Sportler mit echtem Biss
Auf den Spuren von Boxer Mike Tyson und Fußballer Luis Súarez: US-Handballer Paul Skorupa biss bei der WM in den Arm seines Gegners.
Handball ist für seine Härte bekannt, Zweikämpfe werden mit vollem Einsatz und allen Mitteln bestritten. Das WMSpiel zwischen den USA und Bahrain erlebte jedoch ein neues Level an Intensität, als der US-Amerikaner Paul Skorupa seinem Gegenspieler Husain al-Sayyad in den Arm biss. Ohne Videobeweis wäre der 23-Jährige womöglich sogar ohne Strafe davongekommen, denn der französische Schiedsrichter Karim Gasmi sah das Vergehen selbst nicht und wurde erst von al-Sayyad auf seinen blutigen Arm aufmerksam gemacht.
Nach Ansicht der TV-Bilder wurde Skorupa vom Unparteiischen erst mit einer Roten Karte des Feldes verwiesen und sah dann noch Blau – diese 2016 vom Weltverband eingeführte Sanktion erlaubt es, die Aktion später noch einmal zu prüfen und weitere Strafen zu verhängen. Welche Sanktionen den US-Kreisläufer erwarten, ist allerdings noch unklar.
Skorupa zeigte keine Einsicht, bestritt den Biss und sprach von einer „völlig falschen Entscheidung“. „Die TV-Bilder der Szene sehen sehr unglücklich aus, ich möchte aber beteuern, dass ich meinen Gegenspieler nicht gebissen habe“, sagte er. „Ich habe in der Abwehraktion mein Kinn eingesetzt, um seinen Wurfarm nach unten zu drücken und einen Pass zu verhindern.“
Für al-Sayyad bestand an der Absicht seines Gegners kein Zweifel. „Ich weiß nicht, ob er mich gebissen hat oder nicht, aber er hat versucht, mich zu beißen“, so der 35-Jährige. „Er brachte seinen Mund zu meinem Arm. Ich glaube, er wollte mich nervös machen.“
Berühmte Vorgänger
Skorupa ist nicht der erste Sportler, der zubeißt. Bei Fußballer Luis Suárez war es gar unrühmliches Markenzeichen, der Uruguayer wurde mehrmals auffällig. Nachdem er sich 2010 bei Ajax Amsterdam und 2013 bei Chelsea einen Vorgeschmack geholt hatte, traf es bei der WM 2014 den Italiener Giorgio Chiellini. Der Zahnabdruck auf dessen Schulter war auf TV-Bildern klar zu erkennen, diese standen Schiedsrichter Marco Antonio Rodriguez Moreno damals jedoch noch nicht zur Verfügung. Die Strafe für Suárez folgte deshalb erst mit Verspätung: Sperre über vier Monate auf Klubebene und neun Länderspiele, dazu rund 80.000 Euro Strafe.
Schon kurz nach dem Vorfall telefonierten Opfer und Täter, eine Entschuldigung blieb jedoch aus. Der Italiener erwartet sich auch keine, vielmehr äußert er sich in seiner Autobiografie anerkennend zu der Aktion. „Um ehrlich zu sein, ich bewundere seine Gerissenheit. Wenn er das verlieren würde, würde er ein gewöhnlicher Stürmer sein“, schreibt Chiellini.
Keinen Zweifel gab es auch, als Boxer Mike Tyson 1997 ein Stück von Evander Holyfields Ohrläppchen in den Ring spuckte. Der ehemalige Schwergewichtschampion verlor zwischenzeitlich seine Lizenz und musste drei Millionen Dollar Strafe zahlen. 25 Jahre später wurde aus dem Eklat eine Geschäftsidee. Das Duo verkauft unter dem Namen „Holy Ears“Süßigkeiten auf Cannabisbasis in Form eines angeknabberten Ohrs in drei Geschmackssorten. Für Tyson schmeckte das Ohr von Holyfield, wie er bei der Präsentation verriet, einst nach „Cherry Pie Punch“.