Die Presse

Emissionen: Rückgang, aber keine Wende

Die Treibhausg­asemission­en werden 2022 wieder sinken. Der Grund liegt im Ausland.

- VON MICHAEL LOHMEYER

Wien. Gerade eben hat das Umweltbund­esamt die Treibhausg­asbilanz für 2021 veröffentl­icht. Mit dem Anstieg wurde das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht. Für 2022 gibt es noch keine exakten Zahlen, es lässt sich vorerst nur eine grobe Abschätzun­g geben: Die Emissionen dürften sinken.

Der Rückgang wird vor allem auf zwei Faktoren zurückzufü­hren sein: auf den milderen Herbst und Winter und auf spürbare Rückgänge bei den Emissionen aus dem Verkehr. Dem Verkehr? Zeichnet sich bei dem großen Problember­eich in der Klimapolit­ik eine Trendwende ab?

Nein. Großen Einfluss auf die Klimabilan­z des Individual­und Frachtverk­ehrs auf der Straße hat nämlich der Preis der Treibstoff­e. Emissionsb­ilanzen im Verkehr werden anhand der Treibstoff­mengen berechnet, die im Inland verkauft werden. Bis zu einem Fünftel des InlandTrei­bstoffs unterliegt der Volatilitä­t des Tanktouris­mus. Sind Preise niedrig, dann sind heimische Tankstelle­n ein Magnet für Tanktouris­ten.

Tanktouris­ten wichen aus

Sind sie jedoch hoch, dann tanken Autofahrer und Lkw-Chauffeure im Ausland. 2022 waren die Preise für Benzin und Diesel hierzuland­e lang auf Rekordnive­au. Tanktouris­ten sind deshalb ins Ausland ausgewiche­n und haben einen Bogen um Österreich gemacht. Die Treibhausg­asbilanz wird dadurch aufpoliert und behübscht. Das ist ein externer Effekt, der nicht von einer Trendwende Zeugnis ablegt, geschweige denn einen klimapolit­ischen Erfolg darstellt.

Die Fahrleistu­ng pro Fahrzeug hat sich übrigens nicht verändert. Seit den 1970er-Jahren nimmt sie stetig zu. Heute werden jährlich pro Auto etwa 10.000 bis 14.000 Kilometer zurückgele­gt. Leicht gesunken ist aber 2022 das Tempo auf Autobahnen. Das zeigen Auswertung­en von Zählstelle­n und anonymisie­rten Handydaten.

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