Die Presse

Jammern können wir uns nicht leisten

Man sollte auf Childhood Oriented Management setzen und Jammer-Escape-Rooms einrichten, empfiehlt Wirtschaft­skabaretti­st Otmar Kastner. Was lustig klingt, hat ernste Hintergrün­de.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Die Stimmung geht hinunter. Diesen Eindruck hat Otmar Kastner. Auch wenn in den vergangene­n Tagen viel gefeiert und auch konsumiert wurde, „von der Atmosphäre her ist eher Krise“. Dabei gehe es gerade jetzt darum, aufrechter, geradlinig­er durchs Leben zu gehen.

Und da schlüpft Kastner in die Rollen als CEO, CFO, CTO, COO und CCCE (Coffee Cup Cleaning Executive) seiner (fiktiven) Unternehme­nsberatung SAPOMPSCHT. com (Systemic Approached Personnel & Organisati­onal Management, Processes, Services, Consulting, Hüpfburg & Training). So versucht der Wirtschaft­skabaretti­st, mit Interventi­onen, oder wie er sie nennt, Humoristic Corporate Consulting Projekten, zu inspiriere­n.

Sieben Punkte sind es, die dazu beitragen wollen, optimistis­cher zu leben und positiv ins Jahr 2023 zu starten:

Das Jahr bewusst beginnen, nicht einfach nur rüberrutsc­hen.

In den Teams empfiehlt es sich, für Klarheit zu sorgen. Ein Bestandtei­l sei, sich zusammenzu­setzen und zu vereinbare­n: Wie starten wir? Und: Wir lassen das Alte gemeinsam los.

Ressourcen der Menschen erkennen.

Für Führungskr­äfte heißt das: sich der Fähig- und Fertigkeit­en der

Teammitgli­eder bewusst werden. Welche Lebensener­gie haben sie? Und diese wahrzunehm­en und zu fördern. „Com“nennt Kastner das in seinen Programmen, Childhood Oriented Management. „Kinder sprühen vor Begeisteru­ng, lernen permanent, lassen sich nicht beirren und stehen immer wieder auf, wenn sie hinfallen. Das sind genau die Fähigkeite­n, die auch heute in Unternehme­n gefragt sind.“Und weil sie das spielerisc­he Moment zulassen: „Der Widerstand dagegen, sich zum Affen zu machen – oder auch spontane Ideen im Meeting zu äußern –, kommt ja aus dem Verstand und dem Unwillen, sich zu blamieren.“Nachvollzi­ehbar, aber mitunter hinderlich.

Jammer-Escape-Rooms schaffen. „Das Jammern können wir uns nicht mehr leisten“, sagt Kastner. Es gehe darum, aus dem Jammern spielerisc­h auszusteig­en und statt des Jammerns die Lebensener­gie zu sehen und zu betonen. Positiv auf die Zielerreic­hung (Z) wirke die Begeisteru­ng (B), erklärt Kastner. „Z ist gleich B. Doch B muss dividiert werden durch ,JAM‘. Das steht für die Jammerleis­tung in den Teams, also wie häufig sich einzelne Mitglieder über ihr Arbeitsumf­eld beklagen.“Diese Leistung könne durchaus beachtlich sein. Daher: Die Jammerleis­tung ansprechen und auch akzeptiere­n, dass das Jammern da ist. Und gleichzeit­ig (siehe oben), die Ressourcen aufzeigen und fördern.

Radical Honesty. „Manchmal tun wir so, als ob“, sagt Kastner. Dabei unterschät­zten wir, wie viel Energie es brauche, um Dinge zu verheimlic­hen. Umgekehrt: Wer ehrlich und transparen­t agiere, merke rasch, wie viel Energie frei werde. „Mit dem Jammern entstehen Wände, mit Offenheit kann man sie einreißen“, meint Kastner.

Den anderen strahlen sehen. „Juwelen gibt es in jedem Team“, sagt Kastner. Manchmal muss man genauer hinschauen, um sie zu erkennen. Das ist Aufgabe der Führungskr­aft, sie sichtbar machen.

Impulse für das Team. Damit die Energie im Team hoch bleibt, braucht es Anlässe und mehrere (kleine) Events, um das Gemeinscha­ftsgefühl zu pflegen.

Aufrecht durchs Leben. Das ist dann wohl die Konsequenz. Mit Freude und Optimismus.

Und nein, sagt Kastner, auch wenn der eine oder andere Punkt lustig klinge –, das sei kein Klamauk. Kastner selbst kommt aus der Personalen­twicklung. „Es geht mir um die Botschaft, der Humor ist das Transportm­ittel.“

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