Die Verquickung von Markt und Museen
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Ausstellungen in Museen, in diesem Fall US-Museen, profitieren. Die durchschnittlich beste „Performance“in den führenden US-Kunstzentren haben dabei übrigens weibliche „Emerging Artists“.
Ein Werk wie das der deutschen Malerin Ruth Baumgarte etwa, zwar 2013 schon verstorben, aber dennoch eine relative Neuentdeckung, wird durch ihre aktuelle Albertina-Ausstellung also klar im Wert steigen. Beachtet man vor allem die bisherige Ausstellungshistorie – eher regionale städtische Museen – der in den 1980er-Jahren in ungebrochener FauvesTradition malenden ehemaligen Kunsthändlerin. Die dahinterstehende Stiftung (und der Kunsthandel) sei in Deutschland bekannt für „penetrantes“Marketing, erfährt man aus der Museumsszene. In der Albertina wird Baumgarte jetzt als eine der vergessenen Frauen der LassnigGeneration „abseits des Kanons“gefeiert. Den Katalog finanzierte die Stiftung.
Keine objektiven Qualitätskriterien
Kann man diese Preissteigerungen an Beispielen konkret machen? Auktionsexperte Otto Hans Ressler, seit 1978 in diesem Geschäft, fällt spontan Arnulf Rainer ein, dessen Preise nach der Guggenheim-Ausstellung 1989 sprunghaft anstiegen. Und Maria Lassnig, für die es nach der Mumok-Retrospektive 2009 steil bergauf ging: „2008 waren ihre Ölgemälde noch zwischen 50.000 und 120.000 Euro angesiedelt, im Jahr 2010 schon zwischen 130.000 und 180.000.“Museumsausstellungen seien schlicht die „letzte und höchste Weihe“, die ein Künstler erfahren kann, so Ressler. „Sie garantieren ganz praktisch die Werthaltigkeit und Wertsteigerung seiner Werke. Die Künstler und Sammler wissen das ganz genau.“
Das will Ressler nicht als Vorwurf verstanden wissen. Aber es müsse klar sein: Es gebe im Kunstbetrieb Mitspieler, die ganz eindeutige Aufgabenstellungen haben, damit am Schluss möglichst viel Geld herauskommt. Ein Geld, das für Museen angeblich nie eine Rolle spiele, sagt Ressler – ausschließlich immer nur die „künstlerische Qualität“. Die habe ihm nur noch nie jemand objektiv erklären können. Die Wahrheit also sei: Die Auswahl von Künstlern beruhe immer auf der persönlichen Meinung eines Kurators, Kunstkritikers, Galeristen.
Was sich sehr wohl objektiv fassen lasse: die Steigerung des Preises, wenn an bedeutenden Orten ausgestellt werde. „Der Zusammenhang zwischen Museen und Geld lässt sich nicht verleugnen. Und er hat sich zuletzt verstärkt.“Dass darunter vor allem die vielen wirklich guten Künstler, die nie auch nur in die Nähe der Situation einer Museumsausstellung kommen, leiden – „es gibt in Österreich ja 10.000“, so Ressler –, sei wahr. Wie man diesen helfen könne, wisse er auch nicht. Es brauche heute eben unendlich viel an Beziehungen, Glück, Sturheit etc.
Und vor allem: einen guten Galeristen. Oder eben Manager.