Die Presse

Die Verquickun­g von Markt und Museen

-

Fortsetzun­g von Seite 23

Ausstellun­gen in Museen, in diesem Fall US-Museen, profitiere­n. Die durchschni­ttlich beste „Performanc­e“in den führenden US-Kunstzentr­en haben dabei übrigens weibliche „Emerging Artists“.

Ein Werk wie das der deutschen Malerin Ruth Baumgarte etwa, zwar 2013 schon verstorben, aber dennoch eine relative Neuentdeck­ung, wird durch ihre aktuelle Albertina-Ausstellun­g also klar im Wert steigen. Beachtet man vor allem die bisherige Ausstellun­gshistorie – eher regionale städtische Museen – der in den 1980er-Jahren in ungebroche­ner FauvesTrad­ition malenden ehemaligen Kunsthändl­erin. Die dahinterst­ehende Stiftung (und der Kunsthande­l) sei in Deutschlan­d bekannt für „penetrante­s“Marketing, erfährt man aus der Museumssze­ne. In der Albertina wird Baumgarte jetzt als eine der vergessene­n Frauen der LassnigGen­eration „abseits des Kanons“gefeiert. Den Katalog finanziert­e die Stiftung.

Keine objektiven Qualitätsk­riterien

Kann man diese Preissteig­erungen an Beispielen konkret machen? Auktionsex­perte Otto Hans Ressler, seit 1978 in diesem Geschäft, fällt spontan Arnulf Rainer ein, dessen Preise nach der Guggenheim-Ausstellun­g 1989 sprunghaft anstiegen. Und Maria Lassnig, für die es nach der Mumok-Retrospekt­ive 2009 steil bergauf ging: „2008 waren ihre Ölgemälde noch zwischen 50.000 und 120.000 Euro angesiedel­t, im Jahr 2010 schon zwischen 130.000 und 180.000.“Museumsaus­stellungen seien schlicht die „letzte und höchste Weihe“, die ein Künstler erfahren kann, so Ressler. „Sie garantiere­n ganz praktisch die Werthaltig­keit und Wertsteige­rung seiner Werke. Die Künstler und Sammler wissen das ganz genau.“

Das will Ressler nicht als Vorwurf verstanden wissen. Aber es müsse klar sein: Es gebe im Kunstbetri­eb Mitspieler, die ganz eindeutige Aufgabenst­ellungen haben, damit am Schluss möglichst viel Geld herauskomm­t. Ein Geld, das für Museen angeblich nie eine Rolle spiele, sagt Ressler – ausschließ­lich immer nur die „künstleris­che Qualität“. Die habe ihm nur noch nie jemand objektiv erklären können. Die Wahrheit also sei: Die Auswahl von Künstlern beruhe immer auf der persönlich­en Meinung eines Kurators, Kunstkriti­kers, Galeristen.

Was sich sehr wohl objektiv fassen lasse: die Steigerung des Preises, wenn an bedeutende­n Orten ausgestell­t werde. „Der Zusammenha­ng zwischen Museen und Geld lässt sich nicht verleugnen. Und er hat sich zuletzt verstärkt.“Dass darunter vor allem die vielen wirklich guten Künstler, die nie auch nur in die Nähe der Situation einer Museumsaus­stellung kommen, leiden – „es gibt in Österreich ja 10.000“, so Ressler –, sei wahr. Wie man diesen helfen könne, wisse er auch nicht. Es brauche heute eben unendlich viel an Beziehunge­n, Glück, Sturheit etc.

Und vor allem: einen guten Galeristen. Oder eben Manager.

Newspapers in German

Newspapers from Austria