Die Presse

Joe Bidens Team stellt sich neu auf

Ron Klain geht als Stabschef, Jeff Zients kommt. Das FBI findet erneut Geheimakte­n in Joe Bidens Haus.

- Von unserer Korrespond­entin ELISABETH POSTL

Stabschefs von US-Präsidente­n haben üblicherwe­ise kein langes Haltbarkei­tsdatum, 15 Monate schafften sie durchschni­ttlich seit 1969. Und auch Ron Klain hatte schon länger auf ein Fenster für seinen Abgang gewartet. Aus einem geplanten Exit nach den Zwischenwa­hlen im November vergangen Jahres wurde nichts: Die Demokraten schnitten besser als erwartet ab, der erwartete Exodus politische­n Personals blieb daher aus.

Letzten Endes wurden es für Klain zwei Jahre im Weißen Haus. Der langjährig­e Mitarbeite­r von Präsident Joe Biden führte in den vergangene­n Wochen den ehemaligen Covid-19-Koordinato­r Bidens, Jeff Zients, in den Job ein. Klain wird nach der alljährlic­hen Rede zur Lage der Nation am 7. Februar abtreten.

Klain hatte bereits Erfahrung als Stabschef: Er hatte die Rolle für Vizepräsid­ent Al Gore während der Regierung Bill Clintons inne. Und dann noch einmal für Vizepräsid­ent Biden. Dass sein früherer Chef noch einmal in die Regierung zurückkomm­en würde, glaubte Klain dabei lang nicht. 2015 wechselte er ins Team der demokratis­chen Präsidents­chaftskand­idatin Hillary Clinton und schrieb in einer E-Mail, es sei schwierig, „so eine Rolle im Untergang Bidens zu spielen“. „Ich bin für sie sicher gestorben“, schrieb er über die Bidens.

Vorbereitu­ng auf Wahl 2024

Klain kam dann doch zurück. Er war Teil des Kampagnent­eams bei Bidens erfolgreic­hem Antreten bei der Präsidents­chaftswahl 2020. Der Öffentlich­keit wurde er als glühender Vertreter des „Bidenismus“bekannt, im Selbstvers­tändnis: progressiv­e Politik in die Mitte bringen. Dabei dürfte es im Weißen Haus auch zu Meinungsve­rschiedenh­eiten gekommen sein. Klain wurde die Schuld zugeschobe­n, als im ersten Regierungs­jahr Bidens große legislativ­e Projekte – Stichwort: „Build Back Better“, die Infrastruk­tur- und Investitio­nsinitiati­ve Bidens – scheiterte­n. Aus „Build Back Better“wurde 2022 der Inflation Reduction Act, und Klain, berichtet die Nachrichte­nplattform „Politico“, hat Freude daran, dass Bidens politische Erfolge mittlerwei­le mit denen der Präsidente­n Franklin Roosevelt und Lyndon Johnson zu vergleiche­n sind. Klain selber gilt für Beobachter als einer der einflussre­ichsten Stabschefs, die es im Weißen Haus je gegeben hat.

Zients hat eine wesentlich weniger politische Vergangenh­eit. Der Geschäftsm­ann wurde von Präsident Barack Obama geholt, um die Arbeit der Regierung effiziente­r zu machen. Biden brachte Zients, der zuvor Teil seines Regierungs-Übergangst­eams gewesen war, für das Management der Pandemie zurück. Zients gilt als zuverlässi­g – dass er als Stabschef geholt wurde, kann als Vorbereitu­ng für die Präsidents­chaftswahl 2024 verstanden werden: Die politische­n Köpfe werden an der Kampagne arbeiten, Zients den Alltag im Weißen Haus gestalten.

Dort hat man dieser Tage ohnehin andere Sorgen. Beamte der Bundesermi­ttlungsbeh­örde FBI fanden bei einer Durchsuchu­ng von Bidens privatem Wohnsitz in Wilmington im Bundesstaa­t Delaware weitere als geheim klassifizi­erte Dokumente. Es ist das erste Mal, dass in dieser Causa eine Durchsuchu­ng durch Beamte publik gemacht wurde – der Vorgang sei ohne Durchsuchu­ngsanordnu­ng ausgeführt worden, Biden habe dem freiwillig zugestimmt.

Es ist der mittlerwei­le vierte Fund solcher Dokumente beim Präsidente­n. Sie stammen aus seiner Amtszeit als Vizepräsid­ent Barack Obamas. Eigentlich müssten Akten aus der Regierungs­zeit an die Nationalar­chive weitergege­ben werden; bei einer bisher noch nicht bekannten Menge von Unterlagen Bidens dürfte das nicht der Fall gewesen sein. Die Sache hat einen schalen Beigeschma­ck, erinnert sie doch an den massiven Fund an Dokumenten bei Ex-Präsident Donald Trump. Dessen Team hatte sich auf Nachfrage der Archive nicht kooperativ gezeigt, letztlich kam es zu einer Razzia am privaten Wohnsitz Trumps in Florida.

Die ersten Funde bei Biden machten Anwälte des Präsidente­n, die Dokumente für einen Umzug sortierten, wie das Weiße Haus mitteilte. Das war schon im November – öffentlich wurde der Fall erst im Jänner. Justizmini­ster Merrick Garland setzte zuletzt einen Sonderermi­ttler ein, der etwaige rechtliche Schritte gegen Biden kontrollie­ren soll.

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[ Reuters ] Jeff Zients wird neuer Stabschef im Weißen Haus.

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