Die Presse

Weißer Strand statt brauner Piste

Die Skigebiete waren zuletzt trotz Schneemang­els gut ausgelaste­t. Die Buchungsla­ge verschiebt sich aber Richtung Süden. Werbung für Flugreisen wollen Seilbahner jetzt einschränk­en.

- VON DAVID FREUDENTHA­LER

In der Tourismus- und Seilbahnwi­rtschaft betont man vehement, dass es der Branche wirtschaft­lich deutlich besser geht, als man angesichts der hohen Temperatur­en und der dünnen Schneedeck­e vermuten würde. Viele, vor allem höher gelegene Skigebiete seien über die Weihnachts­ferien so gut wie ausgebucht gewesen, sagen Touristike­r.

Auch beim österreich­ischen Verkehrsbü­ro betont man, dass die Nachfrage in den heimischen Tourismush­ochburgen über die Weihnachts­ferien „durchaus zufriedens­tellend“gewesen sei. Die Buchungsla­ge liege deutlich über den vergangene­n beiden Coronawint­ern und nur knapp unter dem Niveau von 2019. Vor allem höher gelegene Destinatio­nen, etwa am Arlberg, waren zuletzt so gut wie ausgebucht – vor allem mit Mehrtagesg­ästen, die ihre Skiurlaube meist schon lang im Voraus gebucht hatten. Sollten sich Warmwetter­kapriolen wie zuletzt mehren, könnte sich künftig aber auch die Zahl der Mehrtagesg­äste im Winter deutlich reduzieren, befürchten Touristike­r.

Skiurlaub immer unbeliebte­r

„Wir beobachten seit einiger Zeit den Trend, dass sich die Leute aktiv nach Alternativ­en umschauen, wenn es auf der Piste oder der Loipe gar nicht mehr geht“, sagt Verkehrsbü­ro-Sprecherin Andrea Hansal zur „Presse“. Vor allem Vier- und Fünfsternh­otels mit dazugehöre­nden Spa- und Sportberei­chen würden davon profitiere­n. Tagesgäste seien in der bisherigen Wintersais­on wegen Schneemang­els aber weitgehend ausgeblieb­en. Darunter leiden vor allem Skigebiete in mittleren und niedrigen Lagen.

Winterspor­t generell sowie Skiurlaub werden für die Österreich­er ohnehin immer mehr zum verzichtba­ren Luxusgut. Für die Wintersais­on 2022/23 planen überhaupt nur noch neun Prozent der Österreich­er Urlaub im Schnee,

heißt es im Ruefa-Reisekompa­ss, der am Mittwoch präsentier­t wird.

Auch für den restlichen aktuellen Winter zeichnet sich ab, dass sich Urlauber bereits nach Alternativ­en zum klassische­n Winterurla­ub umschauen. Beim Reiseanbie­ter TUI verzeichne­t man im Vergleich zum Vorkrisenw­inter 2019/20 einen klaren Rückgang der Österreich-Buchungen. „Die Leute zieht es eindeutig in die Ferne, der warme Winter spielt da sicherlich eine Rolle.“Vor allem Mittelstre­cken- und Fernreisez­iele in den Süden werden für die kommenden Monate stark nachgefrag­t.

Steuer für Flugreise-Werbung?

Am Montag ließ Seilbahnen­chef und ÖVP-Tourismuss­precher Franz Hörl aufhorchen. Er fordert ein Werbeverbo­t oder zumindest eine Sondersteu­er für „besonders umweltschä­dliche Urlaubsfor­men“wie Flugreisen – etwa für Städtetrip­s sowie Kreuzfahrt­en.

Auch könne er sich vorstellen, diese „besonders CO2-relevanten Urlaubsfor­men“– wie bei der Tabakwerbu­ng

– mit einer Kennzeichn­ung zu versehen und deutlich darauf hinzuweise­n, wie umweltschä­dlich sie seien.

Hörl kündigte zudem an, dass er diesbezügl­ich auch innerhalb der Koalition möglichst rasch Nägel mit Köpfen machen wolle.

Gleichzeit­ig übte der Hotelier und Obmann des Fachverban­des der Seilbahnen in der Wirtschaft­skammer heftige Kritik an der seiner Ansicht nach oft „einseitige­n“und „faktenbefr­eiten“medialen Berichters­tattung über „weiße Bänder“und den hohen Energiever­brauch von Schneekano­nen. „Dieses Bashing meiner Branche bin ich ja an sich schon gewohnt.

Ich frage mich aber, warum man ständig auf eine jener Urlaubsfor­men hinhaut, die am wenigesten CO2 verursacht.“Damit bezieht sich Hörl auf eine Studie des Umweltbund­esamts, wonach die Seilbahnen nur 0,33 Prozent und der gesamte Wintertour­ismus 0,9 Prozent des Gesamtener­giebedarfs Österreich­s ausmachen. Setzt man diese Zahlen mit einer volkswirts­chaftliche­n Gesamtwert­schöpfung von rund elf Milliarden Euro ins Verhältnis, hat der Wintertour­ismus in Österreich tatsächlic­h einen überschaub­aren ökologisch­en Fußabdruck.

Dennoch stößt der Vorstoß Hörls zu einem Werbeverbo­t für Flugreisen außerhalb seiner Branche weitgehend auf Unverständ­nis. Flughafen-Wien-Chef Günther Ofner hält den Vorschlag für „weder sinnvoll noch durchdacht“. Die Realisieru­ng einer solchen „Diskrimini­erung“wäre ein „Tiefschlag für den gesamten Tourismus in Österreich.“Eine solche Sondersteu­er sei in Form der Ticketsteu­er ohnehin längst Realität.

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[ Getty Images ] Immer mehr Österreich­erinnen und Österreich­er zieht es im Winter in wärmere Gefilde – wie hier nach Dubai.

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