Die Presse

Schulisch integriert, aber nicht erfolgreic­h

System bremst migrantisc­he Jugendlich­e weiterhin aus.

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Dass Österreich ein Einwanderu­ngsland ist, zeigt sich daran, wie viele Jugendlich­e und junge Erwachsene – selbst oder elterliche­rseits – eine Migrations­geschichte haben: 2021 waren es 259.000 im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Der Soziologe Johann Bacher von der Uni Linz hat sich auf Basis der Mikrozensu­serhebunge­n der Jahre 2018 bis 2021 angeschaut, wie es um ihre schulische Integratio­n steht. Die Ergebnisse wurden am Dienstag in Kooperatio­n mit dem Wissenscha­ftsnetz Diskurs präsentier­t.

Integratio­n im Schulsyste­m finde prinzipiel­l statt, so Bachers Resümee, und es ließen sich auch Fortschrit­te zwischen den Zuwanderun­gsgenerati­onen beobachten. Hinsichtli­ch der Schulbesuc­hsquote besteht etwa kein Unterschie­d mehr zwischen Jugendlich­en mit oder ohne Migrations­geschichte. Auch die duale Ausbildung – Betrieb und Berufsschu­le – käme schön langsam bei allen an. Bestehende Unterschie­de in den Integratio­nswerten ließen sich vor allem durch die Bildung der Eltern erklären.

Weniger Abschlüsse

Abseits des formalen Schulbesuc­hs existieren allerdings deutliche Unterschie­de im Leistungsb­ereich. So haben etwa 20 Prozent der 25- bis 29-jährigen jungen Menschen mit Migrations­geschichte keinen über die Pflichtsch­ule hinausgehe­nden Abschluss. Generell verweilen Jugendlich­e aus Zuwanderer­familien länger im Schulsyste­m, schließen dieses aber seltener erfolgreic­h ab und durchlaufe­n häufiger als nicht migrantisc­he Jugendlich­e eine Abwärtskar­riere.

Bacher nennt folgende institutio­nelle Barrieren, die eine erfolgreic­he schulische Integratio­n erschweren: später Eintritt in den Kindergart­en, frühe Erstselekt­ion, fehlende Ganztagess­chule und fehlende sozial-/bedarfsind­izierte Mittel. (cog)

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