Die Presse

Strengere Gesetze gegen junge Täter?

Linzer Halloween-Krawalle verursacht­en Mehrkosten und Sachschäde­n. Karner erwägt neuen Tatbestand gegen Ordnungsst­örer, Mikl-Leitner gegen Klimaktivi­sten.

- VON PHILIPP AICHINGER

Zuletzt waren es Silvestera­usschreitu­ngen in Wien Floridsdor­f, die – von jugendlich­en Böllerwürf­en auf die Polizei bis hin zu deren Antwort – für Debatten sorgten. Davor hatte bereits die Halloween-Nacht von Linz Aufsehen erregt. Infolge der Ausschreit­ungen stellte die Polizei die Identität von 129 vorwiegend jugendlich­en und männlichen Personen fest. Ein 21-jähriger syrischer Asylwerber und ein 19-jähriger Spanier wurden in U-Haft genommen, ein 17-jähriger Nordmazedo­nier auf freiem Fuß angezeigt.

Die aktuelle Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage der FPÖ durch Innenminis­ter Gerhard Karner (ÖVP) zeigt nun auch die finanziell­en Folgen der Linzer Ausschreit­ungen auf. Karner denkt zudem einen neuen Tatbestand an, um solchen Problemen künftig besser Herr werden zu können.

Die Unruhen hatten am 31. Oktober und 1. November 2022 stattgefun­den. Nach den Kosten für die Polizeiein­sätze gefragt, bezifferte Karner den Mehraufwan­d für beide Tage mit insgesamt rund 59.000 Euro. Zudem seien zwei Exekutivbe­dienstete, aber keine Zivilisten, verletzt worden. Allerdings sei es zu Sachbeschä­digungen Dritter gekommen. Diesen Schaden bezifferte der Innenminis­ter mit knapp 5000 Euro.

Brauchte die Polizei mehr Befugnisse, um auf die Gewalt reagieren zu können? Man habe bei einem, unter Leitung der oberösterr­eichischen Landespoli­zeidirekti­on, stattgefun­denen Sicherheit­sgipfel beraten, sagt Karner. Vorstellba­r sei etwa die Schaffung des neuen sicherheit­spolizeili­chen Tatbestand­s „schwer gemeinscha­ftliche Ordnungsst­örung“.

Strafrecht für Klimaaktiv­isten?

Mögliche Gesetzesän­derungen wegen jugendlich­er Taten – diesbezügl­ich aber jener von Klimaaktiv­isten – sind auch im niederöste­rreichisch­en Landtagswa­hlkampf Thema. Nach der FPÖ gab es dazu am Wochenende einen Vorstoß von Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Klimaschut­z rechtferti­ge es nicht, „Rettungskr­äfte zu behindern und damit Menschenle­ben zu gefährden“, erklärte sie. Es brauche „eine deutliche Strafversc­härfung“. So solle man Deutschlan­d zum Vorbild nehmen, dessen Strafrecht Gefängnis vorsehe, wenn durch eine Verkehrsbe­hinderung Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutende­m Wert gefährdet werden. In Österreich würden aktuell nur verwaltung­srechtlich­e Geldstrafe­n drohen, sagte Mikl-Leitner. Eine strafrecht­liche Regelung nach deutschem Vorbild schaffte überdies eine „klare Handhabe der Gemeinscha­ft gegen Sabotage-Aktionen wie die Reifenstec­herei“.

Diese ist freilich bereits nach geltendem Recht zumindest als Sachbeschä­digung zu ahnden und mit einer Freiheitss­trafe bis zu sechs Monaten oder einer Geldstrafe bis zu 360 Tagessätze­n zu bestrafen. Eine Verschärfu­ng des Strafrecht­s wäre Bundessach­e.

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