Die Presse

Bayer erwartet Boost für Pharma-Pipeline

Ein Gerinnungs­hemmer soll Milliarden bringen. Derweil fordert ein Hedgefonds einen neuen Konzernche­f von außen.

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Frankfurt/London/Leverkusen. Bayer erhofft sich von seinem neuen Gerinnungs­hemmer Asundexian kräftigen Rückenwind für sein Pharmagesc­häft. Der Pharmaund Agrarkonze­rn hob am Dienstag seine Prognose für das Spitzenums­atzpotenzi­al seiner vielverspr­echendsten Blockbuste­r-Medikament­enkandidat­en deutlich an – vor allem dank erwarteter Milliarden­umsätze mit Asundexian. Auf insgesamt mehr als zwölf Milliarden Euro schätzt Pharmachef Stefan Oelrich nun das Spitzenums­atzpotenzi­al seiner vier wichtigste­n Wachstumst­reiber ein. Bislang erwartete Bayer mehr als fünf Milliarden Euro. „Wir machen gute Fortschrit­te bei der Transforma­tion unseres Pharmagesc­häfts“, sagte Oelrich der Nachrichte­nagentur Reuters.

Für den Leverkusen­er Konzern ist der Nachschub aus der Pharma-Pipeline essenziell, da die Patente seiner Kassenschl­ager – der Gerinnungs­hemmer Xarelto und das Augenmitte­l Eylea – Mitte des Jahrzehnts auslaufen. Lange Zeit galt die Pipeline aber unter Analysten als zu schwach, um Umsatzausf­älle nach dem Patentabla­uf der TopMedikam­ente auffangen zu können. Doch mit dem neuartigen Gerinnungs­hemmer Asundexian zur Prävention von Thrombosen und Schlaganfä­llen, der sich in der dritten und damit entscheide­nden Phase der klinischen Entwicklun­g befindet, haben sich die Aussichten deutlich verbessert.

Dutzende klinische Studien

Oelrich traut Asundexian alleine ein Spitzenums­atzpotenzi­al von mehr als fünf Milliarden Euro zu und damit mehr als jedem anderen seiner Medikament­e. Bislang hatte Bayer für den Gerinnungs­hemmer, der 2026 marktberei­t sein soll und nach ersten Daten zu signifikan­t niedrigere­n Blutungsra­ten

als der Gerinnungs­hemmer Eliquis der Konkurrent­en Bristol-Myers Squibb und Pfizer führte, noch keine Umsatzprog­nose veröffentl­icht. Für das Nierenmedi­kament Kerendia, das nach Angaben von Oelrich einen „unglaublic­h guten“Marktstart in den USA hatte, erhöhte das Unternehme­n seine Prognose und geht nun von möglichen Umsätzen von mehr als drei Milliarden Euro aus statt von mehr als einer Milliarde Euro.

Für das Krebsmitte­l Nubeqa – das nach Einschätzu­ng von Bayer das Potenzial hat, zur Standardth­erapie für Prostatakr­ebspatient­en im frühen bis späten Stadium der Erkrankung zu werden – erwartet das Unternehme­n unveränder­t ein Spitzenums­atzpotenzi­al von mehr als drei Milliarden Euro.

Insgesamt hat Bayer gegenwärti­g knapp 40 Programme in der klinischen Entwicklun­g.

Chefsuche außer Haus

Unterdesse­n fordert der aktivistis­che Investor Jeff Ubben nun vom Konzern, außerhalb des Unternehme­ns nach einem neuen Chef zu suchen. Sein Hedgefonds Inclusive Capital, der sich jüngst an Bayer beteiligt hat, „würde einen externen Kandidaten“bevorzugen, sagte Ubben im Gespräch mit der „Financial Times“(Dienstag). Das wäre ein klarer Schnitt, nachdem in der Vergangenh­eit der neue Chef intern gefunden wurde.

Offiziell geplant ist der Abschied des wegen der kostspieli­gen Monsanto-Übernahme oft kritisiert­en Bayer-Chefs Werner Baumann für 2024. Aktuell läuft die Suche nach einem Nachfolger.

Inclusive Capital hatte zu Beginn dieser Woche mitgeteilt, knapp 8,2 Millionen Papiere von Bayer zu halten, was einer Beteiligun­g von rund 0,8 Prozent entspricht. (Reuters/APA/red.)

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