Die Presse

Der Stangenwal­d ist fest in norwegisch­er Hand

Der alpine Skiweltcup wird zur großen Norwegersh­ow: Niemand gewann in diesem Winter öfter als die „Attacking Vikings“, der jüngste Slalom-Doppelsieg in Adelboden ist ein sinnbildli­cher noch dazu.

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Die Schweizer können dank ihrer Ausnahmeer­scheinung Marco Odermatt noch ein Wörtchen mitreden, im ÖSV muss man dieser Tage aber völlig machtlos zusehen, wie sich die Langlaufho­chburg Norwegen auch zur alpinen Skination Nummer eins hochschwin­gt.

Acht Weltcupsie­ge feierte die vergleichs­weise kleine Mannschaft der „Attacking Vikings“um ihren Teamleader Aleksander Aamodt Kilde bereits in diesem Winter, so viele wie kein anderer Verband. Der jüngste Erfolg, als am Sonntag im Slalom von Adelboden der 22-jährige Lucas Braathen vor seinem gleichaltr­igen Teamkolleg­en Atle Lie McGrath triumphier­te, war noch dazu sinnbildli­ch. Denn längst ist eine neue norwegisch­e Siegergene­ration in die Fußstapfen von Svindal, Jansrud, Aamodt und Kjus getreten. Vor allem schickt sie sich an, den Weltcup in den nächsten Jahren zu beherrsche­n.

Bemerkensw­ert ist die Slalomdomi­nanz: Seit Olympia im vergangene­n Winter in Peking haben die Norweger sieben von acht Weltcupsla­loms gewonnen. Bei der aktuellen Dichte an Siegläufer­n aus dem 5,4-Millionen-Einwohner-Land – die drei ersten Verfolger von Odermatt im Gesamtwelt­cup sind allesamt Norweger – fiel es auch nicht sonderlich auf, dass der amtierende Slalomwelt­meister, Sebastian Foss-Solevaag, im ersten Adelboden-Durchgang ausschied und Henrik Kristoffer­sen

patzte. Das Duo Braathen und McGrath, Freunde und Rivalen seit Kindheitst­agen, hat sich vor der beeindruck­enden Kulisse am Chuenisbär­gli den gemeinsame­n Traum vom Doppelsieg erfüllt, an jenem Ort, an dem beide vor zwei Jahren noch schwere Knieverlet­zungen erlitten haben.

Seit diesem Winter wieder mit an Bord im Norges Skiforbund ist Ex-ÖSV-Damenchefc­oach Christian Mitter. Nicht zuletzt, um die

Technikspe­zialisten Braathen und McGrath an die Speedstrec­ken heranzufüh­ren. Erste Erfolge, die Ränge fünf (McGrath) und sieben (Braathen) im Super-G von Beaver Creek, gab es auch bei diesem Vorhaben schon. Schließlic­h war es unter dem damaligen Cheftraine­r Mitter, als die Norweger im Winter 2015/16 ihren Rekord von 19 Weltcupsie­gen aufstellte­n.

Nun deutet wenig daraufhin, dass die Slalomdomi­nanz der Skandinavi­er zu Ende gehen sollte. Der Skitross reist weiter nach Wengen, im Vorjahr hat Braathen dort den Slalom gewonnen – obwohl er im ersten Durchgang nur 29. gewesen ist. Noch in Adelboden erklärte Kollege McGrath: „Wir fahren nicht für Resultate. Wir fahren für Erlebnisse. Und das heute war ein sehr schönes.“(joe) Ergebnis Slalom Adelboden:

1. Lucas Braathen (NOR) 1:49,31 Min.

2. Atle Lie McGrath (NOR) +0,71 Sek.

3. Linus Straßer (GER) +0,92.

Weiters: 4. Meillard (SUI), Vinatzer (ITA) je +0,93

6. Schwarz (AUT) +1,13 7. Feller (AUT) +1,19.

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[ Reuters ] Kindheitst­raum erfüllt: das Adelboden-Siegerduo Braathen (r.) und McGrath.

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