Jack Ma zieht sich von Ant zurück
Der Rückzug des bei der chinesischen Regierung in Ungnade gefallenen Investors erhöht die Chance auf einen Börsegang.
In der Hoffnung auf eine Wiederbelebung der Börsenpläne der Tochter Ant Financial stiegen Anleger am Montag bei Alibaba ein. Die Aktien des chinesischen Onlinehändlers kletterten in Hongkong um zeitweise fast zehn Prozent auf ein Sechsmonatshoch.
Auslöser der Rallye war die Nachricht vom Wochenende, dass Jack Ma – Gründer von Alibaba und Ant – die Kontrolle über den Betreiber der BezahlApp Alipay abgegeben hat.
Die Ant Group steht hinter dem mobilen chinesischen Bezahlsystem Alipay mit mehr als einer Milliarde Nutzern. Deren 2020 geplanter Börsengang sollte mit 35 Milliarden US-Dollar der größte der Welt werden und scheiterte in letzter Minute an den regulatorischen Behörden.
Nach Reuters-Berechnungen schrumpfen Mas Stimmrechte durch Veränderungen in der Eigentümerstruktur nun von zuvor mehr als 50 Prozent auf 6,2 Prozent. Der Schritt von Ma erfolgte wohl vor dem Hintergrund des harten Durchgreifens der chinesischen Aufsichtsbehörden, die seit geraumer Zeit dem boomenden Technologiesektor Zügel anlegen. Mit dem Chefwechsel bei Ant werde sich die Stimmung im chinesischen Internetsektor insgesamt verbessern, prognostizierte Anlagestratege Redmond Wong von der Saxo Bank.
Der Rückzug des offenbar in Ungnade gefallenen Gründers Ma könnte die Pläne für einen Börsengang der Ant Group wiederbeleben. Doch erfordern chinesische Aktienmärkte nach solchen Veränderungen in der Unternehmensführung eine Wartezeit von zwei bis drei Jahren. Für Hongkong gilt hingegen nur ein Jahr.
Lebt Ma in Thailand?
Nach der gescheiterten Übernahme hatte sich der 58-jährige Multimilliardär weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, lebte im vergangenen Jahr nach Presseberichten länger in Japan und wurde vergangene Woche zufällig in Thailand gesehen. (Reuters/DPA)