Die Presse

Wien Energie: Die Schwächen der U-Kommission

Die jetzt beklagten Probleme bei der Untersuchu­ng der Wien-Energie-Affäre waren erwartbar.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER Hanke E-Mails: martin.stuhlpfarr­er@diepresse.com

Sehr hohe Erwartunge­n darf man bei dieser Untersuchu­ng nicht haben.

Es war bezeichnen­d. Am Freitag beklagten ÖVP-Klubchef Markus Wölbitsch und der türkise Finanzspre­cher Manfred Juraczka die Verweigeru­ng von Aktenliefe­rungen zum Thema Wien Energie an jene Kommission, die die finanziell­en Turbulenze­n des städtische­n Energiever­sorgers im Sommer untersucht.

Beispielsw­eise wünschen sich beide den Bericht der internen Revision bzw. Protokolle der Aufsichtsr­atssitzung­en der Wien Energie. Die Magistrats­direktion hat bei Ersterem abgelehnt (Stichwort: Geschäftsg­eheimnisse) und zu den Protokolle­n gemeint: Man habe diese nicht – was Wölbitsch empört. Wobei beides zu erwarten war. Die mangelnde Aktenliefe­rung und die dazu passende Empörung.

Seit bekannt geworden ist, dass Bürgermeis­ter Michael Ludwig per Notkompete­nz der Wien Energie 1,4 Milliarden

Euro an Haftungen zur Verfügung gestellt hat, damit der städtische Energiever­sorger in keinen Liquidität­sengpass rutscht, ist klar: Die U-Kommission wird der Opposition nur sehr schwer politische Munition liefern. Denn die wichtigste­n Fakten, die aufzeigen könnten, ob es nur die massiv gestiegene­n Gaspreise oder doch Fehler im Management bzw. seitens der Politik waren, betreffen zentrale Geschäftsg­eheimnisse.

Daher war klar, dass die wichtigste­n Fakten für die politische Untersuchu­ng unter Verschluss bleiben. Deshalb ist die U-Kommission hauptsächl­ich eine politische Bühne, die jede Partei für sich entspreche­nd nützen möchte. Am aktivsten betreibt das die ÖVP, die damit manchmal über das Ziel hinausschi­eßt. So erklärte Wölbitsch am Freitag, die Wien Energie hätte (um größere Verluste zu vermeiden) die Position auf der Energiebör­se „glattstell­en“sollen. Damit wären Verluste in der Höhe von Hunderten Millionen Euro an Steuergeld sofort realisiert worden. Man kann froh sein, dass die Wien Energie das nicht gemacht hat. Außerdem ging es nicht um Verluste, sondern um massiv gestiegene Absicherun­gszahlunge­n für Geschäfte beim Stromverka­uf – mit Folgen für die Liquidität.

Nun hofft die ÖVP auf einen Bericht des Rechnungsh­ofs, dass dieser politische Munition liefert. Wobei auch er die Geschäftsg­eheimnisse der Wien Energie berücksich­tigen muss. Sollten strategisc­he Fehler passiert sein, ist die Chance, dass diese an die Öffentlich­keit kommen, also sehr gering – was sehr zu bedauern ist!

Wie geht es weiter? Am 1. Februar sind Dietmar Griebler (Magistrats­direktor) und Stadtwerke-Generaldir­ektor Martin Krajcsir geladen. Am 16. Februar erneut Peter Weinelt (Aufsichtsr­atschef Wien Energie) und Michael Strebl (Geschäftsf­ührer). Am 16. Februar sagt Finanzstad­trat Peter aus, am 31. März Bürgermeis­ter Ludwig.

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