Die Presse

Wie Starbucks und Co. in Russland nun Heißen

- VON EDUARD STEINER E-Mails an: eduard.steiner@diepresse.com

Die westlichen Marken sollten ihre Strahlkraf­t beibehalte­n – und doch als russische erscheinen.

eil gerade wieder einmal jene westlichen Unternehme­n am Pranger stehen, die Russland aufgrund des Ukraine-Kriegs noch nicht freiwillig verlassen haben: Was wenig thematisie­rt wird, ist das Faktum, dasssichso­gutwiealle Konzerne, die sich mittels Verkauf zurückgezo­gen und damit Applaus geerntet haben, eine mehrjährig­e Rückkaufop­tion gesichert haben. Und dass deren Marken von den Käufern ein Rebranding erfahren, das die Strahlkraf­t der westlichen Marke möglichst beibehält und doch als russische erscheint.

Bei McDonald’s etwa wurde das Erscheinun­gsbild nur leicht verändert, sodass die Umbenennun­g der FastFood-Kette in das etwas sperrige „Vkusno i totschka“(„Lecker und Punkt“) die Markenwirk­samkeit nicht wirklich beeinträch­tigt. Bei Starbucks gingen die russischen Käufer den einfachen Weg, nannten das neue Unternehme­n – mit lateinisch­en Buchstaben – Stars Coffee und ersetzten im Logo die Nixe durch ein russisches Mädchen mit denselben Gesichtszü­gen und der traditione­llen Kopfbedeck­ung Kokoschnik.

Ähnlich simpel gingen die Käufer der Kette Pizza Hut vor, die – in diesem Fall mit kyrillisch­er Schrift – ihre Verkaufsst­ellen auf Pizza H umbenannte­n. Dass die Russen das H auch als H ausspreche­n, zeugt von der Stärke der alten Marke, denn der Buchstabe aus dem kyrillisch­en Alphabet entspricht eigentlich einem lateinisch­en N.

Nur eine Nuance kreativer waren die russischen Käufer des JeansLaden­s von Levi’s im Moskauer Einkaufsze­ntrum Aviapark. Sie nennen ihn nun JNS und wollen auf dem neuen Label ein breites Spektrum von Marken entwickeln, wie das russische Wirtschaft­smedium RB Cs chreibt. Auch die russischen Filialen der vier großen globalen Wirtschaft­sprüfer Ernst & Young, Deloitte, PwC und KPMG arbeiten nun getrennt von ihren Mutterstru­kturen weiter. KPMG etwa unter dem Namen Kept. Aus dem kanadische­n Immobilien­dienstleis­ter Colliers Internatio­nal wurde in Russland kurzerhand Nikoliers. Und CocaCola ist für gute Rubel unter der neuen Marke „Dobryj Cola“(zu Deutsch „Gutes Cola“) zu haben.

Mit dem Rebranding sind freilich nicht nur US-Marken konfrontie­rt. Der finnische Kaffeeröst­er Paulig Group hat seine Fabrik in der Stadt Twer, 170 Kilometer nordwestli­ch von Moskau, im Mai 2022 an den indischen Investor Vikas Soi verkauft. Jetzt heißt die Firma in Russland Millfoods und bringt den Kaffee unter der Marke Poetti auf den Markt. Schmeckt angeblich gleich.

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