Auf Skiern sind sie fast unschlagbar
Ob auf Pisten, Schanzen, Loipen oder Schießständen: Norweger dominieren. Klima, Geografie, Geld und Liebe zur Bewegung gelten als Antrieb, der Rest ist System. Auf Spurensuche.
Wer hat den Skisport erfunden? Ein Norweger. Was einst als bestes Fortbewegungsmittel auf Schnee galt oder bei der Jagd unerlässlich war, prägt in der Gegenwart den Sport – auf Alpin-, Langlauf- oder Sprungskiern. 1868 sorgte der Norweger Sondre Norheim, daheim in der Region Telemark, mit seinem Stil, Ski zu fahren, für eine Revolution.
Verklärung ist Wikingern fremd, dabei gibt es Allzeitgrößen wie Bjørn Daehlie (Langlauf), Ole Einar Bjørndalen (Biathlon) oder Kjetil André Aamodt (Ski) etc. Berge, lange und kalte Winter, Verständnis für Sport und Liebe zur Bewegung machen tägliche Bewegung bereits für Kinder wahr. Politik, Industrie und Medien stehen dahinter, sie forcieren/bezahlen den Wintersport. Sieger machen als Vorbilder dazu beste Werbung:
Ski alpin
Lucas Braathen und Atle Lie McGrath feierten beim Adelboden-RTL einen Doppelsieg. Aleksander Aamodt Kilde gewann drei Abfahrten und einen Super-G, er triumphierte im Gesamtweltcup und gilt bei der Abfahrt am Samstag in Wengen oder bei der SkiWM in Courchevel (ab 6. Februar) als Favorit. Gleiches gilt für Braathen und Henrik Kristoffersen, die zusammen drei von vier SaisonSlaloms gewonnen haben.
Bei den Ski-Damen hingegen läuft es nicht nach Wunsch. Ragnhild Mowinckel ist als beste Gesamtweltcup-Zehnte.
Skispringen
Halvor Granerud, 26, landete Norwegens ersten Tourneesieg seit 2007, der Osloer gewann vier von bislang zwölf Bewerben. „Norsk Hoppe“glänzt – dank des Tirolers Alexander Stöckl – bei Großereignissen zumeist golden. Bei den Frauen positioniert sich Silje Opseth: Beim „Silvester Tournament“war Eva Pinkelnig besser, doch die 23-Jährige siegte in Sapporo und hebt auch in Zao¯ (13. Jänner) ab.
Norweger, die der Legende nach ja schon mit Langlaufskiern geboren werden, blühen in der Loipe auf. In diesem Winter gab es 17 Rennen, nur zwei Mal ertönte nicht „Ja, vi elsker dette landet“, die Nationalhymne. Johannes Høsflot Klaebo, 26, gewann zehn Mal, dazu zweimal in der Staffel mit Iver Tildheim Andersen, Pål Golberg und Simen Krüger. Die „Tour de Ski“glich einer norwegischen Meisterschaft: Klaebo siegte vor Krüger und Hans Christer Holund. Das Fehlen des Russen Alexander Bolschunow ebnet bei der WM in Planica (ab 21. Februar) alle Wege.
Bei den Frauen ragt die Familie Weng empor. Zwei Siege der Zwillingsschwestern Tiril Udnes und Lotta Udnes stehen zu Buche. Ihre Cousine Heidi folgt – in jedem Weltcuprennen stand bislang eine Norwegerin auf dem Podest. Tiril Udnes trägt das Gelbe Trikot.
Nordische Kombination
Er springt besser Ski als alle anderen und hat in der Loipe einen maximal bewegenden Antritt: Jarl Magnus Riiber. Er ist seit 2018 durchgehend Gesamtweltcupsieger, hat in dieser Saison bereits fünf Siege in neun Rennen gefeiert. Der viermalige-Weltmeister aus Oslo, 25, wird auch einer der Stars bei der Nordischen WM in Planica sein. Mit Jens Lurås Oftebro ist ein weiterer Sieger unterwegs.
NORWEGEN
5,42 Millionen Menschen leben in Norwegen. Erdöl, Erdgas, Mineralien und Lachs machen die parlamentarische Monarchie (König Karl V.) zum Industrieund Sozialstaat. Sport genießt in der Gesellschaft hohen Stellenwert, ist im Schulsystem diskussionslos verankert. Hochburgen des Wintersports sind Oslo, Lillehammer und Trondheim, Hunderte Klubs sind im „Skiforbundet“vereint.
Bei den Frauen hat die 20-jährige Gyda Westvold Hansen aus Trondheim „Vorfahrt“. Sie gewann alle fünf Events und wird sich wohl auch beim „Seefeld-Triple“(ab 27. Jänner) nicht aus der Spur drängen lassen.
Biathlon
Im „bewaffneten Langlauf“ist Johannes Thingnes Bø die klare Nummer eins. Sieben Siege in zehn Einzel-Konkurrenzen lassen nebst zwei Staffel-Erfolgen keinerlei Zweifel zu. In Begleitung von Vetle Sjåstad Christiansen, Sturla Holm Laegreid und Tarjei Bø ist Edelmetall auch bei der WM in Oberhof (ab 8. Februar) fix. Mit Johannes Dale steht noch ein Saisonsieger am Start für die Skijäger-Nation, die seit 2018 durchgehend die Nationenwertung im IBU-Weltcup anführt.
Bei den Biathletinnen sind norwegische Siegerinnen nicht zu finden. Ingrid Landmark Tandrevold wurde zweimal Zweite.