Was für ein fieser Onkel!
Von seiner Schwester gebeten, ihren Sohn unter seine Fittiche zu nehmen, willigte der Mann ein: Wer mag schon seiner Schwester solch ein Ansinnen abschlagen? Er solle ihm doch seine berufliche Tätigkeit näherbringen und das Talent des Buben fördern – und dieses war dasselbe, das auch der Onkel aufwies: Der war Künstler und Handwerker und konnte Objekte kreieren, die unglaublich lebensecht wirkten, etwa menschliche und tierische Statuen aus Bronze; außerdem baute er praktische Dinge wie beispielsweise eine große Tanzbühne für eine berühmte Frau. Als er eines Tages eine großzügige Gartenanlage erschuf, verriet er ausgerechnet dieser Frau ein Geheimnis, das sich um die Anlage rankte.
Der Bub erwies sich bald als eifriger Schüler mit großem Einfallsreichtum und erfand sogar zwei bis heute gebräuchliche, nützliche Gegenstände – allein indem er Anleihe an der Natur nahm, wie am Rückgrat eines Fisches und an Eisenstäben.
Doch da das mit Neid und Geiz so eine Sache ist, wie wir erst kürzlich an dieser Stelle erfahren haben, wuchs die Eifersucht des Onkels angesichts des allzu großen Talents des Buben. Schließlich war er der Meister, er wollte als Bester und Einziger dastehen!
Perfiden Hintergedanken nachgebend, lud der Onkel den Neffen daher eines Tages zu einem Spaziergang zur Stadtburg ein. Die Burg hatte er aufgrund ihrer Anhöhe gewählt – denn kaum waren sie oben angelangt, stieß der Onkel den Neffen den Berg hinab.
Allerdings wurde eine Frau Zeugin dieses furchtbaren Geschehens und kam dem Buben zu Hilfe – zwar nicht in üblicher, sondern eher zauberhafter Form, der Bub wurde gerettet, und seither trägt eine Tiergattung den Namen des Buben auf Lateinisch. Der böse Onkel musste sich vor Gericht verantworten und wurde der Stadt verwiesen.
Erst einige Zeit später trafen die beiden Männer wieder aufeinander – nämlich als der Mann, der dem Neffen einst Leid angetan hatte, den Tod seines Sohnes betrauerte. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Wer traf wen? Der Sohn? Erfindungen des Neffen; seine Retterin? Die Frau, die Gartenanlage?