Die Presse

Gut und günstig: Wo Liftpässe leistbar sind

Kleine, feine Resorts, in denen sich auch Familien nach dem Kauf der Tageskarte noch einen entspannte­n Einkehrsch­wung leisten können.

- VON GEORG WEINDL

Bei so ziemlich allen amerikanis­chen Skiresorts gibt es den fast omnipräsen­ten und werbewirks­amen Slogan „Ski in, Ski out“. Was so viel heißt wie die Piste vor der Haustür. Die Osttiroler hätten das auch erfinden können.

Zumindest in Obertillia­ch im idyllische­n Lesachtal. Vielleicht gab es früher einmal einen Dorfpfarre­r, der ein leidenscha­ftlicher Skifahrer war. Jedenfalls kann man von der Pfarrkirch­e zur Liftstatio­n fast rüberspuck­en, was man natürlich nicht machen sollte. Aber es dürfte weltweit wenige Skigebiete geben, die so nah am Ortszentru­m gebaut sind. Golzentipp heißt der Skiberg, der im Prinzip alles hat, was man heuer braucht. Schneesich­er ist das ganze Tal sowieso, die Pisten sind breit sowie überwiegen­d leicht und gut befahrbar. Und die Liftpreise am unteren Ende der Skala mit einem Tagestarif von 42 Euro.

Die Kombinatio­n aus stressfrei und erschwingl­ich dürfte in diesem Winter nicht nur bei Familien gefragt sein. Das sagt auch der Herausgebe­r des „Ski Austria Guide“, Günter Fritz: „Aus Kostengrün­den haben die Preise heuer im Schnitt um zehn Prozent zugelegt. Da ist es besonders wichtig, gerade für Familien aufzuzeige­n, wo der Skilauf noch leistbar ist.“Und außerdem Spaß macht und der Schnee in verträglic­hen Portionen präsent ist. Die Kombinatio­n aus gut und günstig gibt es tatsächlic­h noch. Relativ zumindest. Eine Auswahl von Skigebiete­n mit guten Pisten, überdurchs­chnittlich­er Schneesich­erheit und freundlich­en Tarifen.

Romantisch: Obertillia­ch in Osttirol

Obertillia­ch, da denkt man an Biathlon und Langlaufen, vielleicht an das Gastspiel von James Bond im Jahr 2018. Und dann auch ans Skifahren. Der Golzentipp ist der Hausberg im besten Sinne des Wortes. Die Seilbahn startet quasi neben der Kirche und etlichen historisch­en Bauernhäus­ern. Pisten gibt es zwischen 1450 und 2248 Metern Höhe. Mit der Seilbahn geht’s hinauf zur Conny-Alm. Oben locken recht übersichtl­iche und eher einfache Pisten, dazu herrliche Aussichten auf die Lienzer Dolomiten und hinüber zu den italienisc­hen Nachbarn. Etwas sportliche­r ist die Talabfahrt.

22 Pistenkilo­meter, sieben Liftanlage­n, Tagesskipa­ss: 42 Euro, www.obertillia­cherbergba­hnen.at

Schneeloch: Gargellen im Montafon

Ein kleines, versteckt in einem Seitental des Montafon liegendes Bergdorf mit gerade einmal knapp über 100 Einwohnern direkt an der Grenze zur Schweiz. Früher wurde dort fleißig geschmugge­lt. Heute zieht es im Winter Skifahrer dorthin, Freerider und Tourengehe­r lieben das Terrain, denn es ist ein echtes Schneeloch auf über 1400 Metern Höhe. Überwiegen­d leichte Pisten bis auf 2300 Metern Höhe. Aber es gibt auch sportliche schwarze Abfahrten und reizvolle Freeride-Varianten. Ein Klassiker ist die Skitour rund um die 2770 Meter hohen Gipfel des Madrisa mit einem Abstecher in den Schweizer Prättigau.

30 Pistenkilo­meter, acht Liftanlage­n, Tagesskipa­ss: 44 Euro, www.bergbahnen-gargellen.at

Hoch: Gletscherw­elt Weissee

Hochalpine­s und spektakulä­res Skivergnüg­en verspricht der Ausflug von Uttendorf im Lesachtal im westlichen Salzburger Pinzgau hinauf zum Weissee. Fünf Lifte verteilen sich um die berühmte Rudolfshüt­te auf 2315 Metern Höhe. Herrliche und vor allem schneesich­ere Pisten auf baumfreiem Gelände bis auf 2500 Meter Höhe.

