Was helfen könnte: Umdenken
Ich bin kein Angehöriger der „Letzten Generation“, aber ich verstehe die Klimaschützer gut und frage mich, warum.
Ich sage es klipp und klar, ich bin kein Angehöriger der Letzten Generation, und ich bin überzeugt, dass auch mein Enkelsohn, der gerade gelernt hat, aufrecht zu gehen, worin ich ihn zeit meines Lebens unterstützen werde, nicht dem Untergang geweiht ist. Die Klimaund Umweltschützer der Letzten Generation verstehe ich sehr gut, denke ich, und frage mich, warum.
Der Kapitalismus ist entfesselt wie noch nie (seit Karl Marx). Er ist gleichsam ein skrupelloser Klimakiller-Kapitalismus. Ausgerichtet auf immer mehr. Auf Konsum, Umsatz und Gewinn. Eine Gier, die der Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft, das heißt, unter den Menschen, Vorschub leistet. Der Club of Rome, der bestimmt nicht mit miesepetriger Einstellung glänzen will, stellte nicht gestern oder vorgestern, sondern schon vor mehr als fünfzig (!) Jahren die Frage, ob es so weitergehen könne. Er sagte schon vor zehn Jahren das Ende der Welt in dreißig Jahren voraus, wenn wir nicht endlich mit Vernunft weiterleben würden.
Es scheint, dass nur die Proponenten und Adepten der Letzten Generation die Rufe des Clubs hören und weiterdenken würden.
Unsere Generation hat noch – wahrscheinlich tatsächlich als letzte – die Option, mit Vernunft umzudenken und angemessener sowie nachhaltiger zu handeln, ohne auf Wohlstand zur Gänze verzichten zu müssen. Wahrscheinlich würde es sich mit einer Portion Rücksichtnahme auf Mensch und Natur „noch ausgehen“. Wir müssen nicht weiter alles und jeden rücksichtslos ausbeuten, nämlich Mensch und Natur. Beide wehren sich mittlerweile, der eine mit WorkLife-Balance, die andere mit – derzeit noch – gemäßigten Katastrophen, beispielsweise mit wenig Schnee im Winter und viel Wasser im Sommer ?
Natürlich möchte ich nicht den Eindruck eines tumben Sozialromantikers
oder verschlafenen Träumers erwecken. Die Wölfe werden nie neben den Lämmern weiden, wie es kürzlich jemand so treffend ausgedrückt hat. Müssen sie auch nicht.
Wie die Letzte Generation nicht mit Farbbeuteln und Klebstoff agieren muss, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Angriff auf Kunst beeindruckt mich überhaupt nicht, im Gegenteil, er verärgert mich. Es gibt – in der heutigen durchdigitalisierten Welt – viele Möglichkeiten, Aufmerksamkeit bei wichtigen Themen nicht zu erregen, sondern zu erwirken.
Erwartungen an die Medien
Ziviler Ungehorsam, der gewaltlos, gewissensbestimmt und öffentlich, ja auch (gesellschafts-) politisch motiviert ist, kann als Zweck zur Änderung von Gegebenheiten und Gesetzen durchaus erfolgreich sein, wenn er sich mit Mitteln äußert, die unter den denkenden Menschen auf Zustimmung stoßen. Die Beschädigung von Kunst wird es gemeiniglich nicht. Hier fängt im Rechtsstaat westlicher Prägung außerdem der strafrechtliche Teil der gut gemeinten Aktionen an. Den Problemen wird nur mit gewaltloser Intelligenz beizukommen sein.
Auf mich wirkt der am Praterstern festgeklebte Demonstrant eher lächerlich, der Professor hingegen, der in der „Zeit im Bild“logisch argumentiert überzeugender. Das heißt anders ausgedrückt, ich erwarte mir, dass die digitalen und Printmedien ab sofort und für immer die vernünftigen Bestrebungen für unser (Über-)Leben auf diesem Planeten nachhaltig – und kostenlos (!) – unterstützen.
Janko Ferk ist Jurist, Schriftsteller und lehrt an der Universität Klagenfurt/Univerza v Celovcu. Zuletzt erschienen seine Reisemonografie „Die Slowenische Riviera“(Edition Kleine Zeitung, Graz, 2022) und die Essaysammlung „Sprachkunstwerke, wie sie im Buch stehen“(LIT-Verlag, Wien/ Münster, 2022).