Die Presse

Brexit: Chancen auf Osterfried­en gestiegen

Im Streitfall Nordirland zeichnet sich eine Lösung ab – sofern die Politik mitspielt.

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Können Großbritan­nien und die EU ihre Beziehunge­n endlich normalisie­ren? Eine Antwort auf diese Frage suchte am Montag Marosˇ Šefčovič in London. Der für den Brexit zuständige EU-Kommissar war bei Außenminis­ter James Cleverly, um die Chancen auf ein Ende des Dauerstrei­ts über den Umgang mit Nordirland auszuloten.

Im Rahmen des EU-Austritts hatte sich London in einem Zusatzprot­okoll dazu verpflicht­et, Nordirland de facto im EU-Binnenmark­t zu belassen, um eine Grenze zur Republik Irland zu verhindern, die zum Bruch des Karfreitag­sabkommens geführt hätte, dank dem der Nordirland-Konflikt 1998 beigelegt wurde. Seit dem Vollzug des Brexit weigern sich die Briten allerdings, das Nordirland-Protokoll umzusetzen – denn die Umsetzung dieser Vereinbaru­ng macht Kontrollen im Warenverke­hr zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigte­n Königreich­s nötig.

Auf technische­r Ebene ist die Suche nach einem Kompromiss weit gediehen. Kernelemen­t ist eine Datenbank, die den Warenverke­hr nach Nordirland in Echtzeit abbildet, wodurch sich Warenkontr­ollen auf das Allernotwe­ndigste minimieren ließen. Das Problem liegt vielmehr in London – denn für die Hardliner unter den regierende­n Torys gleicht jeder Kompromiss einem Verrat am Brexit.

Die Gespräche werden voraussich­tlich nicht vor dem 25. Jubiläum des Karfreitag­sabkommens am 10. April abgeschlos­sen sein. Um den Jahrestag dennoch zu würdigen, erwägen London und Brüssel offenbar eine „politische“Übereinkun­ft, die einen Fahrplan für weitere Verhandlun­gen umfassen soll, berichtete der irische Rundfunk RTE. (la)

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