Dazu hat man hier beste Bedingunge­n für Freeride, Skitouren und Schneeschu­hwanderung­en. Und die Rudolfshüt­te, das stattliche Berghotel mit Historie, ist nicht nur für den Einkehrsch­wung gut. Hier kann man auch direkt an der Piste und am Gletscher logieren, es gibt solide Zimmer und Lager sowie Österreich­s höchstgele­genes Hallenbad.

23 Pistenkilo­meter, acht Liftanlage­n, Tagesskipa­ss: 44 Euro, www.gletscherw­eltweissee.at

Sonnig: Monte Zoncolan im Friaul

Schon merkwürdig, dass dieser Skiberg wenige Kilometer hinter der Grenze in Österreich immer noch ein Geheimtipp ist. Man kennt ihn halt mehr als schweißtre­ibende Bergetappe des Giro d’Italia. Das Skigebiet erreicht man von Ravasclett­o aus mit der Seilbahn. Alternativ gäbe es eine Passstraße von Sutrio aus hinauf zu den Pisten. Oben verteilen sich abwechslun­gsreiche Pisten auf dem weitgehend baumfreien und sonnigen Gelände bis auf knapp 2000 Meter Höhe. Recht sportlich ist die Talabfahrt nach Ravasclett­o.

23 Pistenkilo­meter, elf Liftanlage­n, Tagesskipa­ss: ab 39,50 Euro, www.turismofvg.it

Ursprüngli­ch: Reinswald in Südtirol

Das Sarntal hat in Südtirol den Ruf, eine besonders ursprüngli­che Gegend zu sein. Über die Menschen in dem langen und einsamen Tal zwischen Sterzing und Bozen machen sich die Bozner Stadtleute traditione­ll gern lustig. Dabei hat die Gegend viel Charme und viel Natur. Und ein kleines, feines Skigebiet, das sich dazu in einem kleinen Seitental versteckt, für das man kurz hinter Sarnthein rechts abzweigt.

Auf 1570 Metern Höhe geht es los, fährt die Seilbahn hinauf bis zum 2460 Meter hohen Settele. Oben im baumfreien Bereich sind die Pisten eher leicht, weiter unten wird es sportliche­r. Immerhin finden hier auch EuropacupR­ennen statt. Aber sonst geht es recht gemütlich zu. Dazu passen auch die vier Skihütten und die 4,5 Kilometer lange Rodelbahn.

22 Pistenkilo­meter, vier Liftanlage­n, Tagesskipa­ss: 44 Euro, www.reinswald.com

diesem Fall. Vom Brennerpas­s fährt man in einem weiten Halbkreis ins Passeierta­l, biegt auf dem Weg zum Timmelsjoc­h rechts ab und landet am Talschluss in einem idyllische­n und autofreien Bergdorf auf 1627 Metern Höhe. Das Skigebiet ist klein, aber recht sportlich und reicht bis auf gut 2500 Meter. Dazu kann man im Tal herrlich langlaufen, rodeln, winterwand­ern oder mit Schneeschu­hen auf Tour gehen.

18 Pistenkilo­meter, vier Liftanlage­n, Tagesskipa­ss: ab 41 Euro, www.pfelders.info

Exotisch: Limone Piemonte

Ein vergleichb­ar großes Skigebiet mit solchen Skipasspre­isen dürfte man sonst nur schwer finden. Aber nur deswegen lohnt die lange Anreise ins Piemont nicht. Dafür gibt es einen Hauch Exotik. Vom quirligen Ort Limone Piemonte geht es direkt hinein ins weit verzweigte Skigebiet zwischen 1040 und knapp 2100 Metern bis hinauf zum in Rennradler­kreisen legendären Tenda-Pass.

Oben gibt es mächtige alten Festungsan­lagen und Ausblicke bis zur ligurische­n Küste. Dazu überwiegen­d rote und schwarze Pisten, Snowpark und Langlauflo­ipen. Fad wird es einem hier kaum, außerdem ist bekanntlic­h die piemontesi­sche Küche ein weiterer guter Grund für den Ausflug.

80 Pistenkilo­meter, 16 Liftanlage­n, Tagesskipa­ss: 35 Euro, www.riservabia­nca.it

 ?? [ Elias Bachmann/TVB Osttirol] ?? Nicht nur in Obertillia­ch hat man die Kirche auch bei den Preisen für die Liftpässe im Dorf gelassen.
[ Elias Bachmann/TVB Osttirol] Nicht nur in Obertillia­ch hat man die Kirche auch bei den Preisen für die Liftpässe im Dorf gelassen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria