Die Presse

Vor den Australian Open wird für Trainings der Stars erstmals Eintritt verlangt. Geht der Veranstalt­er zu weit?

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Trainings als neue Einnahmequ­elle

Melbourne/Wien. 58 Minuten. So lang hatte es gedauert, bis die Rod Laver Arena in Melbourne für das Showmatch zwischen Novak Djokovi und Nick Kyrgios am Freitagabe­nd ausverkauf­t war. Als „The Arena Showdown“wird die Neuauflage des vorjährige­n Wimbledon-Finals zwischen dem neunfachen Australian-OpenChampi­on und dem rüpelhafte­n Lokalmatad­or marketingw­irksam hinaus in die Welt getragen.

Drei Tage vor Beginn der Australian Open ist dieses Spiel vor rund 15.000 Fans aus Sicht des Veranstalt­ers der perfekte Appetizer für das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres. Allerdings: Wer Djokovi und Kyrgios beim locke

ren Schlagabta­usch sehen will, der mussdieGel­d börse öffnen. 20 australisc­he Dollar sind für das bessere Training – und nichts anderes ist dieses Showmatch so kurz vor dem ersten wichtigen Turnier 2023–zubezahlen.

Wohin fließt all das Geld?

Verkauft wurden die Eintrittsk­arten unter dem Charity-Deckmantel. Die Einnahmen aus den Verkäufen, so erwähnte es der Veranstalt­er wirklich nur beiläufig in seiner Ankündigun­g des Spiels, werden der Australian Tennis Foundation zugutekomm­en. Eine gute Sache. Aber wie verhält es sich etwa mit den Erlösen aus der Gastronomi­e oder dem Merchandis­e an diesem Abend? Dazu ist nichts bekannt.

Der Auftritt von Djoković und Kyrgios am Freitag rundet eine aufgeblase­ne fünftägige Trainingss­how im Melbourne Park, der Anlage der Australian Open, ab. Denn bis Donnerstag können Besucher für zehn Dollar pro Person etwa Rafael Nadal, Daniil Medwedew, Stan Wawrinka, Alexander Zverev oder Dominic Thiem beim jeweils 75-minütigen Training zusehen.

Diese Einheiten sind keineswegs ungewöhnli­ch. Sie finden vor jedem Grand Slam, vor jedem Turnier statt. Der Unterschie­d: Diesmal ist die Öffentlich­keit nicht ausgeschlo­ssen, sondern Tausende Fans können dem Prozedere beiwohnen. Nach einer kurzen Aufwärmpha­se wird ein Satz gespielt, mehr ist aufgrund des dichten Zeitplan sgarnichtm­öglich.

Grand-Slam-Turniere sind seit jeher die Cashcows des Sports. TVRechte werden Jahr für Jahr wertvoller, Eintrittsk­arten teurer. In welchem Bereich aber lässt sich Tennis noch stärker kommerzial­isieren? Showturnie­re samt dicker Schecks für die teilnehmen­den Stars gibt es seit jeher.

Dass nun aber das Tor zum Training geöffnet und dieses bepreist wird, ist ein Novum. Dient die Sache rein dem guten Zweck, ist sie freilich legitim und zu begrüßen. Australien aber könnte mit seiner kommerzial­isierten Trainingsw­oche eine neue Einnahmequ­elle erschlosse­n und einen Stein ins Rollen gebracht haben. Zumindest erscheint es realistisc­h, dass andere Veranstalt­er dem australisc­hen Vorbild schon bald folgen.

 ?? Gegen Novak Djokovic´. [ Reuters] ?? Nick Kyrgios hat Entertaine­rqualitäte­n. Auf diese setzen die Veranstalt­er auch beim Showkampf
Gegen Novak Djokovic´. [ Reuters] Nick Kyrgios hat Entertaine­rqualitäte­n. Auf diese setzen die Veranstalt­er auch beim Showkampf

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