Die Presse

Schelte für Joe Biden an der Mexiko-Grenze

Der US-Präsident besuchte erstmals seit seinem Amtsantrit­t die Südgrenze, wo ihn der texanische Gouverneur wegen seiner Migrations­politik scharf kritisiert­e. Anschließe­nd reiste Biden nach Mexiko weiter.

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Der Empfang war alles andere als herzlich: Bei seiner ersten Reise als US-Präsident an die mexikanisc­he Grenze bekam Joe Biden gleich bei seiner Ankunft am Sonntag eine Schelte des texanische­n Gouverneur­s, Greg Abbott. „Sie haben Ihre verfassung­smäßige Verpflicht­ung verletzt, die Vereinigte­n Staaten durch die getreue Erfüllung der Bundesgese­tze gegen eine Invasion zu verteidige­n“, schimpfte der Republikan­er in einem Brief, den er Biden überreicht­e.

Abbott wird als möglicher Präsidents­chaftsbewe­rber der Republikan­er bei der Wahl 2024 gehandelt – und Migration ist ein heißes Thema im parteiinte­rnen Wettbewerb. Der Demokrat Biden wird wegen seiner zu „liberalen“Einwanderu­ngspolitik von den Republikan­ern kritisiert: So hatte der Präsident als eine seiner ersten Amtshandlu­ngen den Bau der Grenzmauer – das Herzensanl­iegen seines republikan­ischen Vorgängers, Donald Trump – gestoppt. Abbott fordert, dass der Grenzzaun, den Biden besuchte, unverzügli­ch weitergeba­ut wird.

Der Besuch komme zwei Jahre zu spät, beklagt nun Abbott. Bidens „Versagen“sei für das „Chaos“an der Grenze verantwort­lich. Die Texaner würden dafür einen besonders hohen Preis zahlen. Tausende Migranten harren derzeit an der Grenze zu den USA aus und hoffen auf eine Gelegenhei­t, in das Land zu gelangen. Bis Ende September wurden 2,2 Millionen Migranten aufgegriff­en – so viele wie noch nie. Allerdings beinhaltet die Zahl mehrfache Grenzübert­ritte.

Biden hat zuletzt einen neuen Anlauf gestartet, um illegale Einwanderu­ng einzudämme­n. Unter bestimmten Voraussetz­ungen sollen bis zu 30.000 Migranten pro Monat aus Venezuela, Nicaragua, Kuba und Haiti legal in die USA einreisen. Im Gegenzug sollen 30.000 illegale Einwandere­r pro Monat aus diesen Ländern nach Mexiko abgeschobe­n werden. „Ihre Politik der offenen Grenzen hat die Kartelle ermutigt, die durch den Handel mit tödlichem Fentanyl und sogar mit Menschen reich werden“, schreibt der texanische Gouverneur.

In der Grenzstadt El Paso seien die Migrantenc­amps für Bidens Besuch extra geräumt worden, so Abbott. In El Paso kam Biden mit Hilfsorgan­isationen zusammen, um sich ein Bild der Lage zu machen. Auch besuchte er Teile der Grenzmauer.

Das Thema Migration stand auch im Mittelpunk­t von Bidens Besuch in Mexiko, wo ihn am Montag Präsident Andrés Manuel López Obrador erwartete. Er unterstütz­t den neuen US-Vorstoß: Dieser eröffne Migranten die Chance auf eine legale Einreise in die USA und verhindere so die gefährlich­e Reise durch Mexiko, sagte er. Migranten werden in Mexiko immer wieder Opfer kriminelle­r Organisati­onen, die sie entführen, ausrauben oder vergewalti­gen.

Nordamerik­a-Gipfel in Mexiko

Grund für Bidens Reise ist der jährliche Nordamerik­a-Gipfel. Am Dienstag steht ein Treffen mit Obrador und dem kanadische­n Premier Justin Trudeau auf dem Programm. Mexiko will bei dem Gipfel einen Vorschlag für eine „Allianz für den Wohlstand der Völker Amerikas“unterbreit­en, so Außenminis­ter Marcelo Ebrard. Durch Kooperatio­nen sollen „Ursachen der Migration“– Armut – bekämpft und Wohlstand gerechter verteilt werden. (ag./red.)

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