Die Presse

„Grotesk“: SPÖ kontert nach Koglers Klima-Kritik

Werner Kogler wähnte Hans Peter Doskozil im „Presse“-Interview klimapolit­isch „auf alten Pfaden“und stellte auch die Bundes-SPÖ ins Eck der Öko-Bremser. Vor allem aus dem Burgenland folgte darauf heftige Kritik.

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Mit der SPÖ an der Macht wäre es klimapolit­isch auch nicht besser, im Gegenteil sogar: Das erklärte, kurz zusammenge­fasst, Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) im Interview mit der „Presse am Sonntag“. Kogler behauptete darin, die SPÖ würde „beim Klimaschut­z oft aufseiten der Bremser stehen“, und in der aktuellen Energiekri­se „erleben wir einen besonderen Rückfall“. Das Brisante daran: Die türkis-grüne Koalition benötigt in den kommenden Monaten aufgrund der erforderli­chen Zweidritte­lmehrheit bei mehreren Energiepro­jekten die Zustimmung der Roten im Parlament. Und: Insbesonde­re Burgenland­s Landeshaup­tmann, Hans Peter Doskozil (SPÖ), würde, so Kogler, hier „auf alten Pfaden treten“.

Im Burgenland will man das nicht so stehen lassen: „Es ist doch nur noch verrückt und geradezu grotesk, dass er uns ins Beton-Eck stellt, dabei muss man sich nur die Zahlen anschauen“, sagte Burgenland­s SPÖ-Landesgesc­häftsführe­r Roland Fürst zur „Presse“. Fürst verweist auf Daten, laut denen nur Niederöste­rreich mehr Energie mit Windrädern produziert. In Relation zur Einwohnerz­ahl ist das Burgenland in der Statistik weit vorn, insgesamt kam im Jahr 2021 kam mehr als ein Drittel der österreich­ischen Windenergi­e aus dem Burgenland.

Ähnlich sei es in puncto Sonnenstro­m: „Im Jänner eröffnen wir in Nickelsdor­f die mit Abstand größte Fotovoltai­k-Anlage Österreich­s, die versorgt 44.000 Haushalte“,

sagt Fürst. Man habe Förderunge­n für den Ausstieg aus fossilen Systemen erhöht und den Erneuerbar­en-Ausbau durch eine Reform für mehr landespoli­tischen Spielraum beschleuni­gt. „So viel muss der Vizekanzle­r in seiner verbleiben­den Amtszeit erst einmal umsetzen“, sagte Fürst.

Auch Bundes-SPÖ empört

In den nächsten Wochen soll zudem beschlosse­n werden, dass Supermärkt­e zur Vermeidung von Flächenver­brauch nur noch in Ortskernen errichtet werden dürfen. Hintergrun­d: Zuvor kritisiert­en Umweltschü­tzer, dass im Burgenland in den vergangene­n Jahren der Flächenver­brauch gestiegen sei, der WWF sprach gar von „Flächenfra­ß, der die Klimaschut­zansagen des

Landes konterkari­ert“. Ebenfalls kritisiert wird der schwach ausgebaute öffentlich­e Verkehr im östlichste­n Bundesland.

Die Kritik an Kogler einte im konkreten Fall gar die in der SPÖFührung­sdebatte getrennten Blöcke Wien und Eisenstadt, denn auch rund um SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner wurde heftig gekontert – und der Ton lässt auch hierbei nicht auf den dringenden Wunsch nach einer Ampelkoali­tion mit SPÖ und Grünen schließen. Über die Online-Plattform Twitter richteten die Roten dem grünen Vizekanzle­r aus, was mit der SPÖ ihrer Ansicht nach ebenfalls schwierige­r als mit der ÖVP wäre: „Kinder abschieben? Vollspalte­nböden? Glyphosat? Stimmt, das ginge mit uns nicht.“(kk)

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