Weißer Strand statt brauner Piste
Die Skigebiete waren zuletzt trotz Schneemangels gut ausgelastet. Die Buchungslage verschiebt sich aber Richtung Süden. Werbung für Flugreisen wollen Seilbahner jetzt einschränken.
In der Tourismus- und Seilbahnwirtschaft betont man vehement, dass es der Branche wirtschaftlich deutlich besser geht, als man angesichts der hohen Temperaturen und der dünnen Schneedecke vermuten würde. Viele, vor allem höher gelegene Skigebiete seien über die Weihnachtsferien so gut wie ausgebucht gewesen, sagen Touristiker.
Auch beim österreichischen Verkehrsbüro betont man, dass die Nachfrage in den heimischen Tourismushochburgen über die Weihnachtsferien „durchaus zufriedenstellend“gewesen sei. Die Buchungslage liege deutlich über den vergangenen beiden Coronawintern und nur knapp unter dem Niveau von 2019. Vor allem höher gelegene Destinationen, etwa am Arlberg, waren zuletzt so gut wie ausgebucht – vor allem mit Mehrtagesgästen, die ihre Skiurlaube meist schon lang im Voraus gebucht hatten. Sollten sich Warmwetterkapriolen wie zuletzt mehren, könnte sich künftig aber auch die Zahl der Mehrtagesgäste im Winter deutlich reduzieren, befürchten Touristiker.
Skiurlaub immer unbeliebter
„Wir beobachten seit einiger Zeit den Trend, dass sich die Leute aktiv nach Alternativen umschauen, wenn es auf der Piste oder der Loipe gar nicht mehr geht“, sagt Verkehrsbüro-Sprecherin Andrea Hansal zur „Presse“. Vor allem Vier- und Fünfsternhotels mit dazugehörenden Spa- und Sportbereichen würden davon profitieren. Tagesgäste seien in der bisherigen Wintersaison wegen Schneemangels aber weitgehend ausgeblieben. Darunter leiden vor allem Skigebiete in mittleren und niedrigen Lagen.
Wintersport generell sowie Skiurlaub werden für die Österreicher ohnehin immer mehr zum verzichtbaren Luxusgut. Für die Wintersaison 2022/23 planen überhaupt nur noch neun Prozent der Österreicher Urlaub im Schnee,
heißt es im Ruefa-Reisekompass, der am Mittwoch präsentiert wird.
Auch für den restlichen aktuellen Winter zeichnet sich ab, dass sich Urlauber bereits nach Alternativen zum klassischen Winterurlaub umschauen. Beim Reiseanbieter TUI verzeichnet man im Vergleich zum Vorkrisenwinter 2019/20 einen klaren Rückgang der Österreich-Buchungen. „Die Leute zieht es eindeutig in die Ferne, der warme Winter spielt da sicherlich eine Rolle.“Vor allem Mittelstrecken- und Fernreiseziele in den Süden werden für die kommenden Monate stark nachgefragt.
Steuer für Flugreise-Werbung?
Am Montag ließ Seilbahnenchef und ÖVP-Tourismussprecher Franz Hörl aufhorchen. Er fordert ein Werbeverbot oder zumindest eine Sondersteuer für „besonders umweltschädliche Urlaubsformen“wie Flugreisen – etwa für Städtetrips sowie Kreuzfahrten.
Auch könne er sich vorstellen, diese „besonders CO2-relevanten Urlaubsformen“– wie bei der Tabakwerbung
– mit einer Kennzeichnung zu versehen und deutlich darauf hinzuweisen, wie umweltschädlich sie seien.
Hörl kündigte zudem an, dass er diesbezüglich auch innerhalb der Koalition möglichst rasch Nägel mit Köpfen machen wolle.
Gleichzeitig übte der Hotelier und Obmann des Fachverbandes der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer heftige Kritik an der seiner Ansicht nach oft „einseitigen“und „faktenbefreiten“medialen Berichterstattung über „weiße Bänder“und den hohen Energieverbrauch von Schneekanonen. „Dieses Bashing meiner Branche bin ich ja an sich schon gewohnt.
Ich frage mich aber, warum man ständig auf eine jener Urlaubsformen hinhaut, die am wenigesten CO2 verursacht.“Damit bezieht sich Hörl auf eine Studie des Umweltbundesamts, wonach die Seilbahnen nur 0,33 Prozent und der gesamte Wintertourismus 0,9 Prozent des Gesamtenergiebedarfs Österreichs ausmachen. Setzt man diese Zahlen mit einer volkswirtschaftlichen Gesamtwertschöpfung von rund elf Milliarden Euro ins Verhältnis, hat der Wintertourismus in Österreich tatsächlich einen überschaubaren ökologischen Fußabdruck.
Dennoch stößt der Vorstoß Hörls zu einem Werbeverbot für Flugreisen außerhalb seiner Branche weitgehend auf Unverständnis. Flughafen-Wien-Chef Günther Ofner hält den Vorschlag für „weder sinnvoll noch durchdacht“. Die Realisierung einer solchen „Diskriminierung“wäre ein „Tiefschlag für den gesamten Tourismus in Österreich.“Eine solche Sondersteuer sei in Form der Ticketsteuer ohnehin längst Realität.