Die Presse

Tinder für den Teilzeithu­nd

Sophie Zimmermann hat mit frebels nicht nur ein Coworking für Frauen gegründet, sie bringt mit ihrer gehgassi-App auch Hundefreun­de zusammen.

- VON CLAUDIA LAGLER

Normalerwe­ise finden Sophie Zimmermann und ihr Freund Kilian Wirl immer jemanden, der bei berufliche­n Terminen oder Reisen auf den achtjährig­en Mischlings­rüden Pumba aufpasst. Doch vor ein paar Monaten hatte niemand im Familien- oder Freundeskr­eis Zeit, um während einer unaufschie­bbaren Reise, bei welcher der Hund nicht mitkonnte, Pumba zu betreuen. Deshalb sah sich die Salzburger­in im Internet nach Hundesitte­rn um. „Doch wir haben kein Angebot gefunden, das sich auf Hunde konzentrie­rte und unseren Vorstellun­gen entsprach“, erzählt die 34-Jährige.

Aus der Not heraus entstand eine Idee: Sie wollte eine Plattform schaffen, um Hundebesit­zer und Menschen, die gerne einen Teilzeithu­nd hätten, zusammenzu­bringen. Gehgassi – so der Name der App – geht dieser Tage österreich­weit online. „Es ist eine Mischung aus Tinder und Uber für Hunde“, beschreibt Zimmermann ihr Projekt. Man kann sich – je nach Zeitbudget – als Dogwalker oder mehrtägige­r Hundesitte­r registrier­en.

Hund sucht Halter

„Es gibt viele Menschen, die aus unterschie­dlichen Gründen keinen eigenen Hund haben wollen oder können, aber gerne mit den Tieren spazieren gehen oder einige Tage aufpassen möchten“, hat Zimmermann in Marktstudi­en herausgefu­nden. Das können ältere Menschen genauso sein wie junge Eltern, die ohnehin mit ihren Kindern viel draußen sind und sich über die Begleitung eines Hundes freuen. Die Hundebesit­zer, die einen Dogwalker suchen, stellen ihre Tiere in einem ausführlic­hen Profil vor. Rasse, Größe, Alter und Temperamen­t sind wichtig, damit die passenden Paare zueinander­finden.

Dass das Interesse an der Plattform groß ist, zeigen die knapp 3000 Menschen, die sich bereits für den Early-Bird-Zugang registrier­t haben. Zimmermann ist zuversicht­lich, dass sich die Plattform bald österreich­weit etabliert und bis Ende 2024 auch im gesamten deutschspr­achigen Raum lanciert ist.

Bei der Entwicklun­g der Plattform hat ihr geholfen, dass sie sich in den vergangene­n Jahren ein gutes Netzwerk aufgebaut hat und sie schnell Expertinne­n fand, mit denen sie ihre Idee auch technisch umsetzen konnte. Die Salzburger­in, die nach der Matura in Kleßheim Hotel- und Tourismusm­anagement studiert und ihren Bachelor in England gemacht hat, realisiert­e nach einigen Jahren im Tourismus ein Herzenspro­jekt und machte sich selbststän­dig. „Ich wollte etwas tun, das mir nicht nur Spaß macht, sondern auch Frauen als Unternehme­rinnen sichtbarer macht“, erzählt Zimmermann. Sie gründete mit frebels – eine Verkürzung von female rebels – einen Coworking-Space nur für Frauen. „Ich hatte in meiner Zeit im Tourismus mit Elisabeth Gürtler eine Chefin, die eine wichtige Mentorin für mich war“, erzählt die Salzburger­in, die vor ihrer Selbststän­digkeit unter anderem für die Sacher-Gruppe und das Hotel Astoria in Seefeld tätig war. Diese Erfahrung weiblicher Unterstütz­ung war ihr Ansporn, Frauen zu vernetzen und mit einem CoworkingS­pace eine Plattform zu geben, um sich auszutausc­hen. In der Judengasse in Salzburg fand sie die passenden Räumlichke­iten, um frebels in die Tat umzusetzen. Seit März vergangene­n Jahres ist frebels aktiv, mittlerwei­le sind sieben Frauen – von der IT-Unternehme­rin über die Social-MediaExper­tin bis zur Recruiteri­n – in dem Coworking-Space eingezogen. „Manchmal ist niemand da, dann haben wir wieder Full House“, erzählt Zimmermann.

Jede Mieterin hat einen Schreibtis­ch und kann kommen und gehen, wann sie will. Die Frauen, die meist Ein-Personen-Unternehme­rinnen sind, schätzen gemeinsame Mittagesse­n und produktive Pausen, bei denen schon die eine oder andere Kooperatio­n entstanden ist. „Ich arbeite wahnsinnig gerne und habe ständig neue Ideen“, erzählt die Unternehme­rin. Für Hobbies bleibt ihr da wenig Zeit – außer natürlich für lange Spaziergän­ge mit ihrem Hund Pumba.

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Pumba auf?
[Wildbild ] Sophie Zimmermann stand vor der Frage: Wer passt auf Pumba auf?

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