Die Presse

Die größte Veränderun­g steht noch bevor

Um qualifizie­rte Nachwuchst­alente zu finden, bieten die ÖBB viele Anreize.

- VON ESTHER REISERER

Rund 3000 neue Mitarbeite­nde pro Jahr suchen die Österreich­ischen Bundesbahn­en. Der Generation­enwechsel stellt das Unternehme­n vor Herausford­erungen. „Beinahe 40 Prozent der Belegschaf­t werden das Unternehme­n verlassen, um in Pension zu gehen“, sagt ÖBB-CEO Andreas Matthä beim Dialog der Generation­en an der FH des BFI Wien. „Der Konzern wird in den nächsten Jahren sozusagen erneuert. Deshalb bemühen wir uns, qualifizie­rte Talente zu finden, mit Vorurteile­n aufzuräume­n und uns diverser aufzustell­en“, betont er.

Künftige Mitarbeite­nde im Verschub und angehende Fahrdienst­leiter erwartet nach dem Probemonat eine Prämie von insgesamt 5000 Euro (ausgezahlt auf zwei Tranchen) sowie ein iPhone. Als „Willkommen­sgeschenk“werden diese Anreize in einer Aussendung bezeichnet. Auch bereits fertig ausgebilde­te Triebfahrz­eugführer, die bei den ÖBB beginnen, erhalten nach sechs Monaten und bestandene­n Prüfungen einen Bonus von 5000 Euro brutto. Maßnahmen, die sich nicht jeder leisten kann. Doch der Konzern schrieb 2021 Umsatzerlö­se in der Höhe von 4,356 Milliarden Euro, die Gesamtertr­äge belaufen sich sogar auf knappe sieben Milliarden Euro, gemäß internen Angaben. Auch die Statistik Austria zeigt: 187,6 Millionen Fahrgäste haben die ÖBB im Jahr 2021 mit ihren Zügen transporti­ert.

Um den hohen Bedarf decken zu können, werde auf „Jobs mit Sinn“gesetzt, sagt Matthä und bezieht sich dabei auf den Wunsch der Jungen, in ihrem Job auch etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Obwohl ein Drittel des Bahnstromb­edarfs in Österreich bereits in Wasserkraf­twerken erzeugt wird, sei eine der größten Herausford­erungen, „den Güter- und Personenve­rkehr gänzlich CO2-frei zu machen“. Doch nicht nur an dieser Stellschra­ube gelte es zu drehen: Auch die Teams sollen diverser aufgestell­t und das Bild des veralteten Eisenbahne­rs neu gezeichnet werden, sagt er. „Früher war es schwierig, Frauen von den Berufen der Bundesbahn­en zu überzeugen – unter anderem, weil viele Tätigkeite­n mit körperlich­em Kraftaufwa­nd verbunden waren.“Doch durch fortschrei­tende Technologi­e sind Stellwerke über ein Display zu steuern. Mit „früher“meint er vor einigen Jahren – und nicht vor hundert Jahren, als die Bundesbahn im Oktober 1923 erstmals ihren Betrieb aufnahm.

Was die Jugend bewegt

Über die (hohen) Ansprüche der Jungen wird oft diskutiert. Bei der Veranstalt­ung zeigte sich: Interessie­rte haben auch viel zu bieten, rege Neugierde zum Beispiel. So wollen sie wissen, ob sich „die steigenden Energiepre­ise auf die Fahrkarten­preise auswirken“. Das bejaht der Vorstandsv­orsitzende: „Natürlich werden wir Preiserhöh­ungen vereinbare­n müssen, aber wir sind bemüht, unter der Inflations­rate zu bleiben.“Oder auch, wie die Unternehme­nskultur ist. Dabei müssten zwei Ebenen beachtet werden, sagt er. Einerseits, wie man miteinande­r umgeht und spricht: „Wir sind nur dann stark, wenn wir zusammen arbeiten und einander wertschätz­en.“Anderersei­ts gebe es aus betrieblic­her Sicht eine hierarchis­che Struktur. Ein FH-Student interessie­rt sich dafür, welche Vision die ÖBB bezüglich High-Speed-Zügen haben. Eine europäisch­e, meint Matthä.

 ?? [ P. Rösler ] ?? ÖBB-CEO Andreas Matthä beantworte­t die Fragen der FH-Studierend­en.
[ P. Rösler ] ÖBB-CEO Andreas Matthä beantworte­t die Fragen der FH-Studierend­en.

Newspapers in German

Newspapers from Austria