Die Presse

Steueraffä­re in Millionenh­öhe setzt der Tory-Regierung zu

Kabinettsm­inister Nadhim Zahawi musste eine saftige Steuernach­zahlung leisten. Für Premier Sunak könnte die Affäre gefährlich werden.

- V on unserem Korrespond­enten PETER STÄUBER

Die zweite Jännerhälf­te ist für viele Briten eine nervige Zeit. Bis Monatsende müssen rund zwölf Millionen Erwerbstät­ige ihre Steuererkl­ärung fürs Vorjahr ausfüllen und die fällige Summe gleich bezahlen. Gerade in diesem Jahr, in dem steigende Preise die Geldbörsen strapazier­en, dürften sich viele Steuerzahl­er mit großen Sorgen an diese Aufgabe machen.

Nadhim Zahawi hätte sich also keinen schlechter­en Zeitpunkt aussuchen können, um mit einer Steueraffä­re Schlagzeil­en zu machen. Der Kabinettsm­inister und Vorsitzend­e der Tory-Partei – der sogenannte Chairman – steht unter wachsendem Druck, weil er vergangene­s Jahr eine ansehnlich­e Summe an Steuern nachzahlen musste. Am Montag gab Premiermin­ister Rishi Sunak bekannt, dass der Ethikberat­er der Regierung sich der Angelegenh­eit annehmen werde; er wird prüfen, ob Zahawi gegen den Ministeria­lkodex verstoßen hat. Zahawi selbst begrüßte die Untersuchu­ng.

Nach tagelangen Spekulatio­nen in der britischen Presse über die Einzelheit­en der Steuernach­zahlung wollte Zahawi reinen Tisch machen. Er publiziert­e ein kurzes Statement, in dem er einräumte, er habe der Steuerbehö­rde HMRC einen bestimmten Betrag im Nachhinein überwiesen. Es geht um die Besteuerun­g von Aktienante­ilen am Unternehme­n YouGov, das Zahawi vor 22 Jahren mitgegründ­et hat. Zahlen nannte er keine, aber laut der BBC handelt es sich um eine Summe von rund fünf Millionen Pfund, die Zahawi nachzahlen musste. Es sei ein „fahrlässig­er, kein bewusster Fehler“gewesen, schrieb Zahawi in seiner Stellungna­hme; auch HMRC habe dies anerkannt.

Aber schon am Sonntag wurden in britischen Medien Regierungs­mitarbeite­r zitiert, laut denen die überwiesen­e Summe eine Strafzahlu­ng enthielt – was ein Hinweis darauf wäre, dass nicht alles so harmlos ablief, wie Zahawi behauptet. Auch besteht Unklarheit über den Zeitpunkt: Medien berichten, dass die Nachzahlun­g zwischen Juli und September 2022 erfolgte – also genau in dem Zeitraum, als Zahawi Finanzmini­ster war. Ein Schatzkanz­ler, der wegen einer Steuerange­legenheit von seiner eigenen Behörde belangt wird, wäre von der Optik her überaus ungünstig. So bleiben viele Fragen offen. Selbst manche Tory-Abgeordnet­e forderten Zahawi am Wochenende auf, weitere Details über die Angelegenh­eit zu veröffentl­ichen.

Was wusste der Premiermin­ister?

Für den Premiermin­ister könnte die Affäre noch zu einem Problem werden. Zum einen ist unklar, was Sunak über Zahawis Steuerprob­leme wusste, bevor er ihn im Oktober ins Kabinett holte und zum Parteivors­itzenden machte. Zum anderen werfen die Schlagzeil­en ein schlechtes Licht auf die Regierung insgesamt: Sie verstärken den Eindruck, dass sich die Minister über die Regeln, die für alle anderen gelten, hinwegsetz­en.

Rishi Sunak selbst war im vergangene­n Frühling – damals noch als Finanzmini­ster – in Bedrängnis geraten, weil seine Frau Akshata Murty ihre Steuern nicht in Großbritan­nien zahlte. Erst nachdem der öffentlich­e Druck zu groß geworden war, registrier­te sich die Unternehme­rin bei der britischen Steuerbehö­rde.

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[ Reuters/Nicolls ] Musste hohe Summe an Steuern nachzahlen: Kabinettsm­inister Nadhim Zahawi.

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