, ehe er am 13. Februar 2022 seinen Rücktritt vom Rücktritt verkündete. Es fühle sich so an, als gäbe es für ihn „noch immer einen Platz auf dem Feld“, erklärte der Quarterback damals und schloss sich wieder den Tampa Bay Buccaneers – mit dem Klub aus Florida gewann er 2021 die Super Bowl – an.
Nach 17 Wochen der Regular Season, Bradys 23. Spielzeit in der NFL, hat der Kalifornier zumindest das erste Etappenziel erreicht: Er steht mit Tampa Bay in den Playoffs. Das 30:24 über die Carolina Panthers sicherte vorzeitig den Titel in der Southern Division der NFC, der zweitschwächsten unter insgesamt acht Divisions in der NFL. Tampa Bay hält nach 16 Spielen bei einer ausgeglichenen Bilanz (8:8), die bisherige Saison glich einem einzigen Auf und Ab.
Es gelang kaum ein Spiel, in dem die Bucs als Kollektiv überzeugen konnten. Mal schwächelte die Offensive Line, die den Auftrag hat, Brady zu schützen, dann wieder Brady selbst. Zu oft ließ der 45-Jährige die Ruhe vermissen, die den Routinier zeit seiner Karriere ausgezeichnet hatte. Zu schnell setzte er zu Würfen an, zu unpräzise fielen sie aus. Das spiegelt sich u. a. auch in der Statistik der Completions wider.
Rechtzeitig in Play-off-Form
In dieser scheint Brady unter den Quarterbacks, die mindestens fünf Saisonspiele absolviert haben, mit einer Completion-Rate von 66,6 Prozent nur auf Platz 13 auf. Das bedeutet: Zwei von drei Würfen Bradys fanden ihr Ziel. Doch wie aussagekräftig ist diese Kennzahl? In der Super-Bowl-Saison 2021 wies „TB12“eine Quote von 67,4 Prozent auf. Am wichtigsten ist also immer noch, die spielentscheidenden Pässe an den Mann zu bringen.
Genau das gelang Brady am Sonntag gegen Carolina. Nachdem die Buccanneers lange Zeit einem Rückstand hinterherliefen (0:14, später 10:21), drehte der Altmeister auf. Drei weite Touchdown-Pässe für 63, 57 bzw. 30 Yards auf Receiver Mike Evans erwiesen sich als Gamechanger. Am Ende hatte Brady Pässe für 432 Yards angebracht – nur vier Mal in seiner 23 Jahre andauernden Karriere hatte er mit seinen Würfen noch mehr Raumgewinn kreiert.
Rechtzeitig vor Beginn der Play-offs (Start am 14. Jänner) scheint sich Brady also wieder seiner Topform zu nähern. Die Verbindung zu seinen Receivern, allen voran Mike Evans, ist dabei ein wesentliches Puzzleteil. Funktioniert das Duo Brady-Evans nicht, schwinden auch die Chancen der Bucs massiv. Vor der Galavorstellung der beiden gegen Carolina war Evans in elf aufeinanderfolgenden Spielen kein Touchdown gelungen – es war die längste Durststrecke seiner Karriere.
Brady: „Ich habe Mike diese Saison zu oft verpasst. Es war nett, wieder mit ihm eine Verbindung auf dem Platz herzustellen. Hoffentlich können wir das so fortführen. Und ich glaube, das werden wir.“
Gefährlicher Außenseiter
Tampa Bay zählt nach der bisherigen Saison gewiss nicht zu den Topfavoriten auf den Gewinn der Super Bowl, gegen ein von Tom Brady angeführtes Team spielt in den Play-offs aber niemand gern.
Kein anderer Spieler in der Geschichte der NFL versteht es besser, in den Play-offs sein A-Game abzurufen. 35:12 lautet Bradys Bilanz in den Play-offs, sie pflastert den Weg zu seinen sieben SuperBowl-Erfolgen. Nicht nur die spielerische Note, auch die Qualitäten des Quarterbacks als Anführer und Motivator werden in den Play-offs von besonderer Bedeutung sein.
Um sich den achten SuperBowl-Ring anzustecken, müssten Brady und die Buccaneers zunächst in der National Football Conference (NFC) unter anderem gegen starke Konkurrenz aus Philadelphia (Bilanz 13:3), San Francisco (12:4), Minnesota (12:4) oder Dallas (12:4) bestehen, ehe am 12.Februar in Arizona die Super Bowl LVII steigt. Tampa Bay-Linebacker Davonte David sagt: „Ich würde nicht gegen unser Team wetten.“