Multiple Krisen zwingen Firmen zum Handeln
Heimische Führungskräfte sind kurzfristig vor allem ob der Inflation und der Lage der Weltwirtschaft besorgt. Längerfristig werden vor allem Personalmangel und Klimakrise als Bedrohung gesehen.
Die Stimmung könnte besser sein unter Führungskräften. Als die Beratungsgesellschaft PwC im Oktober und November weltweit 4410 CEOs nach ihrem Wirtschaftsausblick befragte, rechneten rund drei Viertel mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums im laufenden Jahr. In Österreich waren es 72 Prozent. Das ist der höchste Wert seit der Finanzkrise 2008, und er spiegelt die multiplen Krisen wider, mit denen Betriebe konfrontiert sind. Inzwischen hat sich die Stimmung zwar aufgehellt, Ökonomen erwarten keine Rezession mehr für Österreich. Aber das ändert nichts daran, dass die Herausforderungen für Unternehmen beträchtlich bleiben.
Aus Österreich nahmen 32 Topmanager an der „Global CEO Survey“teil. Und sie nannten für 2023 mit je 38 Prozent als häufigste Sorgen Inflation samt steigender
Zinsen und makroökonomische Volatilität – also Verwerfungen in der Weltwirtschaft. Etwa ein Fünftel nannte auch Cyberrisken. Die Klimakrise wird von diesen Faktoren aber nur kurzfristig von den vorderen Plätzen verdrängt. Mit Blick auf die nächsten fünf Jahre schätzen 28 Prozent der heimischen Führungskräfte die Erderwärmung als eine der Hauptbedrohungen ein. Die Angst vor Pandemien hingegen schwindet.
Personalmangel dominiert
Einigkeit herrscht unter heimischen CEOs darüber, dass längerfristig sich der Fachkräftemangel auf die Rentabilität ihrer jeweiligen Branche am stärksten auswirken wird. Weltweit betrachtet stellt das nur die drittgrößte Sorge dar.
Der Handlungsdruck in den Führungsetagen ist wegen der multiplen Krisen jedenfalls groß. In Österreich gab fast jeder fünfte befragte CEO an, dass das eigene Unternehmen in zehn Jahren möglicherweise nicht mehr existenzfähig sein werde, wenn es den jetzigen Kurs beibehalte. Global war dieser Wert sogar doppelt so hoch.
„Wir sehen deutlich, dass den österreichischen CEOs die Wichtigkeit der Transformation bewusst wird. Innovationen zur Entwicklung klimafreundlicher Produkte und nachhaltige Geschäftsmodelle werden als wesentliche Maßnahmen zur langfristigen Sicherung des eigenen wirtschaftlichen Erfolgs gesehen und auch vielfach bereits in Angriff genommen“, erklärt Wolfgang Anzengruber, ehemaliger Verbund-CEO und CEOsfor-Future-Vorstand.
Kurzfristig setzen Firmen vor allem auf Kostenreduzierungen und Preiserhöhungen, auch weil die Mehrheit der Führungskräfte unsicher ist, ob ihr Betrieb in den nächsten zwölf Monaten ein Umsatzwachstum
erwirtschaften wird. „Der Schwerpunkt der CEOs liegt derzeit zwar auf der Kostensenkung, aber mit dem ausdrücklichen Ziel, zukunftsweisende Investitionen zu ermöglichen. Der technologische Wandel sorgt für eine nachhaltige Änderung, die unter anderem dem Klimawandel entgegenwirkt und uns trotz des Fachkräftemangels hilft, unsere Leistungen zu erbringen“, erklärt Rudolf Krickl, Chef von PwC Österreich. Nur jeder dritte Befragte in Österreich erwägt, in den kommenden zwölf Monaten Personal abzubauen.
Beim Klimaschutz seien noch große Fortschritte nötig, um die globalen Ziele zu erreichen. Aber die Richtung stimmte. Neun von zehn heimischen Betrieben haben Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen umgesetzt oder arbeiten daran – im Jahr davor sind es 79 Prozent gewesen. (luis)