Qualen im Pflegeheim: Prozess-Start
Vier Angeklagte standen in St. Pölten vor Gericht.
Der mutmaßliche Tatort ist ein Pflegeheim in Sitzenberg-Reidling (Bezirk Tulln). Dort sollen drei Frauen im Alter von 33 bis 45 Jahren und ein 36-jähriger Mann hilfsbedürftige Bewohner misshandelt, gequält, sexuell missbraucht, beschimpft und bespuckt haben. Am Mittwoch begann im Landesgericht St. Pölten der Prozess gegen das Quartett.
Den Angeklagten – sie bekennen sich nicht schuldig – wird auch vorgeworfen, eigenmächtig Medikamente verabreicht zu haben, um Patienten ruhigzustellen. Die Anklagepunkte: Quälen und Vernachlässigen wehrloser Personen, fortgesetzte Gewaltausübung sowie sexueller Missbrauch von wehrlosen oder psychisch beeinträchtigten Personen. Die Staatsanwältin: „Es gab massive Misshandlungen an Opfern, die eigentlich in Obhut der Angeklagten standen, um die sie sich eigentlich kümmern mussten.“
Die Beschuldigten sollen von März 2020 bis März 2021 in einer WhatsApp-Gruppe über ihre berufliche Tätigkeit berichtet haben. Laut Anklage ging es den Pflegehelfern auch darum, unliebsame Bewohner mit zusätzlichen Medikamenten „ins Koma zu versetzen“. So hieß es etwa, dass Betroffene „gleich niedergespritzt werden“. Aus den Chats ergebe sich das „Bild eines Berufsverständnisses, das einfach nur abscheulich ist“, sagte die Staatsanwältin.
Nur „Blödsinn“geschrieben
Die 33-jährige Zweitangeklagte sagte nun vor Gericht, sie habe via WhatsApp „lauter Blödsinn“zum Frustabbau geschrieben. Dass sie eine gebrechliche Frau gestoßen habe, sodass diese zu Sturz kam, bestritt die Angeklagte. Die Dienstverhältnisse mit den vier Mitarbeitern wurden nach Bekanntwerden der Vorwürfe beendet. Die stark pflegebedürftigen Opfer sind nicht aussagefähig. Das Urteil könnte im März fallen. (APA)