Die Presse

Konkurrenz­fähig mit mehr Beihilfen und Schulden?

Gentiloni präzisiert­e Pläne, wie die EU gegenüber USA wettbewerb­sfähig bleiben könnte.

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Mit umstritten­en Maßnahmen will die EU-Kommission auf das Programm der US-Regierung zur Förderung grüner Technologi­e (Inflation Reduction Act – IRA) reagieren. EU-Wirtschaft­skommissar Paolo Gentiloni präzisiert­e in einem Interview mit dem „Handelsbla­tt“die Pläne. Damit der seit Jahresbegi­nn in Kraft gesetzten IRA mit Förderunge­n von 370 Milliarden Dollar nicht die Wettbewerb­sfähigkeit der EU zerstört, werde die Kommission die Beihilfere­geln für europäisch­e Unternehme­n lockern und für einen neuen milliarden­schweren EU-Fonds werben. Bei Letzterem erwartet Gentiloni allerdings Widerstand einiger Mitgliedst­aaten, die keine neuen gemeinsame­n Schulden aufnehmen wollen.

Dieser „Solidaritä­tsfonds“solle vor allem den wirtschaft­lich weniger starken EU-Ländern bei Investitio­nen in grüne Projekte helfen. Ein konkreter Vorschlag dazu werde bis Sommer erarbeitet. Die EU-Wirtschaft sei vom Ukrainekri­eg weit stärker betroffen als die USA. Ohne Gegenmaßna­hmen bestünde die Gefahr, „dass europäisch­e Unternehme­n in die USA abwandern“, argumentie­rte Gentiloni. Dort könnten sie auf niedriger Energiepre­ise und dem Zugang zu Förderunge­n setzen.

Der Wirtschaft­skommissar warnte aber auch davor, dass gelockerte Beihilfere­geln in der EU den Binnenmark­t negativ beeinfluss­en könnten. „Wir müssen aufpassen, dass die Staatshilf­en keine Verzerrung­en auslösen.“Brüssel werde, so versichert­e Gentiloni, weiterhin bei den USA auf einen fairen transatlan­tischen Wettbewerb drängen, der durch Regeln wie „Buy American“gefährdet sei. In der EU fordert indessen Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron das gleiche Modell mit „Buy European“. (wb)

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