Emissionen: Rückgang, aber keine Wende
Die Treibhausgasemissionen werden 2022 wieder sinken. Der Grund liegt im Ausland.
Wien. Gerade eben hat das Umweltbundesamt die Treibhausgasbilanz für 2021 veröffentlicht. Mit dem Anstieg wurde das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht. Für 2022 gibt es noch keine exakten Zahlen, es lässt sich vorerst nur eine grobe Abschätzung geben: Die Emissionen dürften sinken.
Der Rückgang wird vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen sein: auf den milderen Herbst und Winter und auf spürbare Rückgänge bei den Emissionen aus dem Verkehr. Dem Verkehr? Zeichnet sich bei dem großen Problembereich in der Klimapolitik eine Trendwende ab?
Nein. Großen Einfluss auf die Klimabilanz des Individualund Frachtverkehrs auf der Straße hat nämlich der Preis der Treibstoffe. Emissionsbilanzen im Verkehr werden anhand der Treibstoffmengen berechnet, die im Inland verkauft werden. Bis zu einem Fünftel des InlandTreibstoffs unterliegt der Volatilität des Tanktourismus. Sind Preise niedrig, dann sind heimische Tankstellen ein Magnet für Tanktouristen.
Tanktouristen wichen aus
Sind sie jedoch hoch, dann tanken Autofahrer und Lkw-Chauffeure im Ausland. 2022 waren die Preise für Benzin und Diesel hierzulande lang auf Rekordniveau. Tanktouristen sind deshalb ins Ausland ausgewichen und haben einen Bogen um Österreich gemacht. Die Treibhausgasbilanz wird dadurch aufpoliert und behübscht. Das ist ein externer Effekt, der nicht von einer Trendwende Zeugnis ablegt, geschweige denn einen klimapolitischen Erfolg darstellt.
Die Fahrleistung pro Fahrzeug hat sich übrigens nicht verändert. Seit den 1970er-Jahren nimmt sie stetig zu. Heute werden jährlich pro Auto etwa 10.000 bis 14.000 Kilometer zurückgelegt. Leicht gesunken ist aber 2022 das Tempo auf Autobahnen. Das zeigen Auswertungen von Zählstellen und anonymisierten Handydaten.