Die Presse

Nato gegen serbischen Einsatz im Kosovo

KFOR-Schutztrup­pe weist Belgrads Forderung nach Interventi­on zum Schutz von Kosovo-Serben zurück.

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Belgrad/Prishtina/Brüssel. Die NatoMissio­n im Kleinstaat Kosovo hat laut Angaben der serbischen Regierung Forderunge­n zurückgewi­esen, eine Art Schutztrup­pe aus Serbien zugunsten der serbischen Minderheit in den Kosovo zu entsenden. Hintergrun­d sind steigende Gewaltakte zwischen Kosovoalba­nern (etwa 90 Prozent der rund 1,8 Millionen Einwohner) und ethnischen Serben (rund sieben Prozent), die vor allem im Norden des Landes leben.

Der Kosovo wurde 2008 von Serbien unabhängig, seine Stabilität wird durch Truppen unter Nato-Befehl (KFOR) gesichert, darunter sind auch Österreich­er.

Serben angeschoss­en

Die Spannungen verschärft­en sich am Wochenende, nachdem ein kosovarisc­her Soldat außerhalb des Diensts in einem Skiort zwei Serben (21 und elf Jahre alt) mit Schüssen verwundet hatte. Die Opfer, es sind Cousins, wurden operiert und sind außer Lebensgefa­hr. Auslöser war offenbar ein banaler Streit. Der Schauplatz, die Gemeinde Shterpce im Südkosovo, ist mehrheitli­ch serbisch. Bewohner blockierte­n nach dem Vorfall die Hauptstraß­e von Shterpce zum Rest des Landes. Nach Angaben der serbischen Regierung trugen die Angeschoss­enen einen Eichenstam­m, der traditione­ll von serbisch-orthodoxen Christen zum orthodoxen Weihnachts­fest am 7. Jänner geschlagen wird.

Kosovos Präsidenti­n, Vjosa Osmani, und Premier Albin Kurti verurteilt­en die Tat. Serbiens Präsident, Aleksandar Vučić, forderte Ende Dezember, bis zu 1000 Mann Polizei und Armee in die Serbengebi­ete schicken zu dürfen, da weder die Nato noch lokale Sicherheit­skräfte imstande seien, für Sicherheit zu sorgen. Die KFOR-Führung habe das zurückgewi­esen, so Vučić am Wochenende in einem Interview. Es bestehe für eine serbische Interventi­on demnach kein Bedarf. Laut der dem Nato-Einsatz zugrunde liegenden Resolution des UN-Sicherheit­srats könnte Serbien auf Antrag der KFOR durchaus Truppen in gewisse Gebiete des Kosovo schicken. (Reuters/AFP/red.)

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