Wenn die Zugvögel dableiben
Störche fliegen seltener in den Süden. Im zu warmen Winter finden Meisen und Co. zwar mehr Futter, negative Folgen hat die fehlende Kälte aber dennoch.
Wien. Der Storch bleibt, der Bergfink kommt nicht mehr als Wintergast: Der bisher viel zu warme und schneearme Winter hat auch Auswirkungen auf die Vogelwelt.
Denn durch die milden Temperaturen werden einige Zug- zu sogenannten Standvögeln: Sie begeben sich nicht mehr in den Süden. In Österreich lasse sich das etwa beim Storch beobachten, wie Heinrich Frötscher, Ornithologe bei Birdlife und Nationalpark-Ranger in den Donauauen, sagt: Einige Störche ziehen nach wie vor nach Afrika, andere „verkürzen ihre Flugwege“und überwintern in Südspanien, „Dutzende aber fliegen überhaupt nicht mehr weg“.
Auch Vogelarten wie die Mönchsgrasmücke „bleiben jetzt da“. Eine weitere Folge: „Vögel aus dem Norden, die eigentlich bei uns überwintern, bleiben aus, weil es auch im Norden nicht anders ausschaut als bei uns“, so Frötscher. Sprich: Es ist auch im Norden in der (vermeintlich) kalten Jahreszeit ausreichend warm, Vögel wie der Bergfink müssen sich nicht mehr auf die Reise machen.
Auch für Vogelarten wie Sperlinge, Meisen oder Amseln hat der milde Winter – Birdlife spricht von einer „Winterhitzewelle“– Folgen: Da sie leichter Nahrung im Wald finden, sind weniger Vögel auf Futterhäuschen in Gärten oder auf Balkonen angewiesen. Dass Vögel derzeit einfacher an Nahrung
kommen (auch weil sich die ertragreichen Mastjahre bei Nahrungsbäumen wie Fichten und Buchen als Folge des Klimawandels häufen), sei aber nicht nur positiv. „Natürlich kommen die Vögel leichter über den Winter.“
Allerdings führen warme Winter dazu, dass viele Insektenarten wie der Frostspanner, „die niedrige Temperaturen zum Überwintern brauchen“, nicht überleben, den Vögeln dann also „in der Brutzeit im Frühling die Nahrung fehlen könnte“. Auch die Bäume bringe ein zu warmer Winter durcheinander. „Das ganze Ökosystem ist auf den Winter ausgelegt, alle Arten haben sich angepasst.“Zu milde Temperaturen „bringen den ganzen Rhythmus komplett durcheinander“.