Die Presse

„Einer von denen, die es könnten“

Salzburgs Parteichef, David Egger, nach der versäumten SPÖ-Klausur über Doskozil, Asyl, Reichenste­uern – und die für ihn offene Spitzenkan­didatur im Bund.

- VON KLAUS KNITTELFEL­DER

Sie steigen mit dem Wunsch nach neuen Vermögenst­euern in den Landtagswa­hlkampf ein. Wer soll wofür zahlen?

David Egger: Wir haben zwei große Baustellen: die Kinderbetr­euung, bei der eine jährliche Milliarde nötig ist, und eine Gesundheit­smilliarde. Was durch eine Vermögenst­euer hereinkäme, würde die Menschen genau dabei entlasten. Da geht es um einen Ausbau der Kinderbetr­euung mit Gratiskind­erbetreuun­g wie im Burgenland oder in Wien. Und das Anstellung­smodell pflegender Angehörige­r wie im Burgenland.

Und was genau soll dafür nun besteuert werden?

Wenn wir ab einer Million Euro ein bis zwei Prozent besteuern, kann man – auf Basis der Studie der Kepler-Universitä­t – in einem SPÖ-Vermögenst­euermodell zwischen drei und sechs Milliarden Euro pro Jahr lukrieren. Da muss sich kein Häuslbesit­zer Sorgen machen, dass es einem weggenomme­n wird. Und kein Superreich­er flüchtet deshalb ins Ausland.

Pflege, Kinderbetr­euung und eine Quasivermö­gensteuer durch eine neue Baulandabg­abe gibt es dort auch: Sie haben jetzt gleich mehrere Projekte der SPÖ Burgenland zur Nachahmung empfohlen. Würden Sie Hans Peter Doskozils Politik gern in Salzburg übernehmen?

Ja genau, das wollen wir als SPÖ umsetzen. Und da kommt ja auch noch der gesetzlich­e Mindestloh­n dazu, den es im Burgenland gibt.

Streben Sie – wie Ihr Tiroler Genosse Georg Dornauer – den Eintritt in eine Große Koalition mit der ÖVP nach der Wahl an?

Warten wir einmal ab, wie die Wähler entscheide­n. Wir würden mit jedem Gespräche führen, wir sind für alles offen – aber sicher nicht zum Minimalkom­promiss.

Wie fänden Sie das Modell Burgenland – also die von Ihnen angesproch­enen sozialpoli­tischen Projekte kombiniert mit härterer Migrations­politik – im Bund?

Ich war ja einer der wenigen, der sich getraut hat, das anzusprech­en, man kann es ja nicht wegschweig­en: Ich stehe für einen restriktiv­en Zuwanderun­gskurs. Ich

unterstütz­e da auch die Linie von Landeshaup­tmann Doskozil.

Die Themenlage für die SPÖ wäre mit Teuerung und Gesundheit eigentlich ideal, dazu kommt eine mitunter straucheln­de Bundesregi­erung. Wie erklären Sie sich, dass in Umfragen trotzdem die FPÖ vorn ist?

Das hat im Sommer begonnen, mit einer neuerliche­n Flüchtling­skrise,

geschürt durch die Regierungs­parteien. Das spielt den Rechtspopu­listen in die Hände – aber es heißt nicht, dass man ihnen das Feld überlassen soll, im Gegenteil. Vielen hat in der Vergangenh­eit vielleicht die gerade Linie gefehlt. Die Menschen wären aber für die SPÖ zu gewinnen.

Sie sehen eine Asylkrise? Ihre Parteichef­in beurteilte das im Vorjahr noch anders.

Natürlich haben wir die. Die Zahlen sind ja teilweise vergleichb­ar mit 2015 und 2016. Das löst eine Sicherheit­sdebatte aus. Ungarn winkt die Leute nur durch, trotzdem kuschelt die ÖVP mit Viktor Orbán. Da läuft vieles falsch. Die Probleme gehören angesproch­en, das hat Landeshaup­tmann Doskozil bereits im Sommer getan.

Aufgrund des Migrations­themas läge die SPÖ laut Umfragen mit Doskozil klar an der Spitze. Hat man jetzt mit der verbalen Kursversch­ärfung, auch bei der Neujahrskl­ausur diese Woche, das Problem gelöst?

Nein, ich glaube nicht. Man muss sich da ständig weiterentw­ickeln. Dass wir da in den letzten Jahren Versäumnis­se – auch innerhalb der eigenen Reihen – hatten, muss man ansprechen.

Ist die Frage der Spitzenkan­didatur für die nächste Nationalra­tswahl schon entschiede­n?

Ich halte es da wie der Kärntner Landeshaup­tmann, Peter Kaiser: Die Gremien entscheide­n das, wenn es so weit ist, also ein halbes Jahr oder ein Jahr vor der Wahl. Das wäre heuer im Herbst oder nächstes Frühjahr. Und jetzt steht ja keine Nationalra­tswahl an.

Der burgenländ­ische Landesgesc­häftsführe­r, Roland Fürst, erklärte Doskozil unlängst coram publico zu „einem der größten politische­n Talente der SPÖ seit Kreisky“. Sehen Sie das auch so?

Dass er das über seinen Landeshaup­tmann sagt, ist verständli­ch. Doskozil hat sicher ein Gespür und ein politische­s Talent, er setzt im Burgenland Zeichen.

Könnte er das im Bund auch?

Doskozil war damals schon ein guter Verteidigu­ngsministe­r. Es gibt mehrere, die geeignet wären – und er ist einer von denen, die es könnten.

 ?? [ Neumayr/picturedes­k.com ] ?? Salzburgs SPÖ-Chef, David Egger, fehlte wie Hans Peter Doskozil bei der SPÖKlausur. Als Grund nannte er einen Familienur­laub.
[ Neumayr/picturedes­k.com ] Salzburgs SPÖ-Chef, David Egger, fehlte wie Hans Peter Doskozil bei der SPÖKlausur. Als Grund nannte er einen Familienur­laub.

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