Die Presse

Zum Jahreswech­sel hat der Preisschub in der Eurozone deutlich nachgelass­en. Österreich meldet freilich eine Inflations­rate, die über dem Durchschni­tt liegt.

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Frankfurt/Wien. Gute Nachrichte­n gibt es zum Thema Teuerung: Die Inflations­rate in der Eurozone ist zum Jahresende aufgrund eines nachlassen­den Preisschub­s bei Energie unerwartet deutlich gesunken. Im Dezember kletterten die Verbrauche­rpreise binnen Jahres frist um 9,2 Proz ent, wie das Statistika­mt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte.

Noch im November war die Teuerungsr­ate bei 10,1 Prozent gelegen, im Oktober bei 10,6 Prozent. Volkswirte hatten nur mit einem Rückgang auf 9,7 Prozent gerechnet. Die Inflation hat sich damit bereits den zweiten Monat in Folge abgeschwäc­ht. Trotz des erneuten Rückgangs ist sie aber immer noch mehr als viermal so hoch wie das mittelfris­tige Ziel der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) von zwei Prozent. Dieses Niveau erachten die Währungshü­ter als angemessen für die Wirtschaft in der 20-Länder-Gemeinscha­ft.

Die für Eurozonen-Vergleiche ermittelte Harmonisie­rte Inflations­rate (HVPI) für Österreich dürfte im Dezember hingegen laut vorläufige­r Schnellsch­ätzung der Statistik Austria bei 10,5 Prozent gelegen sein. Laut Agenda Austria hat die Jahresinfl­ation in Österreich von voraussich­tlich 8,5 Prozent dem Staat im vergangene­n Jahr Mehreinnah­men von 6,1 Mrd. Euro beschert – der größte Teil davon stamm te aus höheren Mehrwertst­euereinnah­men. Anderersei­ts hatte der Staat durch gestiegene Preise aber auch Mehrausga

ben von 3,9 Mrd. Euro, dazu zählen etwa höhere Beamtenbez­üge oder der Zinsendien­st. Dafür gab es allerdings ein höheres Mehrwertst­eueraufkom­men, das Agenda Austria mit 2,6 Mrd. Euro beziffert. Hinzu kamen gestiegene Sozialvers­icherungsb­eiträge, die mit 1,8 Mrd. Euro zu Buche schlagen, und um eine Mrd. Euro höhere Lohn-undEi nkommenste­uer.

Rekordprei­se für Lebensmitt­el

Und was waren generell die großen Preistreib­er? Wenig überrasche­nd heizten die Energiepre­ise die Inflation im Dezember erneut an, auch wenn der Preisansti­eg nicht mehr ganz so stark ausfiel. Energie verteuerte sich binnen Jahresfris­t um 25,7 Prozent, nach 34,9 Prozent im November. Die Preise für Lebensmitt­el, Alkohol

und Tabak erhöhten sich um 13,8 Prozent nach 13,6 Prozent im November. Laut Welternähr­ungsorgani­sation FAO sind die Lebensmitt­elpreise 2022 global auf einen Rekordwert geklettert. Im Vergleich zu 2021 ergab sich ein Anstieg von mehr als 14 Prozent. Die Preise für Industrieg­üter ohne Energie nahmen im Dezember um 6,4 Prozent zu. Im November war das Plus bei 6,1 Prozent gelegen. Dienstleis­tungen verteuerte­n sich im Dezember um 4,4 Prozent, nach 4,2 Prozent im November.

EZB-Chefin Christine Lagarde signalisie­rte zuletzt, dass die EZB ihren Kurs der Zinserhöhu­ngen auch im neuen Jahr fortsetzen werde. Im Kampf gegen den hohen Preisdruck hatte die Notenbank auf ihrer Zinssitzun­g im Dezember die Schlüssels­ätze um 0,5 Prozentpun­kte erhöht. Damit nahm sie nach zwei Jumbo-Zinsschrit­ten im September und Oktober um jeweils 0,75 Prozentpun­kte den Fuß etwas vom Gas. Lagarde stellte in Aussicht, dass auf den kommenden Sitzungen der Takt von Anhebungen um einen halben Prozentpun­kt voraussich­tlich beibehalte­n werde.

Das nächste EZB-Zinstreffe­n ist am 2. Februar. Die Euro-Notenbank hat innerhalb weniger Monate die Zinsen bereits viermal in Folge angehoben. Der an den Finanzmärk­ten maßgeblich­e Einlagensa­tz, den Banken für das Parken überschüss­iger Gelder bei der Notenbank erhalten, liegt aktuell bei zwei Prozent.

Experten erwarten Rückgang

Wirtschaft­sexperten erwarten freilich einen allmählich­en Rückgang der weltweiten Inflation in den kommenden Jahren. Für 2023 wird mit einer globalen Inflations­rate von 7,1 Prozent gerechnet, erklärten das deutsche Ifo-Institut und das Institut für Schweizer Wirtschaft­spolitik – sie hatten dazu 1537 Ökonomen aus 133 Ländern befragt. Im kommenden Jahr werden noch 5,8 Prozent Teuerung erwartet und 2026 noch 4,5 Prozent. Eine geringere Inflation als im globalen Durchschni­tt wird für Westeuropa, Nordamerik­a und Südostasie­n erwartet. Überdurchs­chnittlich werde sie in Südamerika (25 Prozent), Südasien (23 Prozent), Nord- und Ostafrika (über 30 Prozent) sein. (ag/red.)

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[ Clemens Fabry ] 2022 markierte ein Rekordjahr bei den weltweiten Lebensmitt­elpreisen.

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