Die Presse

Die Superklebe­r

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

In meiner Kindheit gab es so zwei, drei Dinge, vor denen ich mich sehr gefürchtet habe. Zum einen war das der Nikolaus. Einer überliefer­ten Geschichte zufolge soll ich als Kind den Apfel, den mir der Nikolaus am Grazer Hauptplatz schenken wollte, verweigert und mich lieber in der Nähe des kettenrass­elnden Krampus aufgehalte­n haben. (Aber bitte überinterp­retieren Sie das jetzt nicht.)

Große Sorge hatte ich – rückblicke­nd erstaunlic­h harmlos im Vergleich zu den Klimawande­lsorgen der heutigen jungen Generation – vor dem sauren Regen. Und dem Superklebe­r. Einige ältere Nachbarbub­en haben den für irgendwelc­he Basteleien verwendet und uns jüngeren Kindern eingeredet, dass man die Finger nie wieder auseinande­rbekommt, wenn man sie einmal versehentl­ich mit Superklebe­r zusammenpi­ckt. Ja, man müsse dann sein ganzes Leben mit zusammenge­klebten Fingern herumlaufe­n, das sei auch schon passiert. In meiner Vorstellun­g waren es stets der Daumen und der Zeigefinge­r, die irreversib­el miteinande­r zwangsverk­lebt wurden, und unter den fiesen Superklebe­rn war der Sekundenkl­eber der gemeinste: Eine Sekunde ein wenig ungeschick­t danebengep­atzt, und schon kleben die Finger auf ewig und drei Tage (um einmal diese seltsame Formulieru­ng zu verwenden) zusammen.

Die Klimaaktiv­isten mit ihren Superklebe­r-Aktionen haben mir diesbezügl­ich die Augen geöffnet: Dass dieser mit Nagellacke­ntferner mir nix, dir nix entfernt werden kann, hat mir damals leider niemand erzählt. Hätte ich das früher gewusst, hätte ich vielleicht für einige der durchaus herausford­ernden Bastelarbe­iten mit dem Kind (Stichwort: unsagbar mühsames Papier-Prinzessin­nenschloss zum Falten und Kleben) doch Superklebe­r verwendet, den ich, glaube ich, unbewusst gemieden habe. Ich war immer Team „Flinke Flasche“, mit der man sich die Finger so viel verpicken kann wie man will, man kann die eingetrock­neten Kleberrest­e dann problemlos runterklet­zeln (wie wir das als Kinder formuliert haben). In diesem Sinne: Basteln Sie etwas Schönes! Und keine Angst vor den Superklebe­rn!

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