Der Faktor Work-Leisure-Balance
Über die Bedeutung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Unternehmen und Mitarbeiter:innen.
Frau Mag. Cornelia Schwaminger, Sie unterstützen zahlreiche Unternehmen bei der Suche nach neuen Talenten. Die sogenannte Work-Leisure-Balance spielt für Arbeitnehmende eine immer wichtigere Rolle. Welche Folgen hat dies?
Die Flexibilität in Bezug auf Zeit und Ort hat in den allermeisten Unternehmen mit computerbasierten Tätigkeiten deutlich zugenommen. Der Wegfall der Anfahrtswege durch Home-Office erleichtert die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und digitale Meetings werden häufig als effizienter erlebt. Die Zukunft gehört in den Branchen der Wissensarbeit einer Hybridform: persönliche Treffen zum Kennenlernen und als sozialer Kitt, Work Meetings in digitaler Form und effizientes „Abarbeiten“im Home-Office.
Arbeitgebende tun mit gesteigerter Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben nicht nur ihren Mitarbeiter:innen und damit dem Betrieb etwas Gutes, sondern können auch einen gesellschaftlichen Beitrag zu mehr Diversität und Chancengleichheit leisten.
Also eine Win-win-Situation für beide Seiten?
Auf alle Fälle. Wobei man die Position der Mitarbeiter:innen auf keinen Fall unterschätzen darf. Der Fachkräftemangel tritt zwar erst seit Corona verstärkt ins öffentliche Bewusstsein, letztlich ist er aber vor allem im demografischen Wandel begründet. Jedes Unternehmen tut gut daran, Work-Leisure-Balance ganz oben auf die Agenda des Employer Branding zu setzen. So können leistungsstarke Mitarbeiter:innen, auch aus der Generation der Millennials und der kommenden Generation Z, gewonnen und vor allem langfristig gehalten werden. Die Anforderungen der jungen Generation
unterscheiden sich grundlegend von den bisherigen. Leistung, Arbeit und Status haben einen völlig anderen Stellenwert. Ein entscheidender Faktor für Arbeitgeber:innen ist Authentizität: Was versprochen wird, muss auch gehalten werden. Sonst sind die High Potentials ganz schnell wieder weg. Unternehmen sollten ihr internes und externes Employer Branding daher eng synchronisieren und vor allem aktiv statt reaktiv agieren. Viele Unternehmen tun dies bereits: Wir unterstützen aktuell zahlreiche Kund:innen beim Aufsetzen eines strategischen Employer Branding.
Stichwort Authentizität: Wie leben
Sie Work-Leisure-Balance bei BDO?
Grundsätzlich sind alle Mitarbeiter:innen mit Laptop und Handy ausgestattet. Tätigkeiten, die remotefähig sind, können prinzipiell von überall in Österreich ausgeübt werden; die Abstimmung über das Ausmaß der Home-Office-Tätigkeit erfolgt individuell im Team. Gerade in der Einschulungsphase ist uns der persönliche Kontakt aber sehr wichtig. Wir möchten keine „Nummern“, die funktionieren, sondern Menschen, die gern und voller Begeisterung bei uns tätig sind und sich gemäß ihren eigenen Vorstellungen weiterentwickeln können. Auch in Bezug auf die Zeiteinteilung
sind wir sehr flexibel – ich selbst bin das beste Beispiel. Nach einigen Jahren in Vollzeit bin ich nach meiner zweiten Karenz in Teilzeit in meine bestehende Führungsposition zurückgekehrt. Für mich ist sowohl die Mama- als auch die KarriereRolle wichtig und ich bin überzeugt, dass nur eine glückliche auch eine gute Mama sein kann; daher stelle ich mich gern beiden Herausforderungen.
Ich persönlich nehme es für mich in Anspruch, den Nachmittag meinen Kindern zu widmen und am Abend weiterzuarbeiten, falls das nötig sein sollte. Diese Freiheiten in der Zeiteinteilung sollen aber auch meine Mitarbeiter:innen nutzen können – egal ob Millennial oder Generation Z, in welchem Alter und in welcher Familienkonstellation. Dank der Flexibilität des Unternehmens klappt das ganz hervorragend.