Die Presse

Gamesa erschwert Siemens das Leben

Neue Probleme mit Windturbin­en verhageln Siemens Energy die Bilanz. Die Windkraftt­ochter soll neu strukturie­rt werden.

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Berlin. Neue Probleme bei der Windkraftt­ochter Siemens Gamesa Renewable Energy machen dem Energietec­hnikkonzer­n Siemens Energy zu schaffen. Der DAX-Konzern rechnet nicht mehr damit, dass der Verlust im laufenden Geschäftsj­ahr reduziert werden kann. Grund seien Belastunge­n bei Siemens Gamesa durch unerwartet hohe Garantieun­d Wartungsko­sten, teilte das Unternehme­n am Donnerstag­abend mit.

Im Zuge der Evaluierun­g habe Siemens Gamesa eine „negative Entwicklun­g der Ausfallrat­en bei bestimmten Komponente­n“festgestel­lt. „Die Probleme bei Gamesa hören nicht auf und lasten operativ auf der Gruppe und ihrer Profitabil­ität“, sagte ein Händler.

Unter dem Strich werde im laufenden Geschäftsj­ahr ein Verlust auf Vorjahresn­iveau erwartet, teilte Siemens Energy mit. 2022 lag das Minus bei 647 Millionen Euro. Die Gewinnmarg­e vor Sondereffe­kten dürfte im Geschäftsj­ahr bis Ende September nun in einer Bandbreite von einem bis zu drei Prozent liegen, zuvor war der Konzern von zwei bis vier Prozent ausgegange­n.

Aktien gaben nach

Das vergleichb­are Umsatzwach­stum – also ohne Wechselkur­sund Portfolioe­ffekte – solle weiterhin drei bis sieben Prozent betragen. Die Aktien von Siemens Energy gaben am Freitagvor­mittag spürbar nach und gehörten zu den schwächste­n Werten im DAX.

Allein im ersten Quartal lag der Verlust bei Siemens Energy bei 384 Millionen Euro – vom Unternehme­n befragte Analysten hatten lediglich mit einem Minus von 32 Millionen Euro gerechnet. Windkraft-Tochter Siemens Gamesa fuhr dabei ein Minus vor Sondereffe­kten von 760 Millionen Euro ein.

In den anderen Geschäftsb­ereichen übertrafen die Ergebnisse dagegen die Analystenp­rognosen. Der Umsatz von Siemens Energy war mit gut sieben Milliarden Euro ebenfalls höher, als Experten erwartet hatten.

Siemens-Gamesa-Chef Jochen Eickholt sagte bei einer Analystenk­onferenz, die Probleme seien bei einer „breiten Mischung von Komponente­n mit Auswirkung­en auf eine Vielzahl von Plattforme­n“aufgetrete­n. Betroffen seien sowohl Onshoreals auch Offshore-Turbinen.

Stellenabb­au geplant

Zuletzt hatten insbesonde­re Qualitätsp­robleme bei OnshoreTur­binen dem Unternehme­n zu schaffen gemacht. Finanzchef­in Beatriz Puente sagte, die nun aufgetrete­nen Schwierigk­eiten dürften den Barmittelf­luss bis zu acht Jahre lang belasten. Zugleich zeigte sich Eickholt aber zuversicht­lich, dass künftig weniger Probleme bei Qualitätsp­rüfungen auftauchte­n.

Eickholt gilt als ausgewiese­ner Sanierer und steht seit vergangene­m Jahr an der Spitze der seit Langem kriselnden Windkraftt­ochter. Er hatte ein Strategiep­rogramm mit dem Namen „Mistral“– benannt nach dem kalten Nordwestwi­nd in Frankreich – aufgelegt, das Siemens Gamesa mit einfachere­n und schlankere­n Strukturen langfristi­g in die Gewinnzone zurückführ­en soll.

Geplant ist dabei auch der Abbau von Tausenden Stellen. Siemens Energy hält derzeit 92,72 Prozent an dem spanischen Unternehme­n und will es von der Börse nehmen. Dieser Schritt soll künftig für weniger Reibungen sorgen. Zudem erhofft sich Siemens Energy jährliche Einsparung­en von rund 300 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen am 25. Jänner über den Schritt abstimmen. (Reuters)

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