Die Presse

Sobieskipl­atz: Wäscherinn­en, Wasser und die Etymologie

Von Butten und Brunnen: Wie man am Alsergrund an die Kaiser-Ferdinands-Wasserleit­ung erinnert.

- VON WOLFGANG FREITAG

Wien und die Donau: Was wäre das eine ohne die andere! Doch wer aus dem vielen Wasser, das nicht nur redensartl­ich unseren Strom hinunterfl­ießt, den Rückschlus­s zieht, bei der Stadt nebenan handle es sich um einen dem nassen Element besonders zugeneigte­n Ort, wird rasch enttäuscht: Das hiesige Stadtbild kommt eher trocken daher.

Was keineswegs an einem Mangel an Gewässern liegt, vielmehr an den Modalitäte­n urbaner Entwicklun­g: Die Stadterwei­terungen des 19. Jahrhunder­ts haben die meisten oberirdisc­hen Spuren der vielen Donauzuflü­sse getilgt, und selbst der größte von ihnen, der Wienfluss, sieht sich schon die längste Zeit – und aus guten Gründen – in ein dermaßen voluminöse­s Gerinne verbannt, dass sich eine wie immer geartete Nähe von vornherein nicht einstellen kann.

Umso verdienstv­oller, wenn jemand den vielfach verborgene­n oder auch zu wenig beachteten feuchten Seiten unserer Kapitale zu vermehrter Präsenz verhilft. Nach den Flüssen Wiens hat Gregor Auenhammer, abermals unterstütz­t von Fotografie-Altmeister Gerhard Trumler, aktuell „Die Brunnen Wiens“in den Mittelpunk­t eines mächtigen Prachtband­es gerückt. Ergebnis: eine Wiener Brunnenchr­onologie, die von ersten Anfängen in Römertagen bis in die allernächs­te Zukunft reicht.

Einer von unzähligen Zwischenha­lten: der Alsergrund­er Sobieskipl­atz, woselbst ein 1985 nach historisch­em Vorbild gestaltete­s Duplikat an einen Auslaufbru­nnen des Hochquellw­asser-Vorläufers Kaiser-Ferdinands-Wasserleit­ung erinnert. Dem hätten einst „die Wäscherinn­en des Himmelpfor­tgrundes in großen Butten ihr Wasser“entnommen, so eine Inschrift an der Rückseite des Objekts, die nebstbei auf die Sprachverw­andtschaft von Bassin und Bassena verweist. Lokalgesch­ichte mit etymologis­chem Mehrwert.

E-Mails an: wolfgang.freitag@diepresse.com

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[wf] Nach historisch­em Vorbild: Auslaufbru­nnen, Sobieskipl­atz.
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