Sobieskiplatz: Wäscherinnen, Wasser und die Etymologie
Von Butten und Brunnen: Wie man am Alsergrund an die Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung erinnert.
Wien und die Donau: Was wäre das eine ohne die andere! Doch wer aus dem vielen Wasser, das nicht nur redensartlich unseren Strom hinunterfließt, den Rückschluss zieht, bei der Stadt nebenan handle es sich um einen dem nassen Element besonders zugeneigten Ort, wird rasch enttäuscht: Das hiesige Stadtbild kommt eher trocken daher.
Was keineswegs an einem Mangel an Gewässern liegt, vielmehr an den Modalitäten urbaner Entwicklung: Die Stadterweiterungen des 19. Jahrhunderts haben die meisten oberirdischen Spuren der vielen Donauzuflüsse getilgt, und selbst der größte von ihnen, der Wienfluss, sieht sich schon die längste Zeit – und aus guten Gründen – in ein dermaßen voluminöses Gerinne verbannt, dass sich eine wie immer geartete Nähe von vornherein nicht einstellen kann.
Umso verdienstvoller, wenn jemand den vielfach verborgenen oder auch zu wenig beachteten feuchten Seiten unserer Kapitale zu vermehrter Präsenz verhilft. Nach den Flüssen Wiens hat Gregor Auenhammer, abermals unterstützt von Fotografie-Altmeister Gerhard Trumler, aktuell „Die Brunnen Wiens“in den Mittelpunkt eines mächtigen Prachtbandes gerückt. Ergebnis: eine Wiener Brunnenchronologie, die von ersten Anfängen in Römertagen bis in die allernächste Zukunft reicht.
Einer von unzähligen Zwischenhalten: der Alsergrunder Sobieskiplatz, woselbst ein 1985 nach historischem Vorbild gestaltetes Duplikat an einen Auslaufbrunnen des Hochquellwasser-Vorläufers Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung erinnert. Dem hätten einst „die Wäscherinnen des Himmelpfortgrundes in großen Butten ihr Wasser“entnommen, so eine Inschrift an der Rückseite des Objekts, die nebstbei auf die Sprachverwandtschaft von Bassin und Bassena verweist. Lokalgeschichte mit etymologischem Mehrwert.
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