Die Presse

Jugendgrup­pen in der Stadt: Männlich, divers, immer jünger

Der öffentlich­e Raum ist für Wiens Jugendlich­e besonders wichtig. Große Ansammlung­en werden tendenziel­l weniger.

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Wien. Sei es Donaukanal, sei Karlsplatz oder „Zwidemu“(der Platz zwischen den Museen) – es gibt viele Plätze in Wien, die sich Jugendlich­e zu eigen gemacht haben. Was in der Pandemie offensicht­lich wurde, beobachten Jugendarbe­iter schon länger: In einem seit Februar 2021 laufenden Forschungs­projekt in vier Städten (Wien, Helsinki, Mailand und Stuttgart) wurde die sich verändernd­e Nutzung des öffentlich­en Raums wissenscha­ftlich begleitet, am Montag wurde die Studie präsentier­t.

Dabei kam heraus, dass Jugendlich­e, die sich im öffentlich­en Raum treffen, jünger werden, da die Mobilität unter 14-Jährigen zunimmt. Jugendgrup­pen, die sich draußen aufhalten, sind deutlich kleiner als früher, allerdings sind sie nach wie vor männlich dominiert. Mädchen hingegen verbringen mehr Zeit im Privaten, sie unterliege­n tendenziel­l strengeren familiären Regeln.

Geändert hat sich die Gruppenzus­ammensetzu­ng auch bezüglich der Diversität. Diese sei mittlerwei­le „gelebte Realität“, sagte Werner Prinzjakow­itsch von den an der Studie beteiligte­n Wiener Jugendzent­ren: „Es gibt in Wien nahezu keine ethnisch homogenen Jugendgrup­pen mehr.“Tabuzonen oder No-go-Areas gibt es in Wien für Jugendlich­e nicht, sie bewerten die Stadt als positiv und sicher. Dennoch werden manchmal Orte gemieden, etwa medial bekannte „Hotspots“. Ob und wen man treffen wolle, unterliege einer gewissen Ambivalenz, so die Studienaut­oren: Einerseits sei der öffentlich­e Raum eine Bühne zur Selbstpräs­entation, anderersei­ts wollen Jugendlich­e bestimmten Menschen, wie Verwandten, lieber nicht begegnen. Auch das gilt für Mädchen noch mehr als für Burschen.

Diese Trends zeigten sich auch internatio­nal, allerdings dürfte der öffentlich­e Raum für Wiener Jugendlich­e im Vergleich ganz besonders wichtig sein. 51 Prozent der knapp 700 befragten Wiener Jugendlich­en gaben an, sich oft draußen aufzuhalte­n. In Stuttgart waren es 45 Prozent, in Mailand 19 und in Helsinki 15 Prozent.

Als gering schätzten die Jugendlich­en die Auswirkung­en der Pandemie auf ihr Leben ein – anders als die Jugendarbe­iter: Sie sehen die Jugend im öffentlich­en Raum nun mehr unter Druck, weil diesen auch andere Gruppen für sich entdeckt haben.

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