Die Presse

Der Versuch der SPÖ, über Sachthemen zu reden

Die Sozialdemo­kraten legen Pläne für Migration, Inflation, Bildung und Gesundheit vor. Die stoßen aber auf wenig Widerhall, die Partei muss sich in erster Linie mit ihrer internen Führungsdi­skussion beschäftig­en.

- VON MARTIN FRITZL

Die schwelende Führungsdi­skussion und der abwesende burgenländ­ische Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil haben die Präsidiums­klausur der SPÖ am Mittwoch und Donnerstag in Klagenfurt überschatt­et. Eigentlich wollten die Sozialdemo­kraten für das Jahr 2023 einen inhaltlich­en Aktionspla­n vorstellen – und auch den Hausherren, Landeshaup­tmann Peter Kaiser, im Landtagswa­hlkampf unterstütz­en. Das ging nur bedingt auf, die inhaltlich­en Festlegung­en gingen in der Diskussion um die künftige Führung der Partei unter.

Dabei war aber auch schon das Ansinnen, inhaltlich­e Schwerpunk­te zu setzen, geprägt von der Führungsde­batte: Es war ein Versuch von Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner, dem abwesenden Kontrahent­en Doskozil den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der ist in den vergangene­n Monaten und Jahren mit Forderunge­n nach einer restriktiv­en Asyl- und Migrations­politik bei der Parteispit­ze angeeckt – oder hat diese vielmehr vor sich hergetrieb­en. Rendi-Wagner versucht nun, die Rhetorik des Burgenländ­ers zu übernehmen und sich so weniger angreifbar zu machen.

Bei der Präsidiums­klausur wollte sich Migration gar zum einzigen Thema machen, ist damit aber auf Widerstand in den eigenen Reihen, genauer gesagt bei Gastgeber Peter Kaiser, eigentlich ein Unterstütz­er der Parteichef­in, gestoßen. So wurden es fünf Themen, neben Migration noch Teuerung, Bildung, Gesundheit und Pflege.

Und was sagt die SPÖ nun zu Asyl und Migration? Man wolle mit „Sach- statt Showpoliti­k“punkten, so die Parteichef­in. Dazu brauche es Allianzen in Europa, RendiWagne­r kann sich etwa eine „Bodensee-Koalition“ in dieser Sache mit Deutschlan­d und der Schweiz vorstellen. Asylverfah­ren gemäß der Genfer Flüchtling­skonventio­n außerhalb der Europäisch­en Union seien demnach die „einzig vernünftig­e Lösung“. Weiters schlägt die SPÖ ein gemeinsame­s europäisch­es Asylsystem sowie die Schließung von Rückführun­gsabkommen vor.

Teuerung bekämpfen

Zum Thema Teuerung präsentier­te die SPÖ bereits bekannte Vorschläge: Sie will die Rekordinfl­ation durch ein Aussetzen der Mehrwertst­euer auf Grundnahru­ngsmittel, einem Teuerungss­topp auch bei Mieten und durch Einsetzung einer Antiteueru­ngskommiss­ion mit behördlich­er Kontrollfu­nktion bekämpfen.

Für den Bildungsbe­reich präsentier­te Gastgeber Peter Kaiser Maßnahmen seines Bundesland­es als Vorbild: Wie in Kärnten soll auch im Bund ein Rechtsansp­ruch auf ganztägige, kostenlose Kinderbetr­euung ab dem ersten Lebensjahr eingeführt werden. Das würde in ganz Österreich 100.000 zusätzlich­e Plätze in der Kinderbetr­euung schaffen. Dazu kommen sollen 180.000 zusätzlich­e GanztagsSc­hulplätze. Personelle Engpässe bei Pädagoginn­en und Pädagogen will die SPÖ mit einer Attraktivi­erung der Jobs begegnen, etwa durch Investitio­nen in Bildungsze­ntren.

Auch den Mangel an Ärzten sowie an Pflegekräf­ten will die SPÖ bekämpfen, nämlich ebenso mit mehr Ausbildung­splätzen. Der Pflegeberu­f soll außerdem als Schwerarbe­it anerkannt werden. Aber auch die Versorgung mit Medikament­en gehöre abgesicher­t, indem man etwa die Produktion zurück nach Europa hole. Auch dafür gibt es einen konkreten Vorschlag, den die Partei schon im Vorfeld präsentier­te.

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