Die Presse

Die letzten U-Ausschuss-Tage wackeln

Für eine zweite Befragung von Ex-Öbag-Chef Thomas Schmid wurde der ÖVP-Korruption­s-U-Ausschuss um einen Monat verlängert. Doch die Festsetzun­g von Befragungs­terminen scheitert an der Uneinigkei­t der Fraktionen.

- VON MARTIN FRITZL

Der 1. Februar ist definitiv der letzte Tag, an dem der U-Ausschuss noch Zeugen befragen kann. Doch möglicherw­eise kommt es gar nicht mehr dazu: Die Fraktionen haben sich bisher nicht darauf einigen können, wie viele Befragungs­tage es noch geben soll und wen man dort hören will. Und der Vorsitzend­e, Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka, will die Termine erst ausschreib­en, wenn eine Einigung der Fraktionen vorliegt. Jetzt wird die Zeit knapp.

Die Vorgeschic­hte: Die Neos wollten den U-Ausschuss eigentlich schon im Dezember, turnusmäßi­g nach zwölf Monaten, beenden. Eine Verlängeru­ng um drei Monate ist nur möglich, wenn die Antragsste­ller, das sind SPÖ, FPÖ und Neos, das gemeinsam beschließe­n. Umgestimmt hat die Pinken dann die Befragung bzw. verweigert­e Befragung von Ex-Öbag-Chef Thomas Schmid. Für dessen neuerliche Befragung stimmten die Neos einer Verlängeru­ng um einen Monat zu. Das wäre eigentlich an einem Sitzungsta­g abzuhandel­n gewesen, doch SPÖ und FPÖ wollten den zusätzlich­en Monat für weitere vier Befragungs­tage nutzen, während Neos und ÖVP das eher restriktiv handhaben wollten.

„Skurrile Fraktionsf­ührersitzu­ng“

Eine Einigung der Fraktionen scheiterte zuletzt bei einer Fraktionsf­ührersitzu­ng am Mittwoch, die „skurril verlaufen“sei, so ein Sitzungste­ilnehmer. Denn weit von einem Kompromiss ist man nicht mehr entfernt. Die SPÖ hat inzwischen ihre Forderung von vier auf drei Sitzungsta­ge reduziert, Neos und ÖVP wären mit zwei Tagen einverstan­den, wobei als Kompromiss­vorschlag weitere Varianten ins Spiel gebracht wurden: So könnte es zwei Tage geben, an denen die Opposition die Auskunftsp­ersonen aussucht und einen, an dem die ÖVP dies macht (wobei Fraktionsf­ührer Andreas Hanger klarmachte, dass er diesen Tag gar nicht benötige). Oder es gibt zwei reguläre Befragungs­tage plus einen Ersatztag für jene Zeugen, die terminlich verhindert sind.

SPÖ-Fraktionsf­ührer Kai Jan Krainer hat auch diese Kompromiss­lösungen abgelehnt und sieht jetzt Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka am Zug: Es sei nämlich gar nicht die Aufgabe der Fraktionen, die Sitzungsta­ge festzulege­n, sondern jene des Ausschussv­orsitzende­n. Und der müsse laut Geschäftso­rdnung vier Ausschusst­age pro Monat finden. Das sieht Sobotka anders: Es sei nämlich Usance im Hohen Haus, dass der Präsident da den Vorschläge­n der Fraktionen folge. „An diesem Standpunkt hat sich nichts geändert“, so ein Sprecher Sobotkas.

Was passiert, wenn die Pattstellu­ng beibehalte­n wird? Möglicherw­eise gibt es dann gar keine Befragunge­n mehr. Sobotka ist zwar formal zuständig, es gibt aber auch keine Instrument­arien, ihn dazu zu zwingen. Und jetzt ist es ohnehin schon ziemlich spät: Die Ladung von Zeugen erfordert eine gewisse Vorlauffri­st, Auskunftsp­ersonen könnten berechtigt­erweise einwenden, dass eine Frist von einer oder zwei Wochen Vorlaufzei­t zu kurz sei. Zumal sich die Fraktionen auch noch darauf einigen müssten, wer außer Schmid geladen wird. Krainer hat in einem Brief an Sobotka zwölf Namen genannt, darunter Ex-Kanzler Sebastian Kurz, Ex-Vizekanzle­r Michael Spindelegg­er, Verfassung­sministeri­n Karoline Edtstadler, FMA-Chef Eduard Müller und den Unternehme­r René Benko. Bei einigen genannten gibt es bereits eine aufrechte Ladung, sie haben ihren geplanten Auftritt aus verschiede­nen Gründen abgesagt. Das kann auch bei einer neuerliche­n Ladung passieren: Erfahrungs­gemäß gibt es an den letzten U-Ausschuss-Tagen immer besonders viele Absagen.

Und Thomas Schmid, der ja eigentlich Anlass für die Verlängeru­ng war? Da rechnen die Fraktionen gar nicht mehr mit aufschluss­reichen Aussagen, denn laut Bundesverw­altungsger­icht hat Schmid weitgehend­e Entschlagu­ngsrechte, die er wohl auch bei seinem zweiten Auftritt geltend machen würde. „Wir haben eine sehr geringe Erwartungs­haltung“, sagt beispielsw­eise Hanger. Nur die SPÖ rechnet mit Auskünften abseits der Themen, die strafrecht­lich relevant sind. Man werde Schmid beispielsw­eise zu seiner Chatnachri­cht „Sebastian kann jetzt Geld scheißen“befragen – da ging es um das Budget des damaligen Außenminis­ters Kurz.

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[ APA/Schlager ] Nationalra­tspräsiden­t Sobotka muss Termine festlegen – verweist aber auf die Fraktionen.

